Spring Fling – Unterwegs an der amerikanischen Atlantikküste


Tag 7: Don­ners­tag, 05.04.2018
Navy Town – Vir­gi­nia Beach nach Oce­an City

„Once vigo­rous mea­su­res appear to be the only means left of brin­ging the Ame­ri­cans to a due sub­mis­si­on to the mother coun­try, the colo­nies will sub­mit.” – King Geor­ge III.

Um kurz vor 7 Uhr kann ich von mei­nem Zim­mer einen fan­ta­sti­schen Son­nen­auf­gang über dem Atlan­tik beob­ach­ten. So macht es doch Spaß mor­gens wach zu wer­den, beson­ders, weil ich dazu nicht mal mein Zim­mer ver­las­sen muss, denn drau­ßen ist es am Mor­gen noch emp­find­lich frisch.

Heu­te strahlt die Son­ne wie­der vom knall­blau­en Him­mel und nach­dem ich das Früh­stück genos­sen habe, mache ich noch einen kur­zen Rund­gang um das Hotel.

Um das Cava­lier Hotel zu reno­vie­ren und wie­der­eröff­nen zu kön­nen, muss­ten eini­ge Kom­pro­mis­se ein­ge­gan­gen wer­den. Vom ein­sti­gen Golf­platz ist sowie­so nicht mehr viel übrig­ge­blie­ben, denn das mei­ste Land wur­de über die Jah­re ver­kauft und bebaut. Rund um das Hotel wur­den wei­te­re Resi­den­zen erbaut und ver­kauft. Die mei­sten die­ser Häu­ser im Süd­staa­ten­stil haben auch bereits einen Käu­fer gefun­den. Sie pas­sen sich auf­grund ihres Stils aller­dings sehr gut in die Gegend ein und ver­stel­len nicht den Blick auf den Ozean.

Rund um das Hotel wur­den auch die Außen­an­la­gen aber auch wie­der wun­der­schön instand gesetzt. So gibt es ver­schie­de­ne Sitz­ecken mit einem Außenkamin.

Zum Cava­lier gehört auch ein groß­zü­gi­ger Innen­pool­be­reich. Das gro­ße Schwimm­becken wird von Lie­gen mit sehr beque­men Auf­la­gen umrahmt, hat sogar Caba­nas und einen Sitz­be­reich auf der Empo­re. Durch die gro­ßen Fen­ster und das Glas­dach kommt viel Tages­licht in die­sen Bereich.

Schwe­ren Her­zens ver­las­se ich das Cava­lier dann am spä­ten Vor­mit­tag und ver­spre­che mir, irgend­wann ein­mal wie­der­zu­kom­men. Hier hat es mir wirk­lich aus­ge­zeich­net gefal­len. Nun aber fah­re ich zum Board­walk von Vir­gi­nia Beach.

Es ist ein­fach toll, nach mehr als vier Jah­ren wie­der hier zu sein. Eigent­lich habe ich vor das Surf&Rescue Muse­um zu besu­chen, doch lei­der hat das klei­ne Muse­um in einer alten Live Saving Sta­ti­on geschlos­sen. War­um, das kann ich aller­dings nicht her­aus­fin­den. Es sieht nach Reno­vie­rung aus, eine genaue Infor­ma­ti­on kann ich aber nir­gends finden.

So gehe ich dann ein­fach noch ein biss­chen an den Strand. Es ist zwar noch recht frisch am Mor­gen, aber dafür ist es hier fast Men­schen­leer und das mit­ten in der Stadt.

Unter­wegs ent­decke ich die­se unge­wöhn­li­che Park­uhr. Eine inter­es­san­te Art Spen­den zu sammeln.

Als Näch­stes ent­schei­de ich, nach Fort Mon­roe zu fah­ren. Bei mei­nem letz­ten Besuch hat­te ich hier schlech­tes Wet­ter. Das alte Army Fort ist erst seit ein paar Jah­ren wie­der für die zivi­le Nut­zung frei­ge­ge­ben und heu­te zu Tei­len unter der Ver­wal­tung des Natio­nal Park Ser­vice, aber auch neu­es Wohnviertel.

Mein erster Stopp ist am Zero Mile Post. Bis 1939 gab es hier mal eine Bahn­sta­ti­on einer Strecke nach Cin­cin­na­ti in Ohio und von hier wur­den die Distan­zen gemessen.

Auf dem Fort Gelän­de, das nach meh­re­ren Erwei­te­run­gen recht groß ist, ste­hen auch vie­le Wohn­häu­ser. In den USA ist es ja üblich, dass auch die Offi­zie­re direkt vor Ort woh­nen. Die tol­len Vil­len, aber auch die Wohn­blöcke der Sol­da­ten, wur­den lie­be­voll reno­viert und sind heu­te ver­kauft oder vermietet. 

Mit­ten zwi­schen den Wohn­häu­sern gibt es einen wei­te­ren Leucht­turm, das Old Point Com­fort Light. Im Jahr 1802 gebaut, ist es das älte­ste Bau­werk, das heu­te noch auf dem Gelän­de des Forts zu fin­den ist. Der Leucht­turm ist heu­te noch in Betrieb und hat eine wech­sel­vol­le Geschich­te hin­ter sich. Beson­de­re Bedeu­tung hat­te er im Krieg von 1812, als die Ame­ri­ka­ner von hier Aus­schau nach feind­li­chen bri­ti­schen Schif­fen hiel­ten, die auf dem Weg nach Washing­ton waren.

Fährt man zum Kern des Gelän­des, trifft man auf die Mau­ern des alten Fort Mon­roe. Einst waren dies die Außen­mau­ern, als das Fort 1819 begon­nen und nach Prä­si­dent James Mon­roe benannt wur­de. Das Fort blieb von 1861 bis 1865 immer in der Hand der Uni­ons­trup­pen und von 1865 bis 1867 war der Süd­staa­ten­prä­si­dent Jef­fer­son Davis hier ein Gefangener.

Da ich schon ein­mal hier war, weiß ich, dass man auch in das Inne­re des alten Forts hin­ein­kommt. Das geht aller­dings nur über zwei Brücken, denn es gibt noch immer einen alten Was­ser­gra­ben, der die Fort­mau­ern umgibt.

Ich fah­re also auf die Brücke und vor der Durch­fahrt gibt es dann die­se Ampeln, die den Ver­kehr regeln. Manch­mal dau­ert es etwas, denn auch Fuß­gän­ger haben eine extra Ampel, weil die Durch­fahrt so eng ist, dass man als Auto­fah­rer und Fuß­gän­ger nicht zusam­men hin­durch­kommt. Ich bekom­me aber sofort grün, da anschei­nend sonst nir­gend­wo jemand wartet.

Gleich gegen­über der Durch­fahrt steht eines der histo­ri­schen Häu­ser mit beson­de­rer Geschich­te. In die­sem Gebäu­de über­nach­te Prä­si­dent Lin­coln vom 6. bis 11. Mai 1862 wäh­rend eines Besuchs. Hier war es auch, wo er, zusam­men mit Gene­ral Wool und Com­mo­do­re Golds­bo­rough den Angriff auf Nor­folk plante.

Im Inne­ren des Fort gibt es vie­le wei­te­re Wohn­häu­ser, in denen Sol­da­ten und Offi­zie­re gelebt haben. Auch sie sind heu­te von Pri­vat­leu­ten bewohnt.

Eben­so genutzt wer­den vie­le der Kase­mat­ten. In einem Teil ist auch ein Muse­um zur Geschich­te des Forts unter­ge­bracht. Das histo­ri­sche Fort steht übri­gens kom­plett unter der Ver­wal­tung des Natio­nal Park Ser­vice und ist als Natio­nal Monu­ment geschützt. 

Auf Tei­len der Fort­mau­ern wur­de ein Park ange­legt. So kann ich dort auch hin­auf und die Aus­sicht genießen.

Auf mei­nem Weg zur Aus­fahrt kom­me ich noch an der Lin­coln Gun vor­bei. Die­se Kano­ne wur­de 1860 von Tho­mas Jack­son Rod­man ent­wor­fen und ist die erste ihrer Art, die her­ge­stellt wur­de. Bekannt waren Rod­mans Waf­fen im Bür­ger­krieg dafür, dass sie sowohl Schüs­se als auch Gra­na­ten abfeu­ern konn­ten. Die­se Kano­ne hat­te eine Reich­wei­te von mehr als vier Mei­len und ein Pro­jek­til wog rund 300 Pfund. Genutzt wur­de die Waf­fe, um Forts der Kon­fö­de­rier­ten zu bom­bar­die­ren. Im Jahr 1862 wur­de sie nach Prä­si­dent Lin­coln benannt.

Nach einer klei­nen Rund­fahrt lan­de ich dann an der Aus­fahrt auf der gegen­über­lie­gen­den Sei­te. Auch hier gibt es wie­der Ampeln, dies­mal aber nur für Autos, denn es gibt zwei Durch­läs­se, sodass Fuß­gän­ger nicht auf der Stra­ße lau­fen müssen.

Noch ein­mal fah­re ich nun nach Nor­folk zurück, dass ich schon mehr­mals aus­führ­lich besucht habe. Doch irgend­et­was schafft man ja bekannt­lich mei­stens nicht und so habe ich mir noch ein klei­nes Ziel vor­ge­nom­men. Ich habe bei einem mei­ner letz­ten Besu­che vom Fort Nor­folk gele­sen. Lan­ge Zeit dach­te ich, dass ich dort nicht hin­kä­me, da es sich auf einer akti­ven Army Base befin­det. Doch dann habe ich mich an mei­nen Besuch am Cape Hen­ry Light­house erin­nert, wo das auch so ist und ich trotz­dem Zutritt hat­te, auch als Aus­län­der. War­um das in Ari­zo­na nicht geht, ist mir bis heu­te ein Rät­sel. In Vir­gi­nia scheint das nir­gends ein Pro­blem, wenn man einen Aus­weis dabei hat. 

Gesagt, getan. So mache ich mich auf den Weg. Schaun wir mal, mehr als weg­schicken kön­nen sie mich ja nicht. Ich fah­re am Tor vor und wer­de freund­lich von einem Sol­da­ten begrüßt. Ich tra­ge mein Anlie­gen vor und wer­de sofort durch die Schran­ke auf den Park­platz hin­ter dem Gebäu­de gebe­ten. Dann gehe ich hin­ein, zei­ge mei­nen Aus­weis und tra­ge mich in eine Liste ein. Das wars schon. Der Sol­dat gibt mir noch einen Plan und schon darf los­zie­hen. Super!

Fort Nor­folk ist zwar nicht groß aber es hat eine beson­de­re geschicht­li­che Bedeu­tung. Im Jahr 1794 auto­ri­sier­te Prä­si­dent Geor­ge Washing­ton den Bau von 19 Hafen­forts und die­ses ist das Letz­te, das noch erhal­ten geblie­ben ist. Heu­te küm­mert sich ein Ver­ein um die Erhal­tung und bie­tet im Som­mer auch Füh­run­gen an.

Durch das Tor gehe ich in das Fort hin­ein. Die Gebäu­de hier wur­den alle um 1810 errich­tet. Sie und die Fort­mau­ern haben seit­dem jeden mili­tä­ri­schen Kon­flikt in der Regi­on mit­er­lebt. Wenn die­se Mau­ern reden könn­ten. So hat das Fort Nor­folk im Krieg von 1812 gegen die Bri­ten ver­tei­digt, wur­de im Bür­ger­krieg zuerst von den Kon­fö­de­rier­ten besetzt um Nor­folk und Ports­mouth zu schüt­zen und spä­ter von den Uni­ons­trup­pen erobert.

Von den Mau­ern des Forts habe ich einen schö­nen Blick über den Eliza­beth River und hin zu einer der Navy Werf­ten, den Nor­folk ist eine Navy Town. Hier liegt auch die Nor­folk Naval Base, die größ­te Mari­ne­ba­sis der Welt, die ich auf einem mei­ner frü­he­ren Besu­che in der Stadt ein­mal besucht habe. 

Viel spä­ter als geplant, ver­las­se ich schließ­lich Nor­folk. Durch den Che­sapea­ke Bay Bridge Tun­nel fol­ge ich der US13 nach Nor­den. Ich weiß gar nicht, wie oft ich die­se Strecke schon gefah­ren bin. Am Maut­häus­chen habe ich aller­dings dies­mal ein klei­nes Pro­blem. Aus irgend­ei­nem Grund wird mein EZ Pass nicht aus­ge­le­sen. So muss ich eine Run­de dre­hen und zur Kas­se. Dort will man die Maut bar von mir. Ich las­se mir eine Quit­tung geben, denn genau fest­stel­len, ob es trotz­dem abge­bucht wur­de oder nicht, kann kei­ner. Muss ich wohl bei Natio­nal klären.

Nach kur­zer Fahrt kom­me ich zum ersten Tun­nel. Die gan­zen Absper­run­gen hier machen mich dann etwas trau­rig, denn hier war immer mein Stopp auf der Über­fahrt. Bis vor kur­zem gab es hier eine Rast­stät­te, mit Shop, Restau­rant und Aus­sichts­platt­form, wo man das gan­ze Bau­werk gut über­blicken konn­te. Lei­der wur­de alles geschlos­sen, denn man baut momen­tan auch die Tun­nel vier­spu­rig aus und so war dafür kein Platz mehr. Beson­ders scha­de fin­de ich, dass es so eine Rast­stät­te auch nach Been­di­gung der Bau­ar­bei­ten nicht mehr geben soll.

Dann geht es auch schon hin­un­ter in den ersten Tun­nel. Zwei davon gibt es, die die Schiffahrts­we­ge in die Che­sapea­ke Bay unter­que­ren. Ohne sie käme kein Schiff mehr zur Mari­ne­ba­sis Nor­folk oder in den Hafen von Bal­ti­more. Hier kann man alles beob­ach­ten, vom Flug­zeug­trä­ger über Frach­ter bis hin zu Kreuzfahrtschiffen.

Dann geht es wie­der wei­ter über die Brücke, die hier ganz nied­rig über dem Was­ser gebaut ist. Vor einer Kur­ve kann ich schön die zwei künst­li­chen Insel vor und hin­ter dem zwei­ten Tun­nel sowie die Durch­fahrt für die Schif­fe sehen. 

Kur­ze Zeit spä­ter geht es dann noch ein­mal in die Tie­fe. Bis­her sind bei­de Tun­nel, im Gegen­satz zu den Brücken, noch immer zweispurig. 

Kurz vor dem Ende gibt es dann noch eine höhe­re Brücken­kon­struk­ti­on, die klei­ne­ren Schif­fe die Durch­fahrt in Küsten­nä­he erlaubt. Hier kann man sehr schön sehen, dass die nach Süden ver­lau­fen­de Fahr­bahn die neue­re ist, denn dort ist die Brücke ein­fach nur eine Erhö­hung, wäh­rend sie auf dem Weg nach Nor­den eine schö­ne Stahl­kon­struk­ti­on ist.

Eigent­lich hat­te ich nun noch eini­ge wei­te­re Zie­le auf mei­nem Plan, die ich wäh­rend mei­ner 2014er Tour nicht mehr geschafft habe, doch dafür ist es heu­te auch zu spät, sodass ich in einem Rutsch bin nach Oce­an Beach in Mary­land durch­fah­re. Das irgend­was bei der Umpla­nung auf der Strecke blei­ben wür­de, war mir ja von Anfang an klar.

Schließ­lich errei­che ich den Bade­ort am Atlan­tic. Bei mei­nem letz­ten Besuch habe ich im schö­nen Hamp­ton Inn über­nach­tet, das direkt am Intra­co­a­stal Water­way liegt, die­ses Mal will ich das nagel­neue Fair­field Inn testen. Wäh­rend hier in der Sai­son gera­de­zu Mond­prei­se auf­ge­ru­fen wer­den, bekom­me ich das Hotel nun fast zum Schnäppchenpreis.

Als ich durch den Haupt­ein­gang gehe, ste­he in der für ein Fair­field Inn wirk­lich beein­drucken­den Lob­by, die sich über zwei Stock­wer­ke erstreckt. Mir gefällt das Design wirk­lich sehr gut. Nicht immer dasselbe. 

Links vom Ein­gang befin­det sich die Rezep­ti­on, wo ich freund­lich begrüßt wer­de. Mir wird für mei­ne Loya­li­tät als Mar­riott Gold Mem­ber gedankt und ich bekom­me ein Upgrade auf eine King Suite. Der erste Blick in mei­ne Suite gefällt mir sehr gut. Die zwei Räu­me sind zwar nicht kom­plett getrennt, aber das stört mich nicht, da ich die Suite nur allein bewoh­ne. So lässt es sich aushalten.

Sogar einen klei­nen Bal­kon gibt es, doch dafür ist es lei­der etwas frisch, trotz Sonnenschein.

Am Abend pla­ne ich wie­der für den mor­gi­gen Tag. Ich bin zwar jetzt wie­der auf der vor­her geplan­ten Rou­te, doch will ich auf der Rück­fahrt nach New York lie­ber eini­ge Orte besu­chen, die ich vor ein paar Tagen aus­ge­las­sen habe. Lei­der soll mor­gen das Wet­ter schon wie­der schlech­ter wer­den, aber ändern kann ich das nun nicht mehr, denn ich muss nach Nor­den, es hilft alles nichts.

Mei­len: 232
Wet­ter: son­nig, 46–55 Grad
Hotel: Fair­field Inn & Sui­tes Oce­an City

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