Grenzmuseum Schifflersgrund, Hessen
Tief im Herzen Deutschlands, an der Grenze zwischen Thüringen und Hessen, liegt das erste Grenzmuseum der Bundesrepublik. Bereits am 3. Oktober 1991 wurde dieses Kleinod Deutsch-Deutscher Geschichte eröffnet und zeigt bis heute die perfiden Grenzanlagen, die von der DDR hier errichtet wurden.
Es ist ein sonniger Tag, der schöner kaum sein könnte, als ich durch das beschauliche Bad Sooden-Allendorf in Hessen fahre. Über eine einspurige Straße mit Ausweichstellen verlasse ich den Ort und fahre immer weiter, einen Hügel hinauf und durch tiefe Wälder. Doch die werden jäh unterbrochen, als ich die Senke Schifflersgrund erreiche. Hier sehe ich sie noch vor mir, die fast unüberwindbare Grenze, die Deutschland für so viele Jahre teilte. Heute liegt alles so friedlich da und es ist kaum vorstellbar, dass hier einst Todesschützen unterwegs und Sprengfallen aufgestellt waren.
Gleich hinter der Senke liegt der Parkplatz zum Grenzmuseum. Fünf Euro kostet der Eintritt und dann befinde ich mich auch schon mittendrin, im Ausstellungsgelände Schifflersgrund.
Über alte Betonplattenwege führt der Weg auf das Gelände. Und diese Platten sind trotz intensiver Nutzung noch immer völlig intakt. Überragt wird das Museum aber von dem Wachturm, der hier schon zu Zeiten des Kalten Krieges stand.
Als Erstes fällt mir ein Stück alter Grenzzaun auf. Hier war es keine Mauer, die Deutschland teilte, sondern dieser engmaschige Zaun. Sogar die Halterungen für die Sprengfallen sind daran noch zu entdecken, ebenso wie die riesigen Suchscheinwerfer, die davor aufgestellt wurden.
Grenzpfähle waren auf beiden Seiten aufgestellt, damit rechtzeitig zu erkennen war, wo die Grenze verläuft. Links der Pfahl auf DDR Seite, rechts der Pfahl der Bundesrepublik.
Im mehreren Gebäuden sind auch kleinere Ausstellungsstücke zu sehen, die der Arbeitskreis Grenzinformation e.V. zusammengetragen hat.
Dazu gehören auch Geldnoten sowie Münzen aus der DDR und …
… Uniformen der Grenztruppen.
Wieder draußen entdecke ich weitere Fahrzeuge aus Ost und West. Viele von ihnen gehörten den Alliierten, die auf beiden Seiten der Grenze agierten.
Aber auch einige herkömmliche Fahrzeuge aus der DDR wurden im Museum zusammengetragen.
Ein ganz besonderes Mahnmal ist der Bagger, der hier an einem Stück Zaun aufgebaut wurde. Am 29. März 1982 arbeitete Heinz-Josef Große mit solch einem Bagger an der Grenze. Als die Grenzsoldaten, die bei ihm abgestellt sind, sich ein wenig entfernten, legte Große seinen Frontlader auf den mit Minen geschützten Zaun und kletterte darüber. Das gelingt ihm auch, doch bei seiner anschließenden Flucht den Hang der Senke hinauf, wird er von einer Kugel tödlich im Rücken getroffen. Die Grenzer hatten seine Flucht bemerkt und geschossen. Das alles geschah genau hier, wo heute das Museum eingerichtet ist, das auch an ihn erinnert.
Auch Kunstwerke sind auf dem Museumsgelände zu sehen. Sie alle beschäftigen sich mit der Wiedervereinigung und dem Tag, an dem Deutschland wieder eins wurde.
Mir hat das Museum sehr gut gefallen und ich kann einen Besuch nur empfehlen. Ich finde es wichtig, die Zeit der Deutschen Teilung nicht zu vergessen und auch nicht zu verklären, wie es leider nur zu oft passiert. Hier ist die Grenze, dieser Todesstreifen, der Familien und Freunde, Orte und Landschaften trennte, ja sogar zwei Welten aufeinander prallen ließ, noch zum Greifen nah. Selbst wer die Grenze zuvor nie gesehen hat, kann hier noch einen Eindruck bekommen, wie es war, damals, als an dieser Stelle der Ostblock und die NATO aufeinander trafen.
Grenzmuseum Schifflersgrund
Platz der Wiedervereinigung 1, 37318 Bad Sooden-Allendorf
täglich 10–17 Uhr
Eintritt: 5 Euro (2020)
Artikel aus der Reihe Deutsch-deutsche Teilung:
Deutsch-deutsche Teilung – Auf Spurensuche an der ehemaligen Grenze
Grenzhus Schlagsdorf, Mecklenburg-Vorpommern
Grenzmuseum Schifflersgrund, Hessen/ Thüringen
DDR-Grenzbahnhof Probstzella, Thüringen
Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, Sachsen-Anhalt
Grenzdenkmal Hötensleben, Sachsen-Anhalt
Gedenkstätte Point Alpha, Thüringen/ Hessen
Ostsee-Grenzturm Kühlungsborn, Mecklenburg-Vorpommern
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