Pacific Explorer

Tag 23: 11. Sep­tem­ber 2009

Ranch Life – von Tuc­son nach Benson

Schon früh bre­che ich aus Tuc­son auf, denn ich will heu­te zwei Orte in Südost-​Arizona besu­chen, die schon lan­ge auf mei­ner Besich­ti­gungs­li­ste ste­hen. Über den I‑10 und die SR 80 fah­re ich bis an die mexi­ka­ni­sche Gren­ze in das klei­ne Städt­chen Douglas.

Etwas außer­halb der Stadt liegt die Slaugh­ter Ranch. 8 Mei­len Gra­vel­road sind bis zur Ein­fahrt zur bewäl­ti­gen. Die ist aber in gutem Zustand, wohl auch, weil sie inten­siv von der Bor­der Pat­rol genutzt wird. Und da die hier so zahl­reich pat­ro­liert, füh­le ich mich auch sehr sicher. Immer wie­der begeg­net mir eines der Fahr­zeu­ge und meist wird auch freund­lich gegrüßt. Hier bin ich manch­mal so dicht an der Gren­ze unter­wegs, dass ich den Grenz­zaun im Blick habe und manch­mal sogar die LKW auf einem High­way in Mexiko.

Slaughter Ranch

Dann errei­che ich das Tor zur Slaugh­ter Ranch. Die Ranch gehört heu­te zu einer pri­va­ten Foun­da­ti­on und wird aus­schließ­lich durch Spen­den erhalten.

Slaughter Ranch (1)

Und da sich hier­her, beson­ders in den hei­ßen Mona­ten, nicht so vie­le Men­schen ver­ir­ren, bin ich bei mei­ner Akunft sogar die ein­zi­ge Besu­che­rin. Das trägt aller­dings zum Charme des Gan­zen nur bei, denn ich habe das gesam­te Gelän­de für mich allein und kann mich nach Her­zens­lust umschauen.

Slaughter Ranch

Die Ranch gehör­te John Slaugh­ter, der auch She­riff in Dou­glas war. Slaugh­ter war zwar als streng bekannt, hat­te aber ein gro­ßes Herz für Kin­der. Neben sei­ne zwei Kin­dern leb­ten auf der Ranch auch immer wie­der Wai­sen­kin­der. Man­che blie­ben nur ein paar Tage, ande­re Mona­te oder sogar Jahre.

Slaughter Ranch (4)

Slaughter Ranch (6)

Drau­ßen gra­sen noch immer Long­horn, wie sie es schon bei John Slaugh­ter taten.

Slaughter Ranch (2)

Slaughter Ranch (3)

Auch eine Gara­ge mit einem ori­gi­nal Ford Model T ent­deck­te ich auf mei­ner Tour über das Grundstück.

Slaughter Ranch (7)

Wenn es in der Mit­tags­hit­ze zu heiß wird, dann läßt es sich am Hou­se Pond immer noch gut aus­hal­ten. Hier unter den schat­ten­spen­den­den Bäu­men gibt es auch vie­le Pick­nick­ti­sche. Ange­legt wur­de der klei­ne See von John Slaugh­ter, der hier meh­re­re Quel­len ent­deck­te und das Was­ser als Trink­was­ser und zur Bewäs­se­rung sammelte.

Slaughter Ranch (8)

Auch die Rück­fahrt führt mich wie­der über die Gra­vel Road, die hier auch den Namen Gero­ni­mo Trail trägt.

Slaughter Ranch (10)

Von der Slaugh­ter Rand fah­re ich wie­der Rich­tung Nor­den, um zum Chi­ri­ca­hua NM zu gelan­gen. Zuerst fah­re ich ein biss­chen die Park­stra­ße ent­lang und sehe mir eini­ge der fan­ta­sti­schen Gesteins­for­ma­tio­nen an.

Chiricahua NM

Chiricahua National Monument

Wan­dern will ich jedoch die­ses Mal nicht und das ist auch gut so, denn bei über 30 Grad ist es mir etwas zu heiß dafür. Nein, ich habe ein ganz ande­res Ziel, dass mich heu­te hier­her geführt hat. Schon bei mei­nem letz­ten Besuch habe ich die Fara­way Ranch ent­deckt. Damals war sie jedoch geschlos­sen. Dies­mal habe ich aber schon im Vor­feld recher­chiert und mei­nen Besuch so geplant, dass ich das klei­ne Haus besu­chen kann.

Faraway Ranch (6)

Es war im Jahr 1886, als der schwe­di­sche Immi­grant Neil Erick­son ein jun­ges Mäd­chen mit dem Namen Emma Sophia Peter­son hei­ra­te, die eben­falls aus Schwe­den in die USA kam. Das jun­ge Paar kam 1887 in den Boni­ta Can­yon, um hier ein Heim zu schaf­fen. Sie pflanz­ten Obst­bäu­me und Gemü­se an und züch­te­ten Rinder.

Faraway Ranch

Faraway Ranch

1903 schloss sich Neil Erick­son den Forest Ran­gern an, die sich bald dar­auf zum US Forest Ser­vice zusam­men­schlos­sen. Sei­ne Auf­ga­ben nahm Erick­son von der Ranch aus war. 1917 wur­de er zum District Ran­ger beför­dert, was einen Umzug erfor­der­te. Dar­auf­hin hin­ter­lie­ßen die Erick­sons die Ranch ihrer älte­sten Toch­ter Lillian.

Faraway Ranch

Lil­li­an war es, die auf der Ranch Gäste­zim­mer für Tou­ri­sten ein­rich­te­te. Sie und ihr Mann Ed Riggs beher­berg­ten die Gäste aber nicht nur, sie zeig­ten ihnen auf Wan­de­run­gen und Aus­rit­ten auch das „Won­der­land of Rocks”. Es ist größ­ten­teils Ed Riggs zu ver­dan­ken, dass das Gebiet heu­te ein Natio­nal Monu­ment ist. Er war es, der sich immer wie­der dafür ein­setz­te, dass die­ses Gebiet unter Schutz gestellt wird.

Faraway Ranch

Heu­te ist die Ranch Teil des Chi­ri­ca­hua Natio­nal Monu­ment und kann auf geführ­ten Ran­ger Tou­ren besich­tigt wer­den. Mir hat die­se Tour aus­ge­zeich­net gefal­len und ich fand beson­ders die vie­len Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen, die ich zur Ent­ste­hung des Natio­nal Monu­ment erhal­ten habe, sehr interessant.

Faraway Ranch

Gleich hin­ter der Ein­fahrt zum Natio­nal Monu­ment befin­det sich übri­gens auch ein klei­ner Fried­hof, auf dem vie­le der Erick­sons ihre letz­te Ruhe gefun­den haben. Und die Nach­fah­ren von Lil­li­an und Ed Riggs woh­nen auch heu­te noch in der Gegend. Wenn man zum Natio­nal Monu­ment fährt kommt man an meh­re­ren Ran­chen vor­bei, die den Namen Riggs tragen.

Am Abend errei­che ich schließ­lich Ben­son, wo ich im Best Western Quail Hol­low unter­kom­me. Nun heißt es nur noch einen Ort zum Abend­essen zu fin­den. Wäh­rend ich mei­ne Sachen ins Zim­mer brin­ge, zieht aller­dings ein schwe­res Gewit­ter her­an und so habe ich kei­ne Lust noch lan­ge nach etwas zu suchen. Gleich auf der ande­ren Sei­te des Free­way habe ich einen Denny’s gese­hen und zu dem geht es nun kur­zer­hand. Hier herrscht heu­te fast gäh­nen­de Lee­re. Nur eine hand­voll Gäste sit­zen an den Tischen. Bedient wer­de ich von einer net­ten jun­gen Kell­ne­rin, mit der ich etwas ins Gespräch kom­me. Sie ist eine jun­ge allein­er­zie­hen­de Mut­ter mit 2 Kin­dern und ver­sucht so ihre Fami­lie über die Run­den zu bekom­men. Ihre Geschich­te berührt mich sehr und am Ende des Abends bekommt sie von mir ein extra gro­ßes Trinkgeld.

Mei­len: 325

Wet­ter: hei­ter, spä­ter Gewitter/​ 10–35 Grad

Hotel: Best Western Quail Hol­low Inn

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