Tag 5: 24. August 2009
Big Sky Country – von Helena nach Kellogg
Guten Morgen Montana heißt es heute und das macht seinem Spitznamen Big Sky Country alle Ehre. Die Sonne lacht von einem strahlend blauen Himmel. Einfach traumhaft. Und so mache ich mich nach einem kurzen Frühstückssnack im Hampton Inn auch ganz schnell auf dem Weg zum Kapitol. Das „Ich war hier Foto” muss hier einfach jedes Mal sein, allein wegen der Jahreszahl aus Blumen. So ist jedes Foto doch einzigartig.
Das Gebäude wurde zwischen 1896 und 1902 erbaut. Am beeindruckendsten im Gebäude ist wohl die Kuppel. Vier Gemälde rahmen sie ein, die die Geschichte von Montana erzählen. So sind hier die Indianer, Cowboys, Pelzhändler und Goldsucher zu sehen.
Das beeindruckendste und wertvollste Kunstwerk im Kapitol hängt aber im Repräsentantenhaus. Es zeigt Lewis & Clark, wie sie auf ihrer Expedition nach Westen auf die Flathead Indianer Treffen. Nur mit einem Guide darf man den Raum betreten und sich das Bild auch aus der Nähe ansehen.
Kurze Zeit später verlasse ich Helena wieder und fahre auf dem I‑15 nach Butte. Die Stadt wurde als Bergbausiedlung der Anaconda Copper Mine gegründet und entwickelte sich rasant schnell. Zuerst wurde noch vermehrt Gold und Silber gefördert, durch das Aufkommen der Elektrizität später allerdings zunehmend Kupfer. Die Anaconda Mine war von 1892–1903 die weltweit ertragreichste Kupfermine. Durch den Bergbau wuchs die Stadt bis 1911 sogar zur größten Stadt in Montana heran und zählte mehr als 60.000 Einwohner.
Eines der bekanntesten Häuser des Ortes ist das Copper King Mansion. In den 1880er Jahren für William Andrews Clark, einem der drei berühmten Copper Kings of Montana, erbaut, ist es heute ein Bed & Breakfast.
Der Sohn des Copper Kings baute sich sein Traumhaus gleich um die die Ecke. Das Chauteau Clark wurde 1898 erbaut und beherbergt heute ein Kunstmuseum.
Nachdem 1947 die letzten Untertage Schächte in Butte aufgegeben wurden, hob die Atlantic Richfield Company ab 1955 den offenen Tagebau, die Berkeley Pit, aus. Hier wurden bis zur Schließung 1982 über 94.900 Tonnen Kupfer gefördert. Die Tagebaugrube ist 1600 Meter lang, 800 Meter breit und 540 Meter tief und mit 120 Millionen Kubikmeter schwefelsaurem Wasser gefüllt. Das Wasser enthält auch heute noch eine große Menge gelöster Schwermetalle und andere Stoffe, darunter Arsen, Cadmium, Zink und Schwefelsäure.
Auf dem I‑90 verlasse ich Butte schließlich wieder und fahre weiter nach Deer Lodge. Hier liegt die Grant-Kohrs Ranch. Sie erstreckte sich einst über vier Bundesstaaten und gehörte zu den Größten der gesamten USA. Die Ranch geht auf den kanadischen Pelzhändler Johnny Grant zurück und wurde 1865 von Conrad Kohrs gekauft, der sie vielfach erweiterte. Kohrs war als „Rinderbaron“ bekannt und nutzte die Stellung seines Betriebes als Basis für eine Karriere in der Politik. Er war unter anderem Senator des Staates Montana.
Carsten Conrad Kohrs wurde am 5. August 1835 im Herzogtum Holstein geboren. Er fuhr zunächst zur See und hielt sich in Brasilien, Westafrika und Kuba auf. Mit 22 Jahren wurde er 1857 schließlich Bürger der USA. 1862 kam Kohrs nach Montana, wo er als Metzger arbeitete und an die Goldsucher Fleisch verkaufte. 1864 holte er seinen Halbbruder John Bielenberg nach Montana, später auch noch dessen Bruder Karl.
1865 kaufte er Johnny Grants kleine Ranch und erweiterte den Betrieb. Seine Rinderherde wuchs schnell und erreichte bis zu 50.000 Tiere. 1868 heiratete Kohrs Augusta Kruse, für die er das großzügige Ranchhaus errichten ließ. Die erhaltene Einrichtung des Hauses wurde von ihr zusammengetragen. Unter ihr finde ich viele Stücke aus Deutschland.
1972 wurde die Ranch von Kohrs Nachfahren schließlich als Gedenkstätte für die Geschichte der großen Rinderherden im Wilden Westen an den National Park Service verkauft.
Auf der Ranch hat es mir so gut gefallen, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie die Zeit vergangen ist und so mache ich mich später als gedacht auf in Richtung Idaho. Es ist inzwischen bereits später Nachmittag und da ich heute, auf Grund der Zeitzonengrenze, auch noch eine Stunde verliere, bleibt für weitere Stopps keine Zeit mehr. So ist der Rest des Tages mehr oder weniger ein Fahrtag, den ich am Abend im Baymont Inn & Suites in Kellogg beende.
Meilen: 468
Wetter: sonnig/ 14–28 Grad
Hotel: Baymont Inn & Suites