Paradise Found – Kalifornien & Hawai’i

Tag 10: Sams­tag, 18. März 2017
Bea­ches, Red Rocks & Pineapp­les – Lana’i

„Hawai’i is so com­plex; the­re are so many points of view, and the­re are so many expe­ri­en­ces to see and to find.” – Kaui Hart Hemmings

Heu­te ist er also da, der Tag an dem ich Neu­land betre­ten wer­de, denn ich fah­re nach Lana’i. Die Klein­ste der sechs Haupt­in­seln des Hawai’i Archi­pels ist neben Molo­ka’i die ein­zi­ge Insel, auf der ich noch nie gewe­sen bin.

Dass ich auf die Insel woll­te, war schon ziem­lich früh in der Pla­nung klar, doch dass das so eine kom­pli­zier­te Sache wer­den wür­de, hät­te ich nie gedacht. Es ging damit los, dass ich online Aus­flugs­pa­ke­te für die Insel fand, die mich inter­es­sier­ten. Die­se Opti­on kam aber letzt­end­lich nicht zu Stan­de, denn man woll­te die Tou­ren erst ab 2 Per­so­nen durch­füh­ren und war auch nicht gewillt, mir ande­re Optio­nen anzu­bie­ten. Zwei­te Mög­lich­keit wäre die Anmie­tung eines Jeeps, doch das schei­ter­te dar­an, dass man auf Lana’i kei­ne Ver­si­che­run­gen zum Auto ver­kauft. Habe ich bei Miet­wa­gen­an­bie­tern so auch noch nicht erlebt. Lei­der hat­te ich zu die­sem Zeit­punkt auch kei­ne Kre­dit­kar­te, die eine Miet­wa­gen­voll­kas­ko mit ein­schließt. Also blieb nur die Opti­on Shut­tle­bus, bei der mir schon klar war, dass ich bei Wei­tem nicht alles sehen wür­de, was ich sehen woll­te. Aber wenn ich Lanai auf die­ser Rei­se sehen woll­te, wür­de mir nichts ande­res übrig blei­ben. Mei­nen Che­ro­kee kann ich ja lei­der nicht mit hin­über neh­men. Dafür sind schon vom Hafen die Nach­bar­inseln Molo­ka’i und Lana’i wun­der­bar zu sehen.

Das Fähr­ticket habe ich gestern Vor­mit­tag erst gekauft, denn ich woll­te sicher gehen, dass das Wet­ter passt. Und so fin­de ich mich nun heu­te Vor­mit­tag pünkt­lich am Fähr­an­le­ger ein.

Um mich her­um war­ten nicht nur Tou­ri­sten, son­dern auch vie­le Ein­hei­mi­sche, die zum Ein­kau­fen nach Maui kom­men. Im Gepäck haben sie rie­si­ge Kühl­tru­hen, Kof­fer, Rei­se­ta­schen und sogar einen Kühl­schrank. Die Fäh­re ist für die rund 3000 Ein­woh­ner von Lana’i, die gün­stig­ste Ver­bin­dung auf eine der gro­ßen Inseln. So dau­ert es dann auch ein biss­chen, bis alles ver­la­den ist und wir abfah­ren können.

Dann geht es los. An Bord wird erklärt, dass die Fahr­ten am Vor­mit­tag fast immer sehr ruhig sind. Und so ist es auch, der Pazi­fik gleicht einer Bade­wan­ne. Am Nach­mit­tag soll sich die ruhi­ge See aber ganz oft ändern. Ich kann es kaum glau­ben, aber mir wird ver­si­chert, dass der Maui Chan­nel recht tückisch sein kann. Ich ahne noch nicht, wie sehr sich die­se Aus­sa­gen bewahr­hei­ten wer­den. Jetzt aber legen wir erst ein­mal pünkt­lich ab und ich schaue zurück auf Lahaina.

Ein Stück wei­ter drau­ßen auf dem Meer habe ich dann schon einen schö­nen Rund­um­blick. Ich sehe Lahai­na mit dem Schorn­stein der Zucker­rohr­fa­brik, vor­aus ist wun­der­schön Lana’i zu sehen.

Zu mei­ner Rech­ten sehe ich dann sogar die gan­ze Insel Moloka’i.

Die Über­fahrt ist sehr ange­nehm und ich sit­ze an Deck in der Son­ne. Zwi­schen­durch hal­te ich nach Walen Aus­schau, doch die wol­len sich nicht so recht zei­gen. Dafür kommt Lana’i immer näher.

Lana’i ist die klein­ste der sechs gro­ßen Hawai’i Inseln. 29 Kilo­me­ter lang und bis zu 21 Kilo­me­ter breit, war die Insel bis 1992 die größ­te Ana­nas­plan­ta­ge der Welt. Daher kommt auch ihr Spitz­na­me „The Pineapp­le Island”. 1922 kauf­te James Dole die Insel für $1.1 Mio. und eröff­ne­te sei­ne erste Planata­ge. Und noch etwas ist beson­ders an der Insel, 98% sind noch immer in Pri­vat­be­sitz. Nach der Schlie­ßung der Plan­ta­gen wur­de das Land mehr­mals ver­kauft, zuletzt 2012 an Lar­ry Elli­son von Ora­cle. $300 Mil­lio­nen Dol­lar leg­te er für Lana’i auf den Tisch. Nur etwas mehr als 3000 Men­schen leben auf Lana’i, das größ­ten­teils aus einem Hoch­pla­teau besteht. Auf der Maui zuge­wand­ten Sei­te fällt die Küste in Steil­klip­pen ins Meer ab.

Einer von zwei Häfen der Insel ist der Manele Small Boat Har­bor, an dem die Fäh­re fest­macht. Er liegt an der Süd­spit­ze von Lana’i, wo die Küste weni­ger steil ins Meer abfällt.

Dann legen wir an und ich betre­te Neu­land. Zum ersten mal ste­he ich auf Lana’i. Ein biss­chen wurmt es mich immer noch, dass ich weder ein Auto mie­ten, noch an der Tour teil­neh­men kann. Ver­ste­he ich bis heu­te nicht, dass man dafür mit einer Per­son als Pas­sa­gier Wer­bung macht und es dann nicht anbie­tet. Doch die ver­spro­che­nen Shut­tle Vans gibt es dann tat­säch­lich. $10 kostet der Trans­fer vom Hafen nach Lana’i City und zurück. Die Vans fah­ren immer im Kreis die bei­den Hotels sowie den Hafen an. Unter­wegs erzählt der Fah­rer ein wenig von der Insel. Kurz hält er vor einem der typi­schen Plan­ta­ti­on Cot­ta­ges. Die­se Häu­ser wur­den von der Fir­ma Dole für ihre Ange­stell­ten errichtet.

Dann errei­chen wir auch schon Lana’i City. Es sind zwar nur ein paar Mei­len gewe­sen, aber die Fahrt ging ganz schön den Berg hin­auf auf das 500 Meter hohe Hoch­pla­teau, auf dem die Stadt liegt. Ich wer­de vor dem Lana’i Cul­tu­ral & Heri­ta­ge Cen­ter abge­setzt, das sowie­so auf mei­nem Besich­ti­gungs­plan stand. Wenig­stens etwas, das heu­te klappt. Rich­tig gran­di­os ist übri­gens die App, die das klei­ne Tou­ri­sten Cen­ter her­aus­ge­ge­ben hat. Damit kann man Lana’i wun­der­bar erkunden.

Das Haus, in dem heu­te das klei­ne Muse­um über Lana’i zu fin­den ist, war übri­gens bis 1992 die Zen­tra­le von Dole auf der Insel. Von hier wur­den sämt­li­che Plan­ta­gen sowie der Ver­trieb der Früch­te gesteu­ert. Heu­te zeu­gen davon nur noch die Aus­stel­lungs­stücke in den Vitrinen.

Auf der Haupt­stra­ße von Lanai City ist an die­sem Sams­tag so gar nichts los. Die Stadt scheint fast aus­ge­stor­ben, bis auf die klei­nen Geschäf­te rund um den Dole Park, wo sich auch ein paar Tou­ri­sten tummeln.

Auch ich umrun­de den Park ein­mal und schaue hier und da in ein Geschäft. Die hohen Bäu­me, die hier über­all ste­hen, sind übri­gens Nor­folk Tan­nen. Seit 1920 wur­den sie auf der Insel ange­pflanzt und soll­ten als Wind­schutz dienen.

So lang­sam mel­det sich bei mir der Hun­ger. In das klei­ne Café will ich aber nicht gehen, das dau­ert mir zu lan­ge. So gehe ich in den ersten Super­markt, den ich sehe und bin schockiert. Was ist das denn für ein Ramsch­la­den? Das ist ja fürch­ter­lich hier. Ich mache kehrt und gehe wei­ter. Fast dane­ben ent­decke ich Ricks, der mir schon im Muse­um emp­foh­len wur­de. Da hat­te ich wohl die Läden ver­wech­selt, denn als ich hier ein­tre­te, bin ich umso mehr erstaut. Die­ser klei­ne Markt ist fan­ta­stisch und kann mit den besten Safe­way Filia­len auf den Fest­land mit­hal­ten. Dabei ist er nicht mal so teu­er, was ich eigent­lich erwar­tet hät­te. Ich kau­fe ein Sand­wich und einen klei­nen Salat sowie etwas zu trin­ken. Dann set­ze ich mich an einen der Tische vor der Tür und genie­ße mei­nen Lunch in die­ser klei­nen Idylle.

Als näch­stes kom­me ich an einer der zwei Ban­ken vor­bei. Da könn­te ich doch gleich mal Bar­geld holen. Mache ich dann auch und es klappt ein­wand­frei. Zum Schluss kom­me ich noch am Hotel Lana’i vor­bei. Das war einst das Klub­haus von Dole und wur­de nach sei­ner Schlie­ßung zum Hotel umge­baut. Heu­te ist es die ein­zi­ge, eini­ger­ma­ßen bezahl­ba­re Unter­kunft auf der Insel. Das zwei­te Hotel fällt da in eine ganz ande­re Kate­go­rie. Aber dazu gleich mehr.

Ich gehe wie­der zum Shut­tle­stopp. Hier in Lanai City kann ich zu Fuß nicht mehr machen. Wie gern wür­de ich zum Gar­den of the Gods oder zum Ship­w­reck Beach, aber das muss lei­der war­ten. Jetzt war­te ich erst ein­mal auf den Van. Neben mir steht ein wei­te­res Pär­chen und ich stel­le erstaunt fest, dass die zwei Deutsch spre­chen. So kom­men wir ins Gespräch. Ist schon erstaun­lich wo man über­all Lands­leu­te trifft. 

Pünkt­lich kommt der Van an und ich über­ge­be mein Rück­fahrt­ticket. Dann bringt er uns zum Ein­gang des Four Sea­sons Hotels. Ent­we­der kön­ne man hier aus­stei­gen und zum Hafen lau­fen oder aber gleich zurück­fah­ren. Das ist für mich kei­ne Opti­on, will ich doch noch etwas sehen.

Das Four Sea­sons ist das zwei­te Hotel auf Lana’i, aber das 5 Ster­ne Haus ruft Zim­mer­prei­se von um die $1000 pro Nacht auf. Trotz­dem ist es kein Pro­blem durch die Lob­by und den tol­len Pool­be­reich zu lau­fen. Hier gibt es ein­fach kei­nen Mas­sen­tou­ris­mus und wir drei Leu­te fal­len gar nicht auf. 

Am Ran­de des Pool­be­reichs star­tet der Weg zum Strand. Den schla­ge auch ich ein, denn von dort geht der Weg wei­ter zum Hafen.

Als ich den Strand errei­che, traue ich mei­nen Augen kaum. Hier gibt es nicht nur Was­ser­spen­der für die Gäste, son­dern auch ver­schie­de­ne Sor­ten von Son­nen­creme in Spen­dern. Die kann man sich abfül­len und kosten­los nut­zen. Ich set­ze mich eine Wei­le in den Sand und schaue den Wel­len zu.

Irgend­wann lau­fe ich aber doch wei­ter und errei­che den Puu Pehe, den Sweethe­art Rock, eines der bekann­te­sten Wahr­zei­chen der Insel. 25 Meter ragt der Fel­sen aus dem Was­ser, der sei­nen Namen von einer hawai­ia­ni­schen Sage hat. Der Legen­de nach ver­steck­te Maka­ke­hau sei­ne Gelieb­te Pehe hier in einer Mee­res­höh­le, doch wäh­rend eines Sturms ertrank sie. Er beer­dig­te sie auf dem Fel­sen und sprang danach ins Meer.

Es ist toll hier auf den Stei­nen her­um­zu­lau­fen. Ich ent­decke immer wie­der neue klei­ne For­men und Far­ben. Außer mir ist hier nie­mand unter­wegs. Das Lana’i über­lau­fen ist, kann man wirk­lich nicht behaup­ten. Die mei­sten Tou­ri­sten auf der mor­gend­li­chen Fäh­re sind eh nur zum Gol­fen hier­her gekommen.

Am Ran­de des Wan­der­we­ges ent­decke ich Pil­ze und einen Vogel, der sich see­len­ru­hig von mir foto­gra­fie­ren lässt. 

Schließ­lich errei­che ich wie­der den Hafen. Als erstes gehe ich in den klei­nen Shop und hole mir etwas Kal­tes zu trin­ken. Ganz schön warm ist das, beson­ders wenn man eine Wei­le auf den Fel­sen umher geturnt ist.

Dann lau­fe ich am Hafen­becken ent­lang und sehe plötz­lich einen Fisch. Dann noch einen und noch einen. Immer bun­ter wer­den die klei­nen Fische, die sich hier zeigen.

Ich wür­de sagen, dass die gro­ßen gel­ben Fische Kihi Kihi, also Half­ter­fi­sche, sind, die man oft auch in Aqua­ri­en findet. 

Mein blau­er Freund hier, der sich rich­tig lan­ge von mir beob­ach­ten ließ, ist ein Spot­ted Box­fi­sh, ein Weisstüpfel-Kofferfisch.

Auch Krab­ben gibt es zu sehen.

Schließ­lich lau­fe ich noch ein wenig wei­ter um das Hafen­becken her­um. Hier gibt es noch eini­ge spär­li­che Reste, die von einer Geschich­te noch vor den Dole Plan­ta­gen erzäh­len. Zwi­schen 1860 und 1922 gab es auf Lana’i eine flo­rie­ren­de Vieh­zucht. Zuerst waren es Zie­gen und Scha­fe, spä­ter auch Rin­der, die hier gehal­ten wur­den. An die­ser Stel­le wur­de die Tie­re auf Schif­fe ver­la­den, um sie nach Hono­lu­lu zum Ver­kauf zu brin­gen. Spä­ter wur­de das Gebiet zum Ver­la­den der Ana­nas genutzt.

Dann ist es schon wie­der Zeit Good bye zu sagen zu Lana’i. Auch wenn ich bei wei­tem nicht alles gese­hen habe, so bereue ich den Besuch auf kei­nen Fall. Es war wun­der­schön auf der Insel und ich neh­me mir vor, auf jeden Fall noch ein­mal wiederzukommen. 

Nun heißt es aber erst ein­mal zurück auf die Fäh­re. Ich freue mich schon auf eine schö­ne Über­fahrt, doch bereits beim Ein­stei­gen wer­den wir gewarnt, dass der Wind auf­ge­frischt hat und das Meer nun bedeu­tend rau­er ist. Hier am Hafen mer­ke ich davon gar nichts und kann es kaum glau­ben. Wun­der­schön ist gleich nach der Abfahrt der Blick auf Maui. Sogar der Hale­aka­la zeigt sich und ich hof­fe, dass das bis mor­gen so bleibt.

Doch kaum erreicht die Fäh­re das offe­ne Meer zwi­schen Lana’i und Maui, wer­den die Wel­len höher. Das klei­ne Schiff wird rich­tig durch­ge­schau­kelt und das Was­ser spritzt bis auf das Ober­deck. Ich packe die Kame­ra weg, denn an Foto­gra­fie­ren ist sowie­so nicht zu den­ken. Auf­ste­hen ist unmög­lich, so schau­kelt es. Und so krie­gen die Pas­sa­gie­re hier oben dann auch ein paar kur­ze Mee­res­du­schen ab. Das macht aber nichts, denn es ist warm und trock­net schnell. Erst als wir Lahai­na näher kom­men, beru­higt sich das Meer wie­der etwas. Das war wirk­lich ein Erleb­nis. Wer nicht ganz See­fest ist, für den ist die Rück­fahrt aber zum Pro­blem gewor­den. Erstaun­li­cher­wei­se hat es mir gar nichts aus­ge­macht, obwohl ich auf klei­nen Boo­ten oft auch anfäl­li­ger bin. 

Als es etwas ruhi­ger ist, hole ich die Kame­ra wie­der her­aus und mache gera­de ein Bild von Lahai­na, als jemand ruft, er hät­te Wale gese­hen. Und tat­säch­lich zei­gen sich die gro­ßen Mee­res­säu­ger nun doch noch, auch wenn sie sich uns lei­der nicht nähern. Schön ist es trotz­dem und ein Erleb­nis, das man hier auf Hawai’i nur im Win­ter haben kann.

Als wir am Hafen von Lahai­na ankom­men, bie­tet sich mir ein ähn­li­ches Bild wie heu­te Mor­gen. Wie­der rei­hen sich vie­le Ein­hei­mi­sche mit ihren Ein­käu­fen anein­an­der und war­ten auf die Fäh­re. Kein Wun­der, dass es auf Lana’i so leer ist, wenn alle zum Shop­pen auf Maui sind.

Nun bin ich also wie­der zurück auf Maui, nach einem inter­es­san­ten Tages­aus­flug, der so ganz anders ver­lau­fen ist, als ich mir das gedacht habe. Schön war es trotz­dem und ich habe einen ersten Ein­druck von Lana’i bekom­men. Eines steht jetzt schon fest, ich will auf jeden Fall noch­mal auf die Insel. Dann aber noch bes­ser vor­be­rei­tet, sodass ich mir einen Jeep mie­ten kann, um die unbe­wohn­ten Gebie­te zu erkunden.

Auch heu­te gehe ich noch ein­mal zum Hafen zurück, um den Son­nen­un­ter­gang anzu­schau­en. Es ist ein­fach jeden Abend wie­der schön und ich muss ja nur ein paar Meter laufen.

Am Abend blei­be ich nicht mehr lan­ge wach, denn ich muss mor­gen früh raus. Ich habe noch ein ganz beson­de­res Ziel, das ich dann besu­chen möchte. 

Mei­len: 4
Wet­ter: son­nig, 23–27 Grad
Hotel: Best Western Pio­neer Inn