VIVA FLORIDA 500


TAG 12: Diens­tag, 26.02.2013
Into the Wild – durch die Ever­glades nach Ft. Myers

Nach mei­ner Abrei­se aus Home­stead ste­hen heu­te noch ein letz­tes Mal die Ever­gal­des auf dem Pro­gramm. Über die SR 997 fah­re ich nach Nor­den zum Tami­ami Trail. Mein erstes Ziel, Shark Val­ley. Aller­dings habe ich mich recht schnell gegen die Tram Tour ent­schie­den und ein Fahr­rad aus­lei­hen möch­te ich allein auch nicht. Und so wan­de­re ich, wie eini­ge ande­re Foto­gra­fen auch, ein­fach ein Stück den Weg ent­lang, immer in der Hoff­nung, inter­es­san­te Tie­re vor die Kame­ra zu bekommen.

Shark Valley

Shark Valley

Shark Valley

Shark Valley

Shark Valley

Shark Valley

Nach unge­fähr einer Stun­de fah­re ich wei­ter, denn der Him­mel zieht sich hier auch immer mehr zu und ein fri­scher Wind kommt auf. Für den heu­ti­gen Nach­mit­tag sind Schau­er ange­sagt und ich möch­te aber unbe­dingt noch die Loop Road fah­ren. Der Weg bis zum Abzweig dau­ert dann auch län­ger als geplant, denn auf der US 41 fin­den der­zeit umfang­rei­che Bau­ar­bei­ten statt, die ein Vor­an­kom­men oft nur ein­spu­rig ermög­li­chen. Als es dann end­lich mal wie­der etwas zügi­ger vor­an­geht bin ich so froh, dass ich fast den Abzweig zur Loop Road ver­pas­se. Aber ebend nur fast.

Loop Road

Loop Road

Loop Road

Loop Road

Loop Road

Loop Road

Loop Road

Loop Road

Loop Road

Loop Road

Nach­dem ich am ande­ren Ende der Loop Road wie­der auf die US 41 sto­ße, lege ich noch einen kur­zen Zwi­schen­stopp, wie immer wenn ich die­se Strecke fah­re, am klein­sten Post­amt der USA ein und ver­schicke auch gleich zwei Post­kar­ten. Eigent­lich war das klei­ne Gebäu­de nur ein Schup­pen für Bewäs­se­rungs­an­la­gen doch nach einem ver­hee­ren­den Brand im Ocho­pee Gene­ral Store und Post Office im Jahr 1953 wur­de drin­gend ein neu­es Gebäu­de gebraucht. So wur­de der Schup­pen zum Post­amt umfunk­tio­niert. Und seit jenem Tag ist es das auch geblieben.

Kleinstes Postamt der USA

Wäh­rend der Wei­ter­fahrt Rich­tung Westen bes­sert sich das Wet­ter etwas. Die Wol­ken­decke reißt auf und die Son­ne scheint auch immer wie­der. Nur der Wind wird immer stär­ker. Trotz­dem ent­schlie­ße ich mich nach Ever­glades City zu fah­ren und dem dor­ti­gen Visi­tor Cen­ter auch einen Besuch abzu­stat­ten. Hier wer­den gera­de Tickets für die 10.000 Islands Boots­tour ver­kauft und so ent­schlie­ße ich mich spon­tan dort mitzufahren.

Everglades National Park

Zuerst führt die Fahrt durch einen klei­nen Kanal aus dem Hafen von Ever­glades City her­aus, bevor wir in das Gebiet der 10.000 Islands kom­men. Die­se Sei­te des Ever­glades Natio­nal­park kann­te ich bis jetzt noch gar nicht und bin des­halb umso gespann­ter auf den Rest der Tour. Vor­bei an klei­nen Inseln, die oft fast nur aus Man­gro­ven bestehen, führt die Fahrt immer wei­ter Rich­tung Golf von Mexi­ko. Des­halb ist das Was­ser hier auch eine Mischung aus Salz- und Süß­was­ser und in dem kön­nen nur die Man­gro­ven überleben.

Everglades National Park

Unter­wegs ent­decke ich immer wie­der die ver­schie­den­sten Vogel­ar­ten. Unter ihnen auch Fisch­ad­ler oder einen wei­ßen Peli­kan, der zum über­win­tern aus Kana­da in die Ever­glades gekom­men ist.

Everglades National Park

Everglades National Park

Auch Del­phi­ne zei­gen sich auf die­ser Fahrt. Doch sind sie so schnell, dass ich sie kaum vor die Lin­se bekom­me und nach eini­ger Zeit auf­ge­be, um das Schau­spiel lie­ber mit eige­nen Augen zu bewundern.

Etwa 90 Minu­ten fah­ren wir durch die 10.000 Islands bevor es zurück nach Ever­glades City geht. Und auf der Rück­fahrt höre ich dann eine gar unglaub­li­che Geschich­te, die sich spä­ter noch fort­set­zen wird, aber das ahne ich momen­tan noch nicht. Unser Cap­tain erzählt uns, dass in den 80ziger Jah­ren fast 80% der männ­li­chen Bevöl­ke­rung im Dro­gen­schmug­gel tätig waren und dadurch reich wur­den. Dum­mer­wei­se haben Eini­ge danach mit dem Geld nur so um sich gewor­fen, sodass die Regie­rung irgend­wann dar­auf auf­merk­sam wur­de und das FBI und die DEA schick­te. Die ermit­tel­ten und nah­men dann fast alle Män­ner fest. Vor Gericht beka­men sie aller­dings kei­ne sehr hohen Stra­fen, da die mei­sten gestän­dig waren. Die höch­ste ver­häng­te Stra­fe waren 3 1/​2 Jah­re Gefängnis.

Mit die­ser Geschich­te im Kopf fah­re ich auch noch das letz­te Stück der Stra­ße von Ever­glades City nach Cho­ko­los­kee. Dort ent­decke ich ein Hin­weis­schild, dass die Small­wood Store Sta­te Histo­ric Site ankün­digt. Ich bin neu­gie­rig gewor­den und beschlie­ße, die­sen Ort zu besuchen.

Smallwood Store

Schon seit mehr als 2000 Jah­ren sie­deln Men­schen auf Cho­ko­los­kee Island. Die ersten wei­ßen Sied­ler erreich­ten die Insel Ende des 19. Jahr­hun­derts. Die Besied­lung brach­te auch die Nach­fra­ge nach einem Geschäft und einer Post mit sich. Die­ser Bedarf wur­de durch den Small­wood Store gedeckt. Ted Small­wood grün­de­te sein Geschäft im Jahr 1906 an die­sem ent­le­ge­nen Außen­po­sten der Zivilisation.

Smallwood Store

Small­wood kauf­te Fel­le, Häu­te sowie Obst und Gemü­se und ver­sor­ge­te die hier leben­den Men­schen mit allem, was sie zum täg­li­chen Leben brauch­ten. Noch bis 1982 war das Geschäft geöff­net. Nach sei­ner Schlie­ßung blieb es vie­le Jah­re unan­ge­ta­stet, bis Ted Small­woods Enke­lin sich dazu ent­schloß, den Laden als Muse­um wie­der zu eröff­nen. Heu­te bie­tet der Small­wood Store einen sel­te­nen und sehr authe­ti­schen Ein­blick in die Pio­nier­zeit von Florida.

Smallwood Store

Smallwood Store

Smallwood Store

Als ich mich im Small­wood Store umse­he, tref­fe ich auch auf Dan­dy. Der klei­ne Misch­lings­rü­de und sein Herr­chen, Autor Rick Magers, sind heu­te zu einer Signier­stun­de hier. Im Ange­bot ist, neben ver­schie­de­nen Roma­nen von Rick Mager, auch ” It’s a dogs life”, ein Buch über das Leben von Dan­dy. Schon der Buch­rücken­text fas­zi­niert mich, denn die­ser klei­ne Hund hat­te es wirk­lich nicht immer leicht. Kur­ze Zeit spä­ter wan­dert ein Exem­plar in mei­ne Tasche. Den Kauf­preis spen­det der Autor übri­gens jeden Monat an eine ande­res Tier­heim, eine net­te Idee wie ich finde.

Smallwood Store

Über das Buch kom­me ich dann auch ins Gespräch mit Rick Magers. Und hier erfah­re ich schier unglaub­li­ches. Zuerst spre­chen wir etwas über Deutsch­land und Ber­lin. Auch Rick Magers war schon dort, aller­dings zum letz­ten Mal 1986. Und wie es manch­mal so ist, ent­wickelt sich die­ses Gespräch in eine völ­lig unvor­her­ge­se­he­ne Rich­tung. Ich hat­te ja etwas wei­ter oben von den Dro­gen­schmug­gel­ak­ti­vi­tä­ten der Ein­woh­ner von Ever­glades City erzählt. Auch Rick Magers mach­te so ein Ver­mö­gen. Ich kann es kaum fas­sen und es wird noch bes­ser. Magers erzählt wei­ter, dass er schon früh Ver­dacht schöpf­te, dass das FBI und die DEA einen Spit­zel in den Ort ein­ge­schleußt hat­ten und er setz­te sich gera­de noch recht­zei­tig nach Mit­tel­ame­ri­ka ab. Dort leb­te er 4 Jah­re, bis sich die gan­ze Auf­re­gung gelegt hat­te. Danach kehr­te er in die USA und nach Flo­ri­da zurück und lebt seit­dem wie­der hier in der Ever­glades City/​ Cho­ko­los­kee Island Gegend. Ich bin sprach­los, was für eine Geschichte.

Smallwood Store

Auf der Rück­fahrt zur US 41 ent­decke ich die­se Peli­ka­ne am Was­ser. Da kann ich natür­lich nicht vor­bei­fah­ren. Irgend­wie mag ich die­se Vögel und foto­gra­fie­re sie auch sehr gerne.

Pelikan bei Everglades City

Pelikan bei Everglades City

Pelikan bei Everglades City

Pelikan bei Everglades City

Pelikan bei Everglades City

Als ich mich Ft. Myers nähe­re, zieht sich der Him­mel dann end­gül­tig zu, sodass ich gleich bis zu mei­nem Hotel durch­fah­re. Kaum habe ich ein­ge­checkt und bin zu mei­nem Zim­mer gefah­ren, fängt es auch schon an zu reg­nen. Des­halb wer­den auch wei­te­re Besich­ti­gungs­plä­ne sowie ein Strand­be­such gestri­chen oder auf mor­gen ver­scho­ben und ich gehe lie­ber einkaufen.

La Quinta Inn Central, Ft. Myers

Mei­len: 204
Wet­ter: hei­ter, spä­ter wol­kig mit Schauern/​ 24–28 Grad
Abend­essen: Bob Evan’s
Hotel: La Quin­ta Inn Central

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