A Royal New Year

Tag 3: Frei­tag, 30. Dezem­ber 2016
Mysti­cal – Auf das Wet­ter ist Ver­lass oder nicht?

„When the fog cle­ars, suns­hi­ne fol­lows.” – Bro­nie Ware

Ein erster Blick aus dem Fen­ster zeigt heu­te fast nichts, denn es ist neb­lig drau­ßen, so neb­lig, dass ich kaum die gegen­über lie­gen­de Stra­ßen­sei­te erken­nen kann. Was für ein Kon­trast zu gestern. So las­se ich mir etwas mehr Zeit bevor ich zum Früh­stück gehe und dann das Hotel ver­las­se. Da ich die­ses Mal nur Aus­flü­ge mache, habe ich auch kei­nen festen Tages­plan wie auf Rund­rei­sen, nur ein Liste mit Orten, die besu­chen könnte.

Ich ent­schei­de mich für eine Fahrt nach Süden. Mein erstes Ziel ist Pet­worth, eines der Anwe­sen des Natio­nal Trust, das auch jetzt im Win­ter geöff­net hat. Nicht alle Räu­me sol­len zu sehen sein, aber dafür Weih­nachts­de­ko­ra­tio­nen. Ich bin gespannt, denn hier­her habe ich es irgend­wie noch nie zuvor geschafft. Was mich lei­der auf der gan­zen Fahrt beglei­tet ist der Nebel, trotz­dem ist der Park­platz bei mei­ner Ankunft gut gefüllt. Die Bri­ten las­sen sich so schnell von nichts abhal­ten und genie­ßen ihre Weih­nachts­fe­ri­en. Ein­tritt brau­che ich kei­nen zu zah­len, denn ich habe mir wie­der den Tou­ring Pass des Natio­nal Trust gekauft. Dies­mal für eine Woche. Auch Par­ken ist so kosten­los, im Visi­tor Cen­ter bekom­me ich einen Schein zum Par­ken. So bin ich schon kur­ze Zeit spä­ter auf den Weg durch den Park, der das Her­ren­haus umgibt.

Es ist zwar wei­ter­hin neb­lig, aber im Park hat das irgend­wie etwas. Es sieht mystisch aus.

Etwas ange­nervt bin ich dann aller­dings beim Her­ren­haus selbst, denn der Nebel ist so dicht, dass ich nicht ein­mal das gan­ze Haus auf ein Foto bekomme.

Pet­worth Hou­se wur­de zwi­schen 1688 und 1696 erbaut, doch die Anfän­ge des Anwe­sens gehen viel wei­ter zurück. Bereits im 12. Jahr­hun­dert schenk­te Adel­heid von Löwen, die Wit­we von Hein­rich I., Pet­worth ihrem Halb­bru­der Joce­lin de Lou­vain. 1309 wird das Anwe­sen schon als befe­stig­ter Her­ren­sitz der Per­cys, Dukes of Nor­th­um­ber­land, genannt. Doch im 17. Jahr­hun­dert gelang­te Pet­worth durch Ver­er­bung in die Hän­de des Earl of Egre­mont. Und ein Earl of Egre­mont wohnt noch heu­te im Haus, aller­dings war die Fami­lie auf Grund hoher Erb­schafts­steu­ern gezwun­gen, das Haus an den Natio­nal Trust zu über­ge­ben. Die Fami­lie selbst besitzt nun ledig­lich ein Wohn­recht in Tei­len des Hauses.

Dann gehe ich ins Haus hin­ein, von dem auch nur eini­ge Räu­me im Win­ter zu besu­chen sind. Aber was ich hier zu sehen bekom­me, gefällt mir ganz und gar nicht. Weih­nach­ten und vene­zia­ni­sche Mas­ken gepaart mit moder­ner Kunst sind so irgend­wie gar nicht mein Geschmack. Ich fin­de es eher scheuß­lich, was man den gran­dio­sen Räu­men und ihren ehr­wür­di­gen Kunst­wer­ken hier antut. Ist es das was der Natio­nal Trust unter Weih­nachts­de­ko­ra­tio­nen ver­steht? Da bin ich ja echt gespannt, was mich noch so erwartet.

Da gefällt es mir im Park doch gleich wie­der viel bes­ser. Auch ohne Son­ne ist es ein schö­ner Spa­zier­gang zurück zum Parkplatz.

Die Weih­nachts­de­ko­ra­tio­nen in Pet­worth haben ja lei­der nicht so ganz mei­nen Geschmack getrof­fen. Moder­ne Kunst­aus­stel­lun­gen sind irgend­wie sel­ten etwas, das mich anspricht. Ich bin schon gespannt, was man sich bei mei­nem näch­sten Ziel hat ein­fal­len las­sen. In Stan­den war ich bereits ein­mal, aber außer­halb der Weihnachtszeit.

Stan­den wur­de 1892–1894 im Stil des Arts and Crafts für James Bea­le und sei­ne Frau Mar­ga­ret erbaut. Es wur­de zeit­le­bens nur von einer Fami­lie bewohnt und kam 1972, nach dem Tod der jüng­sten Toch­ter, in den Besitz des Natio­nal Trust und soll, im Gegen­satz zu vie­len ande­ren, fast kom­plett geöff­net sein.

Schon auf dem Weg vom Park­platz zum Haus ent­decke ich die ersten Deko­ra­tio­nen. Die Pfo­sten der Weg­wei­ser sind mit Strick­mu­stern deko­riert. Doch im Gegen­satz zu den vor­he­ri­gen Deko­ra­tio­nen gefällt mir das irgend­wie. Es gibt die­sem tri­sten Win­ter­tag einen fröh­li­chen Touch.

Doch die­se Muster sind nicht ein­fach nur so gehä­kelt wor­den, sie stam­men aus der Hand des bri­ti­schen Künst­lers Kaf­fe Fas­sett, der inter­na­tio­nal für den Gebrauch kräf­ti­ger Far­ben und sei­ne über 40 Bücher bekannt ist, in denen er Men­schen den Weg zu mehr Krea­ti­vi­tät zeigt. Von Janu­ar bis April 2017 wur­den sei­ne Wer­ke in Stan­den ausgestellt.

Zur Weih­nachts­zeit gab es aber noch einen beson­de­ren Weih­nachts­baum, den der Künst­ler extra für Stan­den deko­rier­te. Der gesam­te Schmuck wur­de von Kaf­fe Fas­sett in Hand­ar­beit her­ge­stellt und spä­ter an der Tan­ne selbst angebracht. 

Vor der Ein­gangs­tür war­te ich, bis geöff­net wird. Vor­mit­tags wer­den hier näm­lich geführ­te Tou­ren ange­bo­ten und erst ab 13 Uhr darf man auf eige­ne Faust ins Haus.

Und hier gefällt es mir auf Anhieb. Das Haus ist im Stil sei­ner Bewoh­ner deko­riert und nur an ganz weni­gen Plät­zen sind die Wer­ke von Kaf­fe Fas­sett platziert.

Alle Zim­mer sind dann aber doch nicht geöff­net und man­che tra­gen auch ihr Win­ter­kleid. Hier zeigt der Natio­nal Trust, wie die Häu­ser und Zim­mer, die geschlos­sen sind, über den Win­ter kon­ser­viert wer­den. Mmmm, ok, ich wür­de ja lie­ber die Möbel sehen, als wei­ße Stofftücher.

Die mei­sten Räu­me sind aber nor­mal ein­ge­rich­tet und fest­lich deko­riert. So ist auch das Ess­zim­mer weih­nacht­lich geschmückt und die Tafel für das Fest­essen angerichtet. 

Sogar einen Mistel­zweig gibt es im Tür­rah­men, so wie man sich das in Eng­land zu Weih­nach­ten vor­stellt. Ich bin rich­tig froh hier­her gefah­ren zu sein, nach­dem mir die Deko­ra­tio­nen in Mot­tis­font und Pet­worth so gar nicht gefal­len haben.

Als letz­ten Raum besich­ti­ge ich noch die Küche, die im Stil der 1920ziger Jah­re ein­ge­rich­tet ist.

Zufrie­den keh­re ich wie­der in die Stadt zurück. In Lon­don fah­re ich noch zu einem Bel­la Ita­lia Restau­rant, wo ich heu­te erst­mals zu Abend essen will. Außer­halb der Innen­stadt ist das gar kein Pro­blem und ich fin­de vor dem Restau­rant genü­gend freie Parkplätze.

Bel­la Ita­lia hat mir gefal­len und das Essen sehr gut geschmeckt, sodass dies bestimmt nicht mein letz­ter Besuch gewe­sen sein wird. Bevor es zurück ins Hotel geht, fah­re ich noch schnell zu ASDA ein­kau­fen. Ich habe ja einen Kühl­schrank auf dem Zim­mer, was in UK nicht immer der Fall ist, und kann so auch auf Vor­rat kaufen.

Mei­len: 123
Wet­ter: 2,5 – 4 Grad
Hotel: Hil­ton Croydon

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