New Horizons – Über Stockholm und Doha nach Singapur


Tag 4: Sonn­tag, 10. März 2019
Dia­monds are a girls best fri­end – Doha

„To tra­vel is to dis­co­ver that ever­yo­ne is wrong about other count­ries.” – Aldous Huxley

Nach­dem ich also mit dem Bus am Ter­mi­nal ankom­me, geht es in den Ankunfts­be­reich. Der ist für Pas­sa­gie­re der Qatar Air­ways First und Busi­ness Class in einem sepa­ra­ten Teil des Ter­mi­nals. Zuerst geht in eine Lounge, in der auch ein klei­nes Früh­stücks­buf­fet bereit­steht. Hier fin­det dann am Aus­gang die Pass­kon­trol­le ohne War­te­zeit statt.

Danach muss das Gepäck noch ein­mal durch einen Scan­ner. War­um erschließt sich mir nicht ganz. Ich kann mir nur vor­stel­len, dass man nach ver­bo­te­nen Sachen sucht. Als ich damit fer­tig bin, ist mein Gepäck auch schon da. Nun gehe ich wei­ter in den Haupt­ter­mi­nal, wo sich die gro­ße Ankunfts­lounge befin­det. Hier mache ich mich kurz frisch, bevor ich zum Taxi­stand gehe. Das ist wirk­lich super orga­ni­siert. Man sagt, wo man hin möch­te und dann wird einem ein Taxi zuge­wie­sen. Alle Taxen hier sind offi­zi­ell ange­mel­det und fah­ren mit Taxameter. 

Ich erwi­sche auch einen net­ten Fah­rer, der mir gleich ein wenig erzählt, was ich so sehe. Beson­ders über das selt­sa­me run­de Ter­mi­nal­ge­bäu­de unter­hal­ten wir uns noch eine Wei­le. Da ich es erst beim Abflug foto­gra­fie­ren konn­te, wer­de ich das Rät­sel dann auflösen.

Die Fahrt zum Hotel ist kurz­wei­lig. Es geht über brei­te Auto­bah­nen, auf denen genau­so viel Ver­kehr herrscht wie in Euro­pa auch. Als wir aller­dings in Rich­tung Souq abbie­gen, ändert sich das Bild schlag­ar­tig. Wir kom­men durch ein Vier­tel, das sehr her­un­ter­ge­kom­men aus­sieht und in dem vor allem jun­ge Män­ner her­um­zu­lun­gern schei­nen. Der Fah­rer erklärt mir, dass das die Vier­tel der Gast­ar­bei­ter sind, die meist aus Ban­gla­desh, Indi­en, Sri Lan­ka oder ande­ren asia­ti­schen Staa­ten kom­men und hier arbei­ten. Vie­le von ihnen sind der­zeit auch hier, um die Gebäu­de und Sta­di­en für die Fuß­ball WM fer­tig­zu­stel­len. Aber auch sonst wird in Doha wahn­sin­nig viel gebaut, zur Zeit sogar eine Metro, mit der man dann den Flug­ha­fen und die ver­schie­de­nen Stadt­tei­le errei­chen kön­nen soll.

Die Fahrt endet dann am Ran­de des Souq, wo sich eines der Hotels befin­det, die zu den Souq Waqif Hotels gehö­ren. Ins­ge­samt gibt es acht Häu­ser, die im gan­zen histo­ri­schen Distrikt ver­teilt sind, eini­ge von ihnen auch in der Fußgängerzone.

Ich gehe also hin­ein und erfah­re gleich mal, dass ich nicht in die­sem Gebäu­de unter­ge­bracht bin. Ist aber wei­ter kein Pro­blem, denn der Check-​in kann trotz­dem hier statt­fin­den. Da die Reser­vie­rung über Qatar Air­ways lief, habe ich kei­ne wei­te­ren Infor­ma­tio­nen gehabt, auch nicht, in wel­chem der Häu­ser ich unter­ge­bracht sein wer­de. Fas­zi­nie­rend ist aller­dings, dass mir der Mit­ar­bei­ter ohne mit der Wim­per zu zucken die Schlüs­sel­kar­te aus­hän­digt. Auf­grund der doch oft unge­wöhn­li­chen Ankunfts- und Abflug­zei­ten bucht man Gäste hier immer für 24 Stun­den in ihr Zim­mer, egal wann sie ankom­men. Das ist echt toll und soll­te bei mehr Hotels Stan­dard sein. 

Nach dem Check-​in gehe ich mit einem Mit­ar­bei­ter wie­der nach drau­ßen und wir stei­gen in einen Golf Cart ein. Die klei­nen Fahr­zeu­ge dür­fen auch im Souq zwi­schen den ein­zel­nen Hotels unter­wegs sein und ste­hen den Gästen auf Abruf zur Ver­fü­gung. Abge­setzt wer­de ich dann vor die­sem Haus, wo sich mein Zim­mer befin­den soll.

Mit dem Fahr­stuhl geht es nach oben und ich fin­de schnell mein Zim­mer. Das sieht auch wirk­lich toll aus, aber es gibt zwei Pro­ble­me, es hat kein Fen­ster und es krab­beln zwei wirk­lich rich­tig dicke Käfer mit­ten auf dem Bett. Nee sor­ry, aber das geht gar nicht. Ich fah­re also wie­der nach unten, doch in die­sem Haus gibt es kei­ne Rezep­ti­on. Im Haus gegen­über, das auch zur Ket­te gehört, aller­dings schon.

Dort schil­de­re ich also mein Pro­blem und man ist sofort bereit mir zu hel­fen. Für die Käfer ent­schul­digt man sich über­schwäng­lich und hat auch Ver­ständ­nis, wenn ein Gast kein fen­ster­lo­ses Zim­mer möch­te. So bekom­me ich inner­halb weni­ger Minu­ten ein neu­es Zim­mer, aller­dings muss ich mit zwei Bet­ten vor­lieb neh­men, wenn ich nicht war­ten will. Da es nur für eine Nacht ist, wil­li­ge ich ein.

Mein neu­es Zim­mer ist dann in Ord­nung und ich kann auch kein Getier fin­den. Zwei gro­ße Fen­ster las­sen Tages­licht in den Raum. Die Schall­iso­lie­rung lässt aller­dings etwas zu wün­schen übrig. Wer da emp­find­lich ist, soll­te lie­ber nach einem ande­ren Zim­mer fra­gen oder viel­leicht doch das Fen­ster­lo­se nehmen.

Das Hotel ver­fügt sogar über einen Pool, an dem west­li­che Bade­klei­dung erlaubt ist. Extra des­we­gen ist er von außen und auch von ande­ren Gebäu­den nicht einsehbar.

Ich lege mich noch eine Stun­de aufs Ohr, denn die Nacht war schon arg kurz. Län­ger hal­te ich es dann aber doch nicht aus, denn ich will schließ­lich etwas von Doha sehen, auch wenn mir jetzt schon klar wird, dass ich nur einen klei­nen Ein­blick bekom­men wer­de. Da ich hier in einem ara­bi­schen Land unter­wegs bin, habe ich mir schon vor­her Gedan­ken gemacht, was ich denn anzie­he. Ich habe mich schließ­lich für eine lose sit­zen­de Hose, ein Shirt mit Drei­vier­tel­är­meln sowie eine leich­te Jacke ent­schie­den. Rück­wir­kend muss ich sagen, dass das in Katar wun­der­bar gepasst hat.

Der Vor­teil mei­nes Hotels ist, dass es mit­ten im Souq, dem Basar von Doha liegt. Ich muss also gar nicht weit lau­fen, son­dern habe eine der Attrak­tio­nen der Stadt direkt vor der Haus­tür. Mit­ten auf einem der gro­ßen Plät­ze des Basars ent­decke ich einen rie­si­gen gol­de­nen Dau­men. „Le Pouce”, der Dau­men, ist ein Werk des fran­zö­si­schen Künst­lers César Bal­d­a­c­ci­ni, das zur umfang­rei­chen Samm­lung öffent­li­cher Kunst in Katar gehört.

Nor­ma­ler­wei­se sind die Basa­re in ara­bi­schen Städ­ten etwas, das über die Jahr­hun­der­te gewach­sen ist, doch der Souq Waqif im Her­zen von Doha ist anders. Erst 2003 brann­te das Gelän­de aus schma­len Gas­sen und klei­nen Geschäf­ten völ­lig ab, doch der Emir för­der­te einen Wie­der­auf­bau und so konn­te das Gelän­de schon 2009 wie­der Kun­den und Besu­cher emp­fan­gen. Und dass der Basar nicht nur für Tou­ri­sten da ist, sehe ich an den vie­len Ein­hei­mi­schen, die hier ein­kau­fen gehen, obwohl Katar auch über super moder­ne Ein­kaufs­zen­tren ver­fügt. Ein Basar gehört hier irgend­wie zum Lebens­ge­fühl dazu.

Am Vor­mit­tag ist auf dem Basar aller­dings noch nicht so viel los. Das Leben brummt hier abends. Für mich jedoch ist das per­fekt, denn so kann ich in Ruhe schau­en und fotografieren.

Ich lau­fe wei­ter in Rich­tung Meer und ver­las­se den Basar vor­läu­fig. Auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te ent­decke ich das Al Fanar Kul­tur­zen­trum, das vor allem Nicht-​Muslimen die Reli­gi­on und das Land näher brin­gen soll.

Schließ­lich errei­che ich die Cor­ni­che, die Strand­pro­me­na­de, die sich über meh­re­re Kilo­me­ter an der Bucht ent­lang zieht, an der sich Doha befin­det. Ein klei­nes Stück will auch ich ihr heu­te fol­gen. Schon nach weni­gen Metern ent­decke ich ein wei­te­res Kunst­werk, das Pearl Monu­ment. Die Skulp­tur erzählt die Geschich­te Katars wie kei­ne ande­re, denn bevor Öl und Gas das Land reich mach­ten, ver­ding­ten sich vie­le Kata­ri als Per­len­fi­scher. Auch heu­te ist die Indu­strie noch nicht ganz aus­ge­stor­ben, selbst wenn sie mas­siv an Bedeu­tung ver­lo­ren hat.

Hin­ter der Skulp­tur sind der histo­ri­sche Dhau Hafen sowie die moder­ne Hoch­haus­s­ky­line der West Bay zu sehen. Die Dhau sind die alten Fischer­boo­te, mit denen die Kata­ri seit eh und je auf das Meer hin­aus­fuh­ren. Heu­te wer­den dar­auf ver­mehrt Tou­ri­sten­rund­fahr­ten angeboten.

Ich fol­ge der Cor­ni­che und bekom­me einen Ein­druck von Doha als moder­ne Groß­stadt. Wäh­rend der Basar das tra­di­tio­nel­le Leben ver­kör­pert, brummt rund­her­um die Moder­ne. Mehr­spu­ri­ge Stra­ßen füh­ren durch die Stadt, gesäumt von moder­nen Gebäuden.

Und dann habe ich zum ersten Mal mein Ziel vor Augen, das Muse­um of Isla­mic Art. Hoch­ge­lobt wird es, sowohl für sei­ne Archi­tek­tur als auch die Aus­stel­lun­gen, die ein­zig­ar­tig sein sol­len. Da das Muse­um von mei­nem Hotel fuß­läu­fig zu errei­chen ist, habe ich mir vor­ge­nom­men, ein­mal vorbeizuschauen.

Schon die Zufahrt des Muse­ums ist beein­druckend. Einen Was­ser­lauf umschlie­ßend und von Pal­men gesäumt, führt der Weg auf eine künst­li­che Insel, auf der sich das Muse­um befin­det und hier fast ein wenig über dem Hafen­becken zu schwe­ben scheint. Das war vom Archi­tek­ten so gewünscht, damit die Wir­kung des Gebäu­des nicht durch ande­re Bau­wer­ke geschmä­lert wer­den kann.

Wäh­rend ein Kunst­mu­se­um natür­lich außer­ge­wöhn­li­che Kunst­wer­ke beher­ber­gen soll­te, ist hier schon das Muse­um selbst ein Kunst­werk. Es gilt als das letz­te gro­ße Werk des 2019 ver­stor­be­nen chinesisch-​amerikanischen Archi­tek­ten I.M. Pei. Für den Ent­wurf hat­te der damals schon 90-​jährige Pei eine halb­jähr­li­che Rei­se durch den Nahen Osten unter­nom­men, um die Archi­tek­tur­for­men zu studieren.

Wer glaubt, dass das Gebäu­de nur von außen impo­sant wirkt, der ist noch nicht im Muse­um gewe­sen. Die Hal­le, die das Zen­trum bil­det, ist min­de­stens genau­so beein­druckend. Und dann muss ich schmun­zeln, denn spä­te­stens jetzt sehe ich, dass auch I.M. Pei anschei­nend man­che Idee zwei­mal ver­wen­det. Irgend­wie erin­nert mich das gro­ße Fen­ster doch sehr stark an die JFK Pre­si­den­ti­al Libra­ry in Bos­ton, die der Archi­tekt Ende der 1970er Jah­re entwarf.

Schaut man sich nun wei­ter um, bleibt doch immer wie­der der Mund vor Erstau­nen offen. Das ist schon extrem beein­druckend, was ich hier sehe und allein den Besuch wert, bevor ich über­haupt auch nur einen der Schät­ze der Aus­stel­lung zu sehen bekom­men habe. Der Besuch des Muse­ums ist übri­gens voll­kom­men kostenlos.

Die gran­dio­se Innen­ar­chi­tek­tur des Gebäu­des stammt vom Archi­tek­ten Jean-​Michel Wil­mot­te mit dem Pei schon am Pari­ser Lou­vre zusam­men­ge­ar­bei­tet hat­te. Bei der Aus­stat­tung wur­de eine gro­ße Band­brei­te isla­mi­scher Stil­rich­tun­gen ver­wen­det, die durch ein aus­ge­klü­gel­tes Licht­kon­zept in Sze­ne gesetzt werden.

Die Aus­stel­lung selbst steht dem aber in nichts nach. Zu sehen sind hier die Schät­ze der Emi­re von Katar, die über Jahr­hun­der­te aus der gesam­ten isla­mi­schen Welt zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Auf einer Flä­che von 45.000 Qua­drat­me­tern sind Kera­mi­ken, Tex­ti­li­en, Waf­fen, Manu­skrip­te und Doku­men­te aus allen Län­dern zwi­schen Spa­ni­en (das einst zur ara­bi­schen Welt gehör­te) und Indi­en zu sehen.

Aber nicht nur die Aus­stel­lungs­stücke selbst sind beein­druckend, auch ihre Prä­sen­ta­ti­on. Ich habe sel­ten ein so wun­der­bar ange­leg­tes Muse­um gese­hen, das den Besu­cher auf eine Rei­se durch Zeit, Kunst und Kul­tu­ren entführt.

Die ein­zel­nen Aus­stel­lungs­räu­me des Muse­ums sind um die Haupt­hal­le ange­legt, die sich über fünf Stock­wer­ke erstreckt. Am gün­stig­sten ist es, im ersten Stock zu begin­nen und sich nach oben vorzuarbeiten.

Ein wei­te­res archi­tek­to­ni­sches High­light ist eben jene rie­si­ge Fen­ster­front, die mich so sehr an Bos­ton erin­nert. Sie erlaubt eigent­lich einen fan­ta­sti­schen Blick auf die Sky­line von Doha, nur wird an sehr son­ni­gen Tagen lei­der ein Rol­lo heruntergelassen.

So wen­de ich mich dann doch wie­der den Aus­stel­lun­gen zu, deren Expo­na­te aus dem 6. bis 20. Jahr­hun­dert stam­men. Es ist eine ein­zig­ar­ti­ge Samm­lung isla­mi­scher Kunst, die ein­fach bemer­kens­wert ist und mich rest­los begeistert.

Irgend­wann bekom­me ich aber doch Hun­ger, denn es ist bereits frü­her Nach­mit­tag und so beschlie­ße ich, gleich hier im Muse­ums­ca­fé etwas zu essen. Zum Muse­um gehört auch ein Spit­zen­re­stau­rant des Fran­zo­sen Alan Ducas­se, das jedoch nur am Abend geöff­net ist. Das Café im Erd­ge­schoss bie­tet hin­ge­gen eine leich­te Küche für den klei­nen Hun­ger zwi­schen­durch gepaart mit einer fan­ta­sti­schen Aussicht.

Ein wei­te­res High­light des Muse­ums ist der Außen­be­reich. Wäh­rend der Teil gleich neben dem Ein­gang von Sel­fie­jä­gern und Insta­gramm­ern gera­de­zu bela­gert wird, ist es im Innen­hof zwi­schen dem Muse­um und der Recher­che­bi­blio­thek abso­lut ruhig. Die mei­sten Besu­cher gehen an die­sem traum­haf­ten Plätz­chen anschei­nend ein­fach vorbei.

So kann ich ganz in Ruhe die herr­li­che Aus­sicht auf das Meer und die Sky­line genie­ßen und kom­me dabei mit einem der Wach­leu­te ins Gespräch, der sich freut, dass ich aus Deutsch­land den Weg hier­her gefun­den habe. Das ich als Frau allein unter­wegs bin, scheint in Katar gene­rell nicht als so pro­ble­ma­tisch ange­se­hen zu wer­den. Anschei­nend klappt der Spa­gat zwi­schen Tra­di­ti­on und Moder­ne hier vie­ler­orts bes­ser als in ande­ren Län­dern, die ich bereist habe.

Kurz bevor ich gehe, bie­tet mit der Wach­mann noch an, ein Foto von mir zu machen, was ich dan­kend annehme.

Doch damit ist mein Besuch im Muse­um noch immer nicht been­det. Ich hat­te ja kei­ne Ahnung, wie umfang­reich und inter­es­sant die Aus­stel­lun­gen hier sind. Im Erd­ge­schoss gibt es einen Bereich für Son­der­aus­stel­lun­gen, der der­zeit Syri­en gewid­met ist und beson­ders auf die unwie­der­bring­li­che Zer­stö­rung vie­ler histo­ri­scher Stät­ten wäh­rend des Krie­ges dort auf­merk­sam machen will.

Beson­ders fas­zi­nie­rend für mich ist, dass die Aus­stel­lungs­stücke aus vie­len berühm­ten Muse­en der Welt zusam­men­ge­tra­gen wur­den. So stam­men eini­ge aus dem Bri­ti­schen Muse­um in Lon­don oder den Staat­li­chen Muse­en zu Ber­lin. Da muss ich also erst nach Doha flie­gen, um Tei­le die­ser Samm­lun­gen zu sehen.

Es ist schon viel spä­ter als gedacht, als ich das Muse­um wie­der ver­las­se. Aber ich bereue kei­ne Minu­te, denn die­ses fas­zi­nie­ren­de Gebäu­de gehört für mich wirk­lich zu den High­lights der Stadt und ist unbe­dingt einen Besuch wert.

An der Cor­ni­che ent­lang lau­fe ich wie­der zurück in Rich­tung Souq. An eini­ge Stel­len kann ich immer wie­der Bau­tä­tig­keit fest­stel­len, denn in Doha wird immer noch flei­ßig erwei­tert. Auch ein wei­te­res Muse­um ist gera­de dabei sei­ne Pfor­ten zu öff­nen und zu einem zusätz­li­chen Besu­cher­ma­gnet zu wer­den. An der Cor­ni­che aber kommt fast ein wenig Strand­pro­me­na­den­fee­ling auf, auch wenn das dann für die Kata­ri doch ein wenig zu libe­ral wäre, wenn hier jetzt leicht beklei­de­te Jog­ger und Sur­fer oder Rad­fah­rer und Ska­ter in engen Shirts unter­wegs wären.

Am Pearl Monu­ment ver­las­se ich die Cor­ni­che wie­der. Der Weg wür­de sich noch mehr als fünf Kilo­me­ter wei­ter an der Bucht ent­lang­schlän­geln, doch das ist heu­te ein­fach nicht zu schaffen.

Ich keh­re zum Souq Waqif zurück, der wie aus einer längst ver­gan­ge­nen Zeit wirkt und doch abso­lut modern ist. Aber gera­de die­se Moder­ne fin­de ich auch ganz ange­nehm, denn so lässt es sich sehr gut durch die engen Gas­sen bum­meln. Auch habe ich hier nicht das Gefühl, dass man sich stän­dig nach Taschen­die­ben oder unan­ge­neh­men Per­so­nen umschau­en müss­te. Die Kata­ri selbst beach­ten die Tou­ri­sten kaum und neh­men sie als das wahr, was sie sind, Besu­cher aus einer ande­ren Kul­tur, die die­se nun ken­nen­ler­nen wol­len. Ein­zig die Gast­ar­bei­ter sind mir teil­wei­se etwas unan­ge­nehm auf­ge­fal­len. Beson­ders den Grup­pen jun­ger Män­ner bin ich dann doch etwas aus dem Weg gegan­gen, denn im Gegen­satz zu den Kata­ri sind für sie Frau­en, die allein unter­wegs sind, dann wohl doch nicht so ganz selbstverständlich.

Als ich so durch die Gas­sen des Basars strei­fe und die Aus­la­gen der Händ­ler bestau­ne, ent­decke ich ver­steckt hin­ter einer Trep­pe ein Hin­weis­schild zum Bird Mar­ket, dem Vogel­markt. Das will ich mir dann doch etwas genau­er anschauen.

Der Vogel­markt ist eigent­lich ein Tier­markt, auf dem aller­hand Haus­tie­re sowie Zube­hör zum Ver­kauf ange­bo­ten wer­den. Für Mit­tel­eu­ro­pä­er ist das aber doch irgend­wie etwas befremd­lich, sodass ich nicht zu lan­ge blei­be, denn irgend­wie habe ich recht bald das Bedürf­nis, die armen Tier­chen aus ihren Käfi­gen zu befrei­en und mitzunehmen.

So lang­sam bricht dann auch die Dun­kel­heit her­ein, doch das tut dem Trei­ben auf dem Basar kei­nen Abbruch, eher das Gegen­teil ist der Fall. Jetzt öff­nen die Restau­rants und noch mehr Geschäf­te zei­gen ihre Waren, denn jetzt beginnt die Zeit, in der die Kata­ri ein­kau­fen gehen. Zwar ist es im März auch am Tage nicht son­der­lich heiß, doch die­ser Rhyth­mus liegt den Men­schen hier ein­fach im Blut, denn im Som­mer knallt die Wüsten­son­ne uner­bärm­lich vom Him­mel und da bleibt man lie­ber im voll kli­ma­ti­sier­ten Heim.

Ich aber dre­he noch eine wei­te­re Run­de durch die Gas­sen des Souq Waqif. Dabei schaue ich mir nun beson­ders die Waren in den Beklei­dungs­ge­schäf­ten an. Unwei­ger­lich kommt hier die Fra­ge auf, wann die Kata­ri denn die­se bun­ten Stücke tra­gen oder ob das nur für die Tou­ri­sten hier hängt? Viel­leicht klei­det man sich ja auch zu Hau­se in bun­ten Far­ben so als Kon­trast zur schwar­zen Aba­ya mit dem Niqab, der bevor­zug­ten Klei­dung der Kata­ri Frau­en auf der Straße.

Hier zeigt sich dann ein Vor­teil so als Frau unter­wegs zu sein, denn wäh­rend es für einen Mann tabu ist, eine frem­de Frau anzu­schau­en, kann ich das Trei­ben der Ein­käu­fe­rin­nen gut beob­ach­ten, ohne das sich jemand dar­an stört. Manch­mal tre­te ich mit den Damen sogar über ihre Kin­der in Blick­kon­takt und sie freu­en sich über mein Inter­es­se an ihrem Nach­wuchs. So man­che Sze­ne mutet dann auch etwas selt­sam an, wie die Dame, die völ­lig in Schwarz geklei­det in einem Bent­ley vor­fährt, kom­plett mit Lou­is Vuit­ton Tasche. Mit ihrem Nach­wuchs, der aller­dings west­lich geklei­det ist, geht sie ein­kau­fen. Als sie zurück­kommt, folgt ihr ein älte­rer Mann, der etwas gebückt eine Schub­kar­re mit Waren hin­ter ihr her­schiebt, deren Inhalt dann in den Kof­fer­raum ver­la­den wird, bevor alle wie­der abfahren.

Bei mei­nem Rund­gang über den Basar kom­me ich auch an den ande­ren Häu­sern der Tivo­li Hotels vor­bei, die über den Souq ver­teilt sind.

Ich gehe noch ein Stück wei­ter, um den Kamel­markt zu fin­den. Zwar haben die Tie­re viel von ihrer Funk­ti­on als Lasten- und Trans­port­tie­re ein­ge­büßt, seit­dem auch hier moder­ne Gelän­de­wa­gen Ein­zug gehal­ten haben, doch noch immer wer­den die Tie­re ganz tra­di­tio­nell gehan­delt. In Ara­bi­en sind es meist Dromedare.

Im Hin­ter­grund des Mark­tes kann ich wie­der die Sky­line ent­deck­ten. So lang­sam wer­den auch hier die Lich­ter angeschaltet.

Die Gas­sen des Souq Waqif wer­den am Abend eben­falls in ein sanf­tes Licht getaucht.

Mit ein biss­chen suchen ent­decke ich dann noch die­ses Haus. Eigent­lich bin ich heu­te hier sogar schon vor­bei­ge­kom­men, ahn­te jedoch nicht, was sich hin­ter die­sen Mau­ern ver­birgt. In die­sem Gebäu­de befin­det sich der berühm­te Falkenmarkt.

Doha ist bekannt für sei­ne Fal­ken und Fal­ken sind ein Sta­tus­sym­bol wohl­ha­ben­der Kata­ri Fami­li­en. So ist dann auch der Ver­kaufs­raum sehr edel ein­ge­rich­tet, wie ich durch die Fen­ster sehen kann. Die Fal­ken wer­den hier übri­gens nicht nur gehan­delt, son­dern auch behan­delt, wenn sie krank oder ver­letzt sind.

Als ich einen Ort zum Abend­essen suche, kom­me ich an einem wei­te­ren der Häu­ser vor­bei, die zu mei­nem Hotel gehö­ren, dem Al Jas­ra. Hier gibt es ein Restau­rant mit schö­ner Außen­ter­ras­se und da ich mehr die laue Abend­luft denn ein kli­ma­ti­sier­tes Restau­rant bevor­zu­ge, neh­me ich kurz­ent­schlos­sen Platz.

Ich bestel­le ein Nudel­ge­richt, das sehr gut schmeckt und schaue den Men­schen zu, die im Basar unter­wegs sind. Zum Nach­tisch gibt es ein Tört­chen aus der Haus­ei­ge­nen Patisserie.

Als ich das Restau­rant ver­las­se, ist es bereits kom­plett dun­kel, sodass ich beschlie­ße, noch ein­mal zur Cor­ni­che zu lau­fen. Das zahlt sich dann auch rich­tig aus, denn nun habe ich ein schö­nes Bild der beleuch­te­ten Skyline.


Auf dem Rück­weg kom­me ich noch ein­mal am Al Fanar Kul­tur­zen­trum vor­bei, das nun eben­falls schön ange­strahlt wird.

Im Souq brummt noch immer das Leben, als ich mich auf den Weg zurück in mein Hotel mache. So lang­sam bin ich doch müde, aber zum Glück steht mor­gen nicht so viel auf dem Pro­gramm, sodass ich mich dann auch etwas aus­ru­hen kann.

Auf mei­nem Zim­mer packe ich dann schon mal die Kame­ra­aus­rü­stung zusam­men und alles wie­der in die ent­spre­chen­den Taschen, bevor ich das Licht aus­schal­te und die Augen schließe. 

Wet­ter: son­nig, 14–24 Grad
Hotel: Souq Waqif Hotels by Tivoli

 

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