Paradise Found – Kalifornien & Hawai’i

Tag 3: Sams­tag, 11. März 2017
Abo­ve the Ground – El Cen­tro nach San Diego

„The air­plane stays up becau­se it doen’t have time to fall.” – Orville Wright

Wir haben eine Hit­ze­wel­le, haben sie gestern Abend im Wea­ther Chan­nel gesagt und tat­säch­lich ist es heu­te Mor­gen schon rich­tig warm. Die Son­ne knallt vom blau­en Him­mel, mir soll es recht sein. So habe ich mir das ja vor­ge­stellt. Also nichts wie los, hin­ein ins Auto und eine klei­ne Run­de gedreht, die Air­show, die ich heu­te besu­chen will, beginnt ja erst um 11 Uhr. So fah­re ich zu den Impe­ri­al Sand Dunes, die ich zwar von etli­chen Fahr­ten auf der Inter­sta­te 8 ken­ne, aber noch nie von Nor­den aus ange­fah­ren habe. Von El Cen­tro geht es also über die Cali­for­nia 78 in die Sandwüste.

Das gesam­te Dünen­feld ist etwa 85 Kilo­me­ter lang, 10 Kilo­me­ter breit und reicht bis an die mexi­ka­ni­sche Gren­ze. Es ver­läuft par­al­lel zu den Cho­co­la­te Moun­ta­ins und der Sand stammt ver­mut­lich vom Strand des ehe­ma­li­gen Cahuil­la­sees, der einst das Impe­ri­al Val­ley bedeck­te. Wäh­rend das Gebiet süd­lich der 78 für ATVs und Off-​Road Sport frei­ge­ge­ben ist, steht das nörd­li­che Gebiet als Wil­der­ness unter Naturschutz.

Nun wird es aber Zeit zurück nach El Cen­tro zu fah­ren. Irgend­wie bin ich doch schon wie­der spät dran. Ich fah­re also in Rich­tung der Naval Air Faci­li­ty El Cen­tro und stecke dann erst ein­mal im Ver­kehr fest. Es scheint, als wenn halb Süd­ka­li­for­ni­en heu­te zur Air Show will. Kein Wun­der, sind die Air Shows auf Mili­tär­ba­sen auch kosten­los und genau­so spek­ta­ku­lär wie die pri­va­ten. Und dann ist heu­te auch noch Sai­son­start der Blue Angels, das will sich anschei­nend nie­mand ent­ge­hen las­sen. Vie­le Besu­cher sind sogar aus Mexi­ko ange­reist. Irgend­wann errei­che ich doch das Tor zur Base. Hier wird man nach einem Blick ins Auto nur durchgewunken.

Gleich hin­ter dem Tor sehe ich schon, wer hier im Win­ter zu Hau­se ist – die wohl berühm­te­ste Flug­staf­fel Ame­ri­kas – die Navy Blue Angels.

Dann geht es durch die Wohn­sied­lun­gen der Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen zu einer rie­si­gen Frei­flä­che, auf der heu­te geparkt wird. Das geht nun recht zügig, denn man wird von Sol­da­ten ein­ge­wie­sen. Dann geht es zu Fuß zum Flug­feld, wo am Ein­gang eine Sicher­heits­kon­trol­le statt­fin­det. Danach bin ich end­lich auf dem Gelän­de. Hier ist schon rich­tig was los. Über­all ste­hen Flug­zeu­ge, die man besich­ti­gen kann und auch die ersten Kunst­stücke wer­den am Him­mel vorgeführt.

Die Atmo­sphä­re ist wie­der super. Es ist mei­ne 5. Air­show, die ich in den USA besu­che und es macht jedes Mal Spaß. Die ent­spann­te Volks­fest­stim­mung gepaart mit den Flug­zeu­gen mag ich ein­fach und so mische ich mich unter die Leu­te. Man schaut hier ein biss­chen und dort ein biss­chen, zwi­schen­durch gibt’s etwas Lecke­res von einem der Street Food Stän­de und immer wie­der don­nern Maschi­nen über die Köpfe.

Die D‑Day Doll, eine C‑53D Sky Tro­o­per, kann ich gegen eine Spen­de von $2 auch von innen besich­ti­gen. Das Flug­zeug aus dem 2. Welt­krieg ist die mili­tä­ri­sche Ver­si­on einer DC‑3 und wur­de als Trup­pen­trans­por­ter eingesetzt.

Ich gehe wei­ter. Das Aus­stel­lungs­ge­län­de ist rie­sig, das hat­te ich so für eine ein­tä­gi­ge Air­show gar nicht erwartet.

Und immer wie­der schwenkt mein Blick zum Him­mel, dies­mal um den Fall­schirm­sprin­gern der Navy zuzu­se­hen. Ein­fach toll, wel­che Kunst­stücke sie zeigen.

Immer wie­der gibt es neue Vor­füh­run­gen am Him­mel, die auch kom­men­tiert wer­den. Da flie­gen moder­ne und histo­ri­sche Maschi­nen, die so man­ches atem­be­rau­ben­de Kunst­stück darbieten.

Wag­hal­sig sind auch die Kunst­stücke, die die­se Motor­fah­rer auf­füh­ren. Sie fah­ren über Ram­pen und heben dann fast genau­so ab, wie die Flug­zeu­ge am Himmel.

In einem der gro­ßen Han­gars ist hin­ge­gen eine Auto­aus­stel­lung zu sehen. Beson­ders die histo­ri­schen Schmuck­stücke sowie die Sport­wa­gen sehe ich mir an.

Dann gehe ich lang­sam zur Flight­li­ne, denn für den Start der Blue Angels will ich ganz vor­ne sein. Das geht hier auch super, denn es ist viel Platz vor der Start­bahn, sodass wirk­lich jeder etwas sehen kann. Noch dreht der Trans­por­ter sei­ne Run­den, doch lan­ge dau­ert es nicht mehr bis zum High­light des Tages.

In der Fer­ne kann ich sie schon am Ran­de der Start­bahn ste­hen sehen, die Maschi­nen der Blue Angels. 1946 gegrün­det, tre­ten sie jedes Jahr vor bis zu 10 Mil­lio­nen Zuschau­ern auf und in 2017 wer­de ich nun eine der Ersten sein, die sie sieht. Das aller­dings nicht zum ersten Mal, bereits 4 Mal habe ich die Blue Ange­les gese­hen, wor­an man wohl erken­nen kann, wie sehr mich die­se Flug­staf­fel begei­stert. Der­zeit wer­den McDon­nell Dou­glas F‑18 Hor­nets geflo­gen, die blau-​gelb lackiert sind.

Los geht es, wenn der Mode­ra­tor der Show an den Mode­ra­tor der Blue Ange­les über­gibt, denn die­se kom­men­tie­ren ihre Shows selbst und schal­ten auch immer wie­der live ins Cock­pit. Zuerst heben die Jets 1–4 ab, wobei der Jet 1 vom Com­man­der des Teams geflo­gen wird. 

Sind die 4 Jets in der Luft, heißt es auch für Num­mer 5 und 6 Start frei. Die­se zwei Jets flie­gen die Einzelmanöver.

Wenn alle sechs Maschi­nen in der Luft sind, begin­nen die ver­schie­de­nen Manö­ver. Es ist ein­fach jedes Mal wie­der atem­be­rau­bend, wie die Jets durch die Luft bewegt wer­den. Es scheint oft, als wenn sie sich berüh­ren, was natür­lich nie­mals pas­sie­ren darf. Die extrem enge Dia­mond For­ma­ti­on, mit der die Show beginnt, wird so von kei­nem ande­ren Team welt­weit geflo­gen (oben rechts). Hier­bei sind Flü­gel­spit­ze und Cockpit­hau­be nur 18 Zoll von­ein­an­der entfernt.

Auch die zwei Solos voll­zie­hen unglaub­li­che Manö­ver. So flie­gen sie in einem Moment fast Schall­ge­schwin­dig­keit, um dann auf 125mph abzu­brem­sen. Auch der soge­nann­te Knife-​Edge Pass wird gezeigt. Dabei flie­gen die zwei Solos auf­ein­an­der zu und pas­sie­ren sich dann weni­ge Meter von­ein­an­der ent­fernt. Für die Zuschau­er ist die größ­te Her­aus­for­de­rung, die Maschi­nen nicht aus den Augen zu ver­lie­ren und für mich, den Aus­lö­ser zum rich­ti­gen Zeit­punkt zu drücken.

Nach einer knap­pen hal­be Stun­de, inklu­si­ve Zuga­be, ist die erste Show des Jah­res 2017 dann vor­bei. Und auch die Air­show beginnt so lang­sam ihre Tore zu schlie­ßen und ich bege­be mich zu mei­nem Auto zurück. Die Naval Base zu ver­las­sen ist dann kein Pro­blem, denn wie­der ste­hen über­all Sol­da­ten, die den Weg wei­sen. Nach einem kur­zen Tank­stopp fah­re ich nun direkt zur Inter­sta­te 8, denn ich will heu­te noch nach San Diego. 

Die gut 2 Stun­den Fahrt lege ich ohne Pro­ble­me zurück und so errei­che ich mit Ein­bruch der Dun­kel­heit das Hil­ton Gar­den Inn in Ran­cho Bernardo.

Was für ein fan­ta­sti­scher Tag und es wird bestimmt nicht mei­ne letz­te Air­show gewe­sen sein. Heu­te aber bin ich geschafft, denn wäh­rend der Show steht man fast die gan­ze Zeit in der Son­ne und das bei unglaub­li­chen 34 Grad heu­te. Ja, die Hit­ze­wel­le hat Süd­ka­li­for­ni­en tat­säch­lich voll im Griff.

Mei­len: 229
Wet­ter: son­nig, 16–34 Grad
Hotel: Hil­ton Gar­den Inn San Diego/​ Ran­cho Bernado