Past and Present – Rundreise durch Westböhmen

Tag 7: Mon­tag, 03.08.2020
Trä­nen zum Abschied – Karls­bad nach Berlin

„Das wich­tig­ste Stück des Rei­se­ge­päcks ist und bleibt ein fröh­li­ches Herz.” – Her­mann Löns

Es reg­net noch immer, nein es reg­net nicht nur, es schüt­tet. So las­sen wir uns Zeit beim Früh­stück, das wie­der im Restau­rant Prag ser­viert wird. 

Viel bes­ser wird es jedoch auch spä­ter nicht. Eine Sache möch­te ich aber doch noch machen, mit der für Hotel­gä­ste kosten­lo­sen Stand­seil­bahn hin­un­ter in die Stadt fah­ren – trotz Regen. Die Fotos, die ich jetzt zei­ge, sind aller­dings größ­ten­teils zehn Tage spä­ter ent­stan­den, als ich noch ein­mal in Karls­bad war. Die düste­ren Regen­bil­der sind ein­fach zu deprimierend.

Wir lau­fen also durch den klei­nen Park, der zum Hotel Impe­ri­al gehört, bis hin zur Berg­sta­ti­on der Stand­seil­bahn, die gleich­zei­tig mit dem Hotel­bau um 1912 ent­stan­den ist, damit die Gäste bequem in den Kur­be­zirk gelan­gen kön­nen. Und genau die­sen Zweck erfüllt sie auch heu­te noch.

Der Fahr­aus­weis für die Bahn oder alter­na­tiv auch den Bus in die Stadt, ist die Hül­le der Zim­mer­kar­te, die wir beim Check-​in bekom­men haben. Damit haben wir nun unbe­grenzt freie Fahrt, solan­ge wir Gäste im Hotel sind.

Wir ent­schei­den uns natür­lich für die Bahn, denn Bus fah­ren ist lan­ge nicht so span­nend. Schon der Ein­gangs­be­reich des Gebäu­des ist inter­es­sant und hier wird auch die Geschich­te der Bahn ein wenig näher beleuchtet.

Dann geht es aber auch schon los und wir kön­nen den klei­nen Wagon betre­ten, nach­dem wir unse­re Tickets vor­ge­zeigt haben. Die Fahrt dau­ert hier nur weni­ge Minu­ten und geht kom­plett durch einen Tun­nel, damit die Wohn­ge­bie­te am Hang durch die Bahn nicht zer­schnit­ten werden.

In der Stadt ist der Regen dann natür­lich nicht ver­schwun­den, doch immer­hin schüt­tet es nicht mehr ganz so schlimm. Die zwei fol­gen­den Bil­der sind im Abstand von zehn Tagen ent­stan­den. Das Erste am heu­ti­gen Tag, das zwei­te bei mei­nem Wie­der­ho­lungs­be­such, über den ich noch berich­ten wer­de. Da sieht man sehr schön, war­um die Kame­ra wei­test­ge­hend in der Tasche geblie­ben ist und ich lie­ber die schö­ne­ren Bil­der vom Zweit­be­such genom­men habe.

Wir lau­fen also trotz­dem noch ein biss­chen her­um und kom­men so noch zur Spru­del­ko­lon­na­de. Ganz im Gegen­satz zu den ande­ren Kolon­na­den, die wir zuvor besucht haben, ist die Spru­del­ko­lon­na­de kein histroi­scher Bau, denn sie wur­de bereits mehr­mals zuvor abge­ris­sen. Der erste Bau ent­stand 1826, die heu­ti­ge Ver­si­on aus Stahl­be­ton jedoch erst 1975. Sie ist bereits der vier­te Bau an die­ser Stel­le und es gibt immer wie­der eine Kon­tro­ver­se, ob sie durch einen Neu­bau ersetzt wer­den soll.

Wir stop­pen noch kurz auf einer der Brücken über die Tep­la, die einen schö­nen Blick über einen Teil des Kur­be­zirks gewährt.

Dann bum­meln wir noch ein wenig durch die Gegend und gehen in eine Sei­ten­stra­ße am Hang. Mut­ti meint sich zu erin­nern, dass man von irgend­wo hier das berühm­te Karls­ba­der Wahr­zei­chen sehen kön­ne, doch erst ein­mal fin­den wir das Hotel Olym­pia, in dem, laut Pla­ket­te, schon Karl Marx zu Gast war.

Ein Stück wei­ter steht eine ehe­ma­li­ge Kir­che, die aber heu­te ein Kuriositäten-​Museum beherbergt. 

Auch in den Neben­stra­ßen gibt es noch viel tol­le Gebäu­de zu ent­decken und eini­ge der besten Hotels der Stadt ver­ber­gen sich hier in den ruhi­ge­ren Sei­ten­stra­ßen fern­ab vom Tru­bel direkt an der Fußgängerzone.

Hier star­tet auch der Wan­der­weg zum berühm­ten Hir­schen­sprung, doch zu sehen ist er auch von hier nicht. So keh­ren wir etwas ent­täuscht um, denn direkt bis zum Aus­sichts­punkt ist es uns zu weit und der Weg ist auch recht steil.

Doch dann ent­decke ich das berühm­te Wahr­zei­chen doch noch. Hoch oben auf einem Fel­sen thront der Hirsch. Der Hirsch beruht übri­gens auf einer Sage, nach der ein dur­sti­ger Hirsch auf der Suche nach Was­ser mit den Hufen scharr­te und so die erste Karls­ba­der Quel­le freilegte.

Gegen Mit­tag keh­ren wir zum Hotel zurück, packen unse­re Sachen und checken aus. Dann gibt es noch einen kur­zen Stopp bei McDo­nalds, denn ganz unge­stärkt wol­len wir die Heim­fahrt dann doch nicht antreten.

Lei­der bleibt das Wet­ter schlecht, sodass die Rück­fahrt ohne gro­ßen Stopp von­stat­ten­geht. Trotz­dem ist die Strecke inter­es­sant, denn sie führt nun in Ser­pen­ti­nen hoch in das Erz­ge­bir­ge und durch den klei­nen Grenz­ort Joa­chims­thal. Im Ort ent­decke ich die­ses Haus.

Eigent­lich hat­te ich vor, noch auf den Keil­berg zu fah­ren, doch schon auf der Zufahrts­stra­ße ist kaum noch was zu sehen, so dicht ist der Nebel. Den Aus­flug auf den Keil­berg habe ich zehn Tage spä­ter nach­ge­holt, dann bei bestem Wet­ter, aber lei­der ohne Mut­ti. Davon möch­te ich nun noch ein paar Bil­der zeigen.

Der Keil­berg ist eine wei­te­re der weni­gen Erin­ne­run­gen, die ich noch ganz deut­lich an mei­ne erste Rei­se 1984 habe. Im Jahr 2001 habe ich noch­mals einen kur­zen Aus­flug auf den Berg gemacht. Damals war hier alles ver­fal­len und ich der ein­zi­ge Besu­cher. Das sieht inzwi­schen wie­der etwas anders aus, auch wenn sicher noch eini­ges zu tun ist.

Der Keil­berg, auf Tsche­chisch Klí­no­vec, ist mit 1243 Metern die höch­ste Erhe­bung des Erz­ge­bir­ges und bil­det gemein­sam mit dem nur vier Kilo­me­ter ent­fern­ten Fich­tel­berg auf deut­scher Sei­te das wich­tig­ste Win­ter­sport­ge­biet des Mit­tel­ge­bir­ges. Der Aus­sichts­turm ist momen­tan das ein­zi­ge Gebäu­de, das hier zugäng­lich ist. Aller­dings muss­te der ori­gi­na­le Turm 2012 abge­bro­chen wer­den und wur­de nur ein Jahr spä­ter ori­gi­nal­ge­treu wie­der auf­ge­baut und eröffnet.

Das den Turm umge­ben­de Gip­fel­ho­tel, ist aber immer noch eine Rui­ne und ver­fällt wei­ter, nach­dem es 1990 geschlos­sen wur­de. Seit 2016 steht der Bau zum Verkauf.

Hin­ter dem Aus­sichts­turm ist der acht­zig Meter hohe Fern­seh­turm zu sehen, der in den 1970er Jah­ren errich­tet wurde.

Wäh­rend die alten Gebäu­de noch immer dem Ver­fall preis­ge­ge­ben sind, wur­de am Hang dane­ben eine neue Seil­bahn­sta­ti­on errich­tet, die die Ski­sport­ler im Win­ter auf den Gip­fel bringt.

Im Som­mer aber wird der Gip­fel eher von Aus­flüg­lern und Wan­de­rern ein­ge­nom­men, die von hier in die Natur des Erz­ge­bir­ges star­ten können.

Über die Gren­ze zurück nach Deutsch­land fah­ren wir in Wei­pert, ein Ort, den ich auch als klei­nes Kind schon ein­mal besucht habe. Viel Erin­ne­rung dar­an habe ich aber nicht und es hat sich auch eini­ges ver­än­dert, zumin­dest im Zen­trum, wo hier auch viel reno­viert wur­de. Wegen des schlech­ten Wet­ters hal­ten wir aber nicht wei­ter an, son­dern fah­ren direkt zur Gren­ze, die hier aus einer klei­nen Brücke über einen Bach besteht und schon sind wir zurück in Deutschland.

Die wei­te­re Fahrt nach Hau­se ver­läuft dann ohne Pro­ble­me und am spä­ten Nach­mit­tag sind wir wie­der zu Hau­se und die schö­ne Rei­se zu Ende.

Kilo­me­ter: 402
Wet­ter: Regen, 11–19 Grad

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