Schlösser und Herrenhäuser südlich von Stettin, Polen
Für diese Schlösser- und Herrenhaustour habe ich mich auf Spurensuche begeben, auf Spurensuche in Polen. Nachdem ich zum ersten Mal rund um Danzig nach alten Adelspalästen gesucht habe, war ich dieses Mal südlich von Stettin unterwegs. Allerdings war diese Tour etwas anders als ich erwartet habe und die Funde mehr als interessant.
Alle Häuser, die ich auf dieser Tour besucht habe, gehörten einst preußischen Adligen und fast alle wurden um 1860 in einem der Bildbände von Alexander Duncker vorgestellt. Somit gibt es auch eine Ansicht von fast jedem Haus aus jener Zeit.
Inhalt
Gut Kloxin
Meine Tour führt mich in das Dorf Kłodzino, das einst Kloxin hieß. Hier soll ein Gutshaus der Familie von Randow stehen, doch das zu finden, ist gar nicht so einfach. Zunächst entdecke ich nur dieses verwilderte Gelände, doch meinen Aufzeichnungen zufolge muss sich hier das Gutshaus befinden oder befunden haben.
Das verwilderte Gelände scheint verlassen und wird anscheinend regelmäßig für Partys genutzt, wenn man dem Müll in den Büschen glauben darf.
Ich will schon umkehren, da sehe ich ein Gebäude durch das Geäst durchschimmern. Zu erreichen ist es aber von dieser Seite nicht, denn das Gebüsch ist einfach zu dicht. Aber ich habe definitiv das Gutshaus Kloxin gefunden.
Gegründet wurde das Dorf um 1240 von den Herzögen von Pommern und wie so oft, gingen Gut und Dorf über die Jahrhunderte durch viele Hände. Lange Zeit gehörte es der Familie von Küssow sowie der Familie von Damm. Ab 1828 ist die Familie von Thorein als Eigentümer eingetragen. Im Jahr heirateten Auguste Henriette Philippine Thorein und Ernst Heinrich von Randow. Am 24. Juni 1835 kaufte der frisch gebackene Ehemann seiner Schwiegermutter Johanna das Gut mit 5000 Morgen Land ab und zu jener Zeit wurde auch das Gutshaus errichtet. Vor rund 150 Jahren war das Haus noch das Zentrum einer wunderschönen Anlage, wie im Dunckerschen Bildband zu sehen ist.
Nach dem Krieg wurde auch dieses Gut enteignet und als staatlicher landwirtschaftlicher Betrieb geführt. Wann genau das Gutshaus aufgegeben wurde, konnte ich nicht herausfinden. Aufgrund des Bewuchses und des Verfalls muss das aber schon etliche Jahre her sein.
Ich fahre mit dem Auto nochmals um das Gelände herum und kann von hier noch ein wenig mehr vom alten Gutshaus ausmachen.
Besser erhalten sind noch einige der Nebengebäude der Gutsanlage, aber auch sie scheinen inzwischen verlassen zu sein.
Schloss Succow
Für mich geht die Fahrt nun weiter nach Żuków. Auch hier soll sich ein Herrenhaus befunden haben. Das zu finden stellt sich etwas einfacher dar, denn am Ortsausgang sind Teile des Gebäudes bereits durch die Baumwipfel zu sehen.
Schon aus einiger Entfernung sind die vielen Verzierungen an dem Backsteinbau zu erkennen, die erstaunlicherweise noch heute erhalten sind. Nicht dazu passt das hässliche Wellblechdach, das wohl in der Nachkriegszeit aufgesetzt wurde.
Das Dorf Succow an der Plöne ist ein uraltes Lehen der Familie von Schöning. Bereits 1477 erhielt die Familie den Lehsbrief. Ein gewisser Lüdecke von Schöning war übrigens zu jener Zeit mit einem Fräulein von Küssow verheiratet, deren Familie das Gut Kloxin besaß. Das Gut Succow blieb über die Jahrhunderte im Besitz der Familie von Schöning, bis es ein Hermann Richard von Schöning im Jahr 1874 erbte. Er war es, der 1877 bis 1878 das noch erhaltene Schloss erbauen ließ, das noch in einem der letzten Bücher von Alexander von Duncker zu finden ist.
Entworfen wurde der Bau wurde von Plänen von Louise von Schöning, von Bauunternehmer war Ferdinand Neubarth aus Wriezen errichtet.
Das Gebäude wurde im eklektischen Stil erbaut, der Elemente des Arkaden- und Neugotikstils vereint. Es bezieht sich wohl auf die Hannoversche Schule aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals wurden Gebäude aus unverputztem Backstein im Arkadenstil mit neugotischen Elementen gebaut.
Sehr schön zu sehen ist an diesem Schloss noch, dass drei der Ecken abgestumpft wurden, während es an der vierten Ecke einen Turm gibt.
Bei meinem Besuch war das Gelände komplett verwildert und das Gebäude verlassen. Nach dem Krieg wurde es lange Zeit als Wohnheim für Mitarbeiter des staatlichen Landwirtschaftsbetriebes genutzt. In den 1990er Jahren wurde das Obergeschoss jedoch aufgegeben und nur im Erdgeschoss befanden sich noch zwei Läden. Auch diese sind inzwischen aber längst ausgezogen und die Fenster alle herausgeschlagen. Die Türen stehen ebenfalls offen, hinein wage ich mich jedoch nicht, denn das Gebäude sich nicht mehr ganz stabil aus.
Ich schaue mir stattdessen noch die gelben Terrakotta-Verzierungen an, die die Jahrzehnte erstaunlich gut überstanden haben, bevor ich weiterfahre.
Schloss Lübtow
Mich führt der Weg nun nach Lubiatowie, wo sich das Schloss Lübtow befindet. Dieser Bau war ebenfalls im Besitz der Familie von Schöning und gehörte um 1890 einem Friedrich Wilhelm von Schöning, der auch das noch erhaltene Schloss erbauen ließ. Das Gebäude ist in Privatbesitz und bewohnt, weswegen ich es nur von der Straße aus anschauen kann.
Im 19. Jahrhundert gab es noch ein zweites Herrenhaus der Familie von Schöning in Lübtow, das wohl jenes ist, das auch im Duncker Bildband abgebildet ist. Von diesem Bau ist allerdings nichts mehr erhalten.
Gut Schönwerder
Meine Suche nach alten Herrenhäusern führt mich nach Ziemomyśl, einem alten Gut, das unter dem Namen Schönwerder geführt wurden und durch Erbteilung in die Bereich A und B unterteilt wurde. Ich gelange zunächst in den Teil A, wo ich auf diese Kirchenruine stoße.
Neben der Kirche ist noch die alte Toreinfahrt zum Friedhof zu erkennen. Gräber kann ich auf dem verwilderten Gelände aber nicht mehr entdecken.
Das Gotteshaus selbst wurde bereits Mitte des 13. Jahrhunderts von Zisterziensern aus Granitblöcken erbaut.
Besonders am Giebel ist noch schön der Stil der Frühgotik zu erkennen, in dem die Kirche einst errichtet wurde.
Direkt an die Kirche angrenzend befand sich das Gut Schönwerder A, das bis ins 18. Jahrhundert der Familie von Blankensee gehörte und 1794 in den Besitz der Familie von Bonin gelangte, die hier bis 1945 ansässig war. Vom Gut ist noch ein völlig verwilderter Schlosspark erhalten, das Schloss selbst wurde 1945 zerstört. So bleibt nur die alte Lithografie im Dunckerschen Bildband.
Nach kurzer Fahrt über eine holprige Kopfsteinpflasterstraße erreiche ich Ziemomyśl B, früher Schönwerder B. Auch dieses Gut gehörte der Familie von Blankensee, genauer gesagt wurde es um 1765 nach der Erbteilung durch Aegidus Christian von Blankensee gegründet. Er nannte das Anwesen ursprünglich aber Luisenhof nach ältesten Tochter Sophie Louise von Blankensee. Ab 1844 gehörte aber auch dieses Gut der Familie von Bonin, die es ebenfalls bis 1945 ihr Eigentum nannte. Auch von diesem Gutshaus ist leider nichts mehr erhalten, sodass hier ebenfalls nur die Lithografie an das Anwesen erinnert.
Schloss Schlagenthin
Spuren eines weiteren Anwesens versuche ich schließlich in Sławęcin, einst Schlagenthin zu finden. Doch auch hier ist von dem alten Gut, das von 1333 bis 1752 ein Lehen der Familie von Blankensee war, nicht mehr viel zu sehen. Ein paar Bäume und eine alte Zufahrt kann ich noch finden, doch alles andere ist im Laufe der Zeit verschwunden.
Im 19. Jahrhundert gab es hier jedoch ein prächtiges Schloss, das 1854 bis 1857 von Karl Hermann von Eben erbaut wurde. Bereits 1829 kaufte sein Vater Wilhelm Ferdinand von Eben das Anwesen. Im Jahr 1890 wechselte nochmals der Besitzer, als die Familie Otto das Schloss erwarb. Bereits 1932 wurde ein Teil der Gutsfläche verkauft und aufgesiedelt, das Schloss selbst blieb aber in Familienbesitz. Die letzte Eigentümerin bis 1945 war Gertrud Otto, die sich mit ihrem Mann 1945 noch auf dem Anwesen befand, als die Rote Armee Schlagenthin besetzte. Ihr Mann wurde alsbald verdächtigt, einen Anschlag auf die Truppen verübt zu haben und auf der Stelle erschossen. Das Schloss wurde über ihm angezündet. Die Ruine blieb noch bis in die 1970er Jahre erhalten, bevor auch sie abgerissen wurde. So bleibt mir zum dritten Mal nur ein Blick auf die alte Lithografie.
Schloss Hohenziethen
Etwas mehr Erfolg habe ich schließlich wieder in Sitno, das ich nach einer etwas längeren Fahrt erreiche. Hier ist noch heute das alte Gutshaus erhalten, das inzwischen wieder in Privatbesitz ist und seit rund fünfzehn Jahren saniert wird.
Wer und wann genau das heutige Schloss erbaute, konnte ich nicht abschließend eruieren, was jedoch sicher ist, dass sich das Anwesen sehr lange Zeit im Besitz der Familie von Burgsdorff befunden hat. So wurde unter anderem Georg Ehrentreich von Burgsdorff im Jahr 1603 hier geboren, der später Gouverneur der Festung Küstrin war. Durch Heirat kam das Anwesen schließlich in den Besitz der Familie von Loeben und wechselte später immer wieder den Besitzer. Lange Zeit wurde das Gut von der Ritterschaftlichen Darlehenskasse in Berlin verwaltet.
Nach der Enteignung 1945 wurde das Haus von der Gemeinde genutzt. So wurde hier unter anderem ein Kulturzentrum mit einer Theaterbühne eingerichtet. Die neuen Eigentümer haben diese Einbauten allerdings inzwischen entfernt und versuchen, die alten Farben wieder an die Wände anzubringen.
Schloss Mulkenthin
Einen letzten Stopp lege ich auf meine Rückfahrt nach Stettin noch am Schloss Mulkenthin ein. Im Gegensatz zu allen anderen Häusern, die ich heute besucht habe, ist dieses Anwesen sehr schön restauriert worden. Mehr als ein Blick durch den Zaun ist für mich allerdings auch hier nicht möglich.
Mulkenthin war vom 15. Jahrhundert bis 1790 ein Lehen der Familie von Weyher und ging anschließend durch viele Hände, bevor es in den Besitz der Familie von Löper unter der wahrscheinlich das noch erhaltene Herrenhaus erbaut wurde. Nach dem Krieg war das Haus Teil eines Staatsgutes und wurde zu Wohnzwecken umgebaut, seit 2002 gehört es zur Universität von Stettin und kann deshalb nicht besichtigt werden.
Ein langer Tag neigt sich dem Ende zu, als ich Stettin wieder erreiche. In der Region gibt es noch viel mehr Schlösser und Herrenhäuser, doch die müssen auf eine andere Reise warten, die aber sicherlich kommen wird.
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