Schloss Stolpe auf Usedom
Schloss Stolpe auf Usedom ist ein ganz besonderes Kleinod, das ich durch Zufall auf meiner Schlösser- und Herrenhaustour auf der Ostseeinsel entdeckt habe. Eigentlich hatte ich nur erwartet, ein Bild von dem Gebäude machen zu können, doch hinten der historischen Mauern versteckt sich ein komplett saniertes Schätzchen, das auf jeden Fall einen Besuch wert ist.
Ich beginne diese Rundfahrt im kleinen Ort Stolpe auf Usedom, in dem sich ein wahres Schätzchen verbirgt. Hier besaß schon im 13. Jahrhundert die Stolper Nebenlinie der Grafen von Schwerin Land und im 16. Jahrhundert begann der Bau eines Herrenhauses. Wahrscheinlich wurde das Haus im Dreißigjährigen Krieg in Mitleidenschaft gezogen, sodass zwischen 1690 und 1700 ein Wiederaufbau im Stil des Barocks durch Erdmann von Schwerin stattfand. Nachdem das Herrenhaus für rund 140 nicht im Besitz der Familie war, konnte man es 1895 zurückerlangen. Friedrich Graf von Schwerin war es schließlich, der dem Schloss sein heutiges Aussehen im Stil des Historismus gab. Nun ja, fast, denn nach der Enteignung durch die Bodenreform wurde das Haus zunächst arg verunstaltet und der Mittelteil 1949 gar komplett abgerissen.
In der DDR wurden die übrig gebliebenen Teiles des Hauses als Gaststätte sowie Ferienlagen genutzt, und im Laufe der Zeit verschwanden Schmuckelemente und sogar die markanten Türme des Hauses. Eine Schautafel im Schloss zeigt eindrücklich, in welchem erbärmlichen Zustand sich das Gebäude 1990 befand. Da sich auch nach der Wende lange Zeit nichts tat und das Schloss vom Verfall bedroht war, kam es schließlich 1996 in den Besitz der Gemeinde Stolpe. Das stellte sich als Glücksfall heraus, denn die Gemeinde begann mit einer umfassenden Restaurierung und ließ sogar die Türme wieder aufbauen.
Inzwischen ist die Restaurierung fast fertig und Schloss Stolpe kann wieder besucht werden. Das ist sogar kostenlos möglich und ich kann mich auf eigne Faust im Gebäude umsehen. Los geht es in der Kaminhalle, die sich in dem Teil des Hauses befindet, der aus dem 16. Jahrhundert erhalten geblieben ist. Die Kaminhalle ist heute wieder in dem Zustand zu sehen, in dem sie um 1900 gewesen ist, komplett mit Galerie und interessanten Wandverzierungen.
In der Kaminhalle wird dem Besucher auf einer Schautafel auch die Familie nähergebracht. Das Anwesen eines anderen Zweiges der Familie habe ich in der Uckermark bei Wolfshagen besucht.
Von der Kaminhalle können fast alle Räume im Erdgeschoss besucht werden. Ich starte im ehemaligen Speisesaal, der heute für Veranstaltungen genutzt wird. Besonders aufwendig wurde hier die große Stuckdecke restauriert.
Als Nächstes gelange ich in die gräfliche Bibliothek, von der nichts mehr erhalten geblieben ist. So wurde der Raum nach alten Befunden restauriert und Regale im Stil von 1900 eingebaut. Der grüne Salon hingegen war in einem recht guten Zustand, sodass vor allem Decke als auch Fußboden erhalten werden konnten. Das Mobiliar ist allerdings nicht original und wurde im Stil der Zeit nachgekauft.
Wie der zurück in der Kaminhalle geht es für mich über die große Treppe hinauf in das Obergeschoss. Dabei sticht vor allem der Deckenleuchter ins Auge. Auch zu Zeiten der Grafen von Schwerin gab es hier einen schmiedeeisernen Leuchter, der aber verloren gegangen ist. Das heutige Exemplar wurde aber auch extra für das Schloss handgefertigt.
Im Obergeschoss gelange ich zunächst in das gräfliche Schlafzimmer mit angeschlossenem Bad. Was zunächst auffällt, ist die niedrige Deckenhöhe. Das liegt daran, dass während des Umbaus um 1900 die Fußböden angehoben wurde, um den Räumen im Erdgeschoss höhere Decken zu geben. Die Gestaltung der Räume stützt sich auf denkmalpflegerische Befunde und ist im Jugendstil erfolgt. Während die Möbel wieder nur im Stil der Zeit nachgekauft wurden, sind die Ausstellungsstücke im Wandschrank Originale und stammen aus dem Besitzt der letzten Eigentümer, Freda und Friedrich von Schwerin.
Weitere Räume im Obergeschoss wurden früher als Gästezimmer genutzt, sind aber heute anderen Bestimmungen zugeführt worden, sodass sie für Veranstaltungen nutzbar sind. Auch Hochzeiten werden im Schloss durchgeführt.
Nach dem Ende meines Rundgangs durch das Obergeschoss schaue ich mich noch einmal in der Kaminhalle um. Dieses umrunde ich sie auf der Galerie und habe so einen tollen Blick in den Raum und auf den schmiedeeisernen Leuchter.
Nach der Innenbesichtigung führt mich der Weg in den Garten. Während das Gebäude inzwischen fast fertig saniert ist, wird hier allerdings noch fleißig gearbeitet, sodass dieser Bereich noch nicht betreten werden konnte.
Zum Anwesen gehört auch der Schlossflügel, der durch den Abriss des Mittelteils ein eigenständiges Gebäude geworden ist. Diesen Bau kann ich nur von außen besichtigen, da hier Ferienwohnungen untergebracht sind.
Ebenfalls zum Ensemble gehört das Nebengebäude, welches früher als Stallung und Orangerie genutzt wurde. Heute befindet sich hier ein Restaurant mit angeschlossenem Eventbereich.
Damit endet mein Besuch des Schlosses Stolpe, das ein wirkliches Schmuckstück geworden ist. Es ist toll, dass sich die Gemeinde sowie ein Förderverein so für die Erhaltung dieses historischen Gebäudes einsetzen. Auf dem Weg zu meinem Auto entdecke ich noch die kleinen Schweinchen vor dem Restaurant und auf dem Dorfteich, die mich an die Berliner Buddy-Bären erinnern.
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