The third Time is a Charm – England im Herbst

Tag 5: Diens­tag, 10. Okto­ber 2017
Gar­den­land – Bour­ne­mouth nach Bristol

„The coun­try­si­de, par­ti­cu­lar­ly, is very good for my head.” – Kate Winslet

Es ist lei­der immer noch bedeckt, als ich Bour­ne­mouth heu­te Mor­gen ver­las­se. Es geht wie­der Rich­tung Westen, genau­er gesagt auf die Isle of Portland.

Mein erstes Ziel sind die berühm­ten olym­pi­schen Rin­ge. Errich­tet wur­den sie 2012 anläss­lich der Olym­pi­schen Spie­len, deren Segel­wett­be­wer­be hier aus­ge­tra­gen wur­den. Eigent­lich stand die 2,50 Meter hohe, 3,80 Meter brei­te und neun Ton­nen schwe­re Sta­tue am Bahn­hof von Wey­mouth, wur­de nach den Spie­len aber hier­her versetzt.

Da sich vie­le Leu­te nicht an die Schil­der gehal­ten haben und auf den Rin­gen her­um­ge­klet­tert sind, sind die­se übri­gens seit dem Som­mer 2018 ein­ge­zäunt, da man befürch­te­te, dass sie umkip­pen könn­ten. Scha­de, denn schö­ne Bil­der sind so nicht mehr möglich.

Nicht weit ent­fernt ist auch der 41 Meter hohe Port­land Bill Leucht­turm zu fin­den, der auf einer Land­zun­ge steht, die in den Ärmel­ka­nal hin­ein­reicht. Man kann ihn auch bestei­gen, doch dar­auf ver­zich­te ich heu­te, denn das Wet­ter ist nicht so toll, beson­ders der Wind ist sehr stark.

Ich ver­las­se die Isle of Port­land wie­der, doch weit fah­ren muss ich nicht bis zu mei­nem näch­sten Zie­le. Am Stadt­rand von Wey­mouth lie­gen die Abbots­bu­ry Sub­tro­pi­cal Gar­den, die ich als Näch­stes besu­chen will. Hier muss ich wie­der kei­nen Ein­tritt zah­len, denn der ist schon durch mei­ne HHA-​Mitgliedschaft abgegolten.

Ange­legt wur­de der schö­ne Gar­ten bereits 1765, als der Earl of Ilche­ster hier ein neu­es Anwe­sen errich­ten ließ. Das Haus brann­te aller­dings 1913 kom­plett ab und so bliebt nur der Gar­ten zurück, der heu­te noch von der Fami­lie ver­wal­tet wird. Beson­ders der 4. Earl of Ilche­ster erwei­ter­te das Are­al im 19. Jahr­hun­dert und ließ vie­le exo­ti­sche Pflan­zen auf das Gelän­de bringen.

Die beson­de­re Lage von Abbots­bu­ry in einem klei­nen, abge­schirm­ten Tal, das zum Meer abfällt, macht es mög­lich, dass hier vie­le Pflan­zen wach­sen, die sonst nur in Gewächs­haus über­le­ben wür­den. In beson­ders stren­gen Win­tern kann es jedoch Ver­lu­ste geben, die dann ersetzt wer­den müssen.

Ich strei­fe durch die wun­der­vol­le Anla­ge und sehe ich über­all um. Die­ser Gar­ten ist ein­fach toll. Es gibt vie­le ver­schlun­ge­ne Wege und hin­ter jeder Ecke etwas Neu­es zu erkunden.

Gegen Mit­tag fah­re ich wei­ter. Unter­wegs hal­te ich an einem Tes­co, um mir einen Lunch Deal zu kau­fen. Das mache ich immer sehr ger­ne, denn ich mag die Ange­bo­te der eng­li­schen Super­märk­te. Dann geht es wei­ter, über enge Stra­ßen, die mich über wei­te Fel­der füh­ren, bis nach Map­per­ton und dem dor­ti­gen Map­per­ton Hou­se. Zuerst ein­mal muss ich aller­dings das Auto abstel­len und dann über den Hof lau­fen, wo auch die Ein­tritts­kar­ten ver­kauft werden.

Wie­der ein­mal reicht es mei­ne HHA-​Karte vor­zu­le­gen und ich bekom­me eine Ein­tritt­kar­te für die Füh­rung durch das Haus. Lei­der herrscht auch hier strik­tes Foto­ver­bot, sodass ich kei­ne Bil­der zei­gen kann. Auf der Home­page gibt es auch hier ein paar Ein­drücke.

Map­per­ton wur­de bereits im Domes­day Book erwähnt, damals noch als Mape­re­to­ne oder auch Mal­pe­re­to­ne, was so viel wie „Gehöft, wo Ahorn­bäu­me wach­sen” bedeu­tet. Ein erstes Her­ren­haus wur­de hier bereits im 11. Jahr­hun­dert errich­tet und zunächst über die weib­li­che Erb­fol­ge ver­erbt, was sehr unge­wöhn­lich ist. Erste Tei­le des heu­ti­gen Hau­ses wur­den um 1540 gebaut und dann in den 1660er Jah­ren erweitert.

Im Jahr 1919 wur­de Map­per­ton schließ­lich an die schot­ti­sche Wit­we Ethel Labou­ch­e­re ver­kauft, nach ihrem Tod im Jahr 1955 gelang­te es in den Besitz von Vic­tor Mon­ta­gu, dem 10. Earl of Sand­wich. Die­ser starb 1995 und seit­dem lebt sein Sohn, John Mon­ta­gu, der 11. Earl of Sand­wich auf dem Anwesen.

Nach der Füh­rung durch das Haus schaue ich mir noch die Gar­ten­an­la­ge an. Der ita­lie­ni­sche Gar­ten wur­de in den 1920er Jah­ren von Ethel Labou­ch­e­re ange­legt und die Erwei­te­run­gen sowie die neue Oran­ge­rie in den 1950er Jah­ren vom 10. Earl of Sandwich.

Wem übri­gens der Name Sand­wich irgend­wie bekannt vor­kommt, der hat recht, sogar in zwei­er­lei Hin­sicht. Das berühm­te Sand­wich­brot wur­de nach dem vier­ten Earl benannt. Die­ser ließ sich, wenn man den Über­lie­fe­run­gen glau­ben darf, ger­ne Bro­te zube­rei­ten, damit er sei­ne Bridge- und Cribbage-​Partien nicht mit so etwas Unwich­ti­gem wie Essen unter­bre­chen musste.

Und dann gibt es da auch noch die Sand­wich­in­seln, das heu­ti­ge Hawai’i. James Cook gab den Inseln die­sen Namen, denn der 4. Earl of Sand­wich war ein gro­ßer För­de­rer sei­ner Rei­se sowie ein hoch­ran­gi­ger Diplo­mat und Staats­mann. Übri­gens sind auch die süd­li­chen Sand­wich­in­seln im bri­ti­schen Über­see­ge­biet im sub­ant­ark­ti­schen Atlan­tik nach ihm benannt.

Ich genie­ße mei­nen Spar­zier­gang durch die Gar­ten­an­la­ge sehr. Beson­ders schön ist, dass ich fast völ­lig allein hier bin. Das ist der Vor­teil die­ser Rei­se­zeit, die Sai­son ist längst vor­bei und es sind nicht mehr vie­le Rei­sen­de unter­wegs, beson­ders unter der Woche.

Über klei­ne eng­li­sche Land­stra­ßen geht es dann wie­der wei­ter. Zwi­schen­durch gibt es aber auch mal Stau, sodass sich die Wei­ter­fahrt etwas verzögert.

Schließ­lich errei­che ich For­de Abbey, das ich schon auf mei­ner Corn­wall Tour besu­chen woll­te, aber damals nicht mehr geschafft habe. Ich schaue mir das Her­ren­haus an, bin aber etwas ent­täuscht. So ganz gefällt es mir hier nicht. Und foto­gra­fie­ren geht lei­der auch nicht. Da habe ich heu­te nir­gend­wo Glück.

Auch der Gar­ten ist nicht so spek­ta­ku­lär. Klar, etwas liegt es gewiss am Wet­ter, aber viel­leicht auch dar­an, dass mir Map­per­ton so aus­ge­spro­chen gut gefal­len hat. Ich kann es ein­fach nicht sagen.

Ich lau­fe trotz­dem eine klei­ne Run­de, in der Hoff­nung, wenig­stens noch ein paar schö­ne Außen­auf­nah­men machen zu kön­nen. Das klappt auch so weit und so bin ich wenig­stens damit zufrieden.

Der Rund­gang um da Haus ver­söhnt mich dann ein klei­nes biss­chen, auch wenn das Wet­ter sich immer mehr ein­trübt. Ein paar schö­ne Aus­blicke auf das 1141 als Zister­zi­en­ser Klo­ster gegrün­de­te Her­ren­haus habe ich noch.

Auf dem wei­te­ren Weg nach Bri­stol wird das Wet­ter dann zeit­wei­se etwas unan­ge­nehm. Es schüt­tet wie aus Kan­nen, doch kurz vor der Stadt hört es plötz­lich auf und es zeigt sich sogar ein Stück Regenbogen.

So errei­che ich mein Hotel für heu­te Nacht trocke­nen Fußes. Ich habe mich im Hamp­ton Inn am Flug­ha­fen ein­quar­tiert, dass ich gün­stig auf Hil­ton Honors Punk­te buchen konn­te. So muss ich zwar für das Par­ken zah­len, aber die Über­nach­tung ist frei.

Da es immer wie­der anfängt zu reg­nen, blei­be ich heu­te Abend im Hotel und esse gleich im ange­schlos­se­nen Restau­rant zu Abend.

Am Abend schaue ich noch mal mei­ne Pla­nun­gen für den näch­sten Tag durch. Das Wet­ter soll lei­der nicht viel bes­ser wer­den, aber das ist in der gan­zen Regi­on so. Aus­wei­chen macht da auch kei­nen Sinn.

Mei­len: 145
Wet­ter: bedeckt, 14–18 Grad
Hotel: Hamp­ton by Hil­ton Bri­stol Aiport

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