More Fun in the Sun – Florida und Kalifornien über Silvester

Tag 15: Sonn­tag, 12. Janu­ar 2020
The charm of past times – Ft. Myers nach Tampa

„So much of who we are is whe­re we have been.” – Wil­liam Langewiesche

In Ft. Myers habe ich auf die­ser Rei­se nur über­nach­tet, die Sehens­wür­dig­kei­ten las­se ich die­ses Mal links lie­gen. Schon am Mor­gen fah­re ich gen Nor­den bis nach Anna Maria Island.

Die elf Kilo­me­ter lan­ge Insel wur­de einst von den spa­ni­schen Ent­deckern nach ihrer Köni­gin benannt, doch Men­schen leb­ten schon viel frü­her auf Anna Maria Island. Der Timucu­an Tri­be hin­ter­ließ die ersten mensch­li­chen Spu­ren, lan­ge bevor Pon­ce de Leon 1513 die Insel ent­deck­te und benann­te. Mehr als zwei Jahr­zehn­te spä­ter soll Her­nan­do DeSo­to hier sei­ne erste Lan­dung in der Neu­en Welt gemacht haben, doch die­se Geschich­te wird woan­ders erzählt.

Heu­te ist die Insel vor allem für ihre Strän­de berühmt. Inzwi­schen ist sie ein belieb­tes Ziel für Urlau­ber gewor­den und es gibt unzäh­li­ge Hotels sowie Ferienwohnungen.

Die erste per­ma­nen­te Besied­lung der Insel liegt dabei erst gute hun­dert Jah­re zurück. Ende des 19. Jahr­hun­derts kam Geor­ge Emer­son Bean nach Anna Maria Island und wur­de zum ersten per­ma­nen­ten Ein­woh­ner der Insel, die damals noch größ­ten­teils aus Urwald bestand. Der nörd­li­che Zip­fel, auf der er einst leb­te, heißt noch heu­te Bean’s Point.

Von hier habe ich einen guten Blick auf die Suns­hi­ne Sky­way Bridge, die das Fest­land seit 1987 mit der Pinellas Halb­in­sel ver­bin­det. Schon seit 1954 gab es hier eine Brücke, die jedoch 1980 nach einer Kol­li­si­on mit einem Fracht­schiff einstürzte.

Für mich geht es jetzt zurück aufs Fest­land. Und dort wird die Geschich­te um Her­nan­do DeSo­to nur wei­ter­erzählt. Der Spa­ni­er kam 1539 in die­ses Gebiet und nahm die erste umfas­sen­de Erfor­schung des Südens der heu­ti­gen USA vor. Mit neun Schif­fe und über sechs­hun­dert Sol­da­ten lan­de­te DeSo­to hier an der Tam­pa Bay, wo ihm noch heu­te gedacht wird.

Seit 1948 gibt es das DeSo­to Natio­nal Memo­ri­al am Ufer der Tam­pa Bay. Mein erster Anlauf­punkt ist das klei­ne Besu­cher­zen­trum, das Aus­kunft über die Ver­an­stal­tun­gen sowie das Gelän­de gibt.

Am Ufer­weg erzäh­len Schau­ta­fel die Geschich­te der Lan­dung der ersten Euro­pä­er in die­sem Teil der Neu­en Welt, von wo die zu einer vier Jah­re dau­ern­den Expe­di­ti­on auf­bra­chen, die über 6.400 Kilo­me­ter zurücklegte.

Gleich neben dem Park­platz gibt es einen Gedenk­stein, der anläss­lich des 400. Jah­res­ta­ges der Lan­dung im Jahr 1939 hier auf­ge­stellt wurde.

Sonst gibt es nicht viel zu sehen, denn so eine Lan­dung hin­ter­lässt nach fast einem hal­ben Jahr­tau­send natür­lich kei­ne phy­si­schen Spu­ren mehr. Dafür wur­de aber ein Camp nach­ge­baut, wie es damals hier wohl anzu­tref­fen war.

Zu festen Zei­ten gibt es klei­ne Vor­füh­run­gen, wie die Spa­ni­er hier damals unter­wegs waren und auf wel­che Urein­woh­ner sie trafen.

Inter­es­sant ist auch der Stand, an dem Han­dels­wa­ren der Urein­woh­ner zu fin­den sind. Tausch­ge­schäf­te waren damals an der Tagesordnung.

Nach die­sem klei­nen Exkurs in die Geschich­te geht es für mich zurück auf die Inter­sta­te, die mich auf eben jene Brücke führt, die ich zuvor schon gese­hen habe, den Suns­hi­ne Sky­way, im Volks­mund auch Kat­zen­buckel genannt. Fünf Jah­re wur­de an der fast neun Kilo­me­ter lan­gen Brücke gebaut, bevor sie als eine der läng­sten Brücken mit Schrägseil-​Mittelöffnung ein­ge­weiht wer­den konnte.

Die Brücke habe ich heu­te nicht zum ersten Mal pas­siert, bestimmt ein Dut­zend Mal bin ich auf ver­schie­de­nen Rei­sen schon hier ent­lang gefah­ren. Mein heu­ti­ges Ziel jedoch kann­te ich bis dato noch nicht, die Histo­ric Sun­ken Gar­dens in St. Petersburg.

Die Sun­ken Gar­dens sind ein Bota­ni­scher Gar­ten, wie es vie­le gibt, und doch etwas ganz Beson­de­res. Gegrün­det wur­de der Gar­ten von Geor­ge Tur­ner sr., der sich hier 1903 nie­der­ließ und begann, tro­pi­sche Bäu­me auf sei­nem Anwe­sen zu pflan­zen. Zwan­zig Jah­re spä­ter ver­kauf­te er bereits tro­pi­sche Früch­te und Besu­cher zahl­ten ihm einen Nickel dafür, durch den herr­li­chen Gar­ten lau­fen zu kön­nen. In den 1930er Jah­ren begann er, sein Grund­stück ein­zu­zäu­nen und regu­lär für Besu­cher zu öff­nen, die Sun­ken Gar­dens waren geboren.

Noch heu­te zieht der Gar­ten vie­le Besu­cher an, doch den größ­ten Ansturm erleb­ten die Sun­ken Gar­den in den 1950er bis 1970er Jah­ren. Schon seit ihrer Eröff­nung waren sie als ame­ri­ka­ni­sche Roadsi­de Attrac­tion bekannt und mit dem Sie­ges­zug des Auto­mo­bils kamen immer mehr Besu­cher hier­her. Schließ­lich gehör­te der Bota­ni­sche Gar­ten sogar zu den Top 10 Attrak­tio­nen in Florida.

Doch nicht nur Flo­ra gibt es in dem Gar­ten zu bestau­nen, auch die Fau­na kommt nicht zu kurz. Schon seit 1956 leben chi­le­ni­sche Fla­min­gos in den Sun­ken Gar­dens. Noch vor weni­gen Jah­ren war ihre Popu­la­ti­on auf zwei Tie­re geschrumpft, doch 2016 kauf­te die Stadt St. Peters­burg, die seit 1999 Eigen­tü­me­rin des Gar­tens ist, zwan­zig neue Tie­re im Zoo von San Anto­nio, die nun hier zu bestau­nen sind.

Die Pflan­zen­welt ist aber nicht weni­ger beein­druckend. Über 50.000 Pflan­zen aus über 500 Arten gibt es im Gar­ten zu bestau­nen. Vie­le sind inzwi­schen rie­sig und schüt­zen so bei einem Spar­zier­gang auch gut vor der Sonne.

Mit­ten im Gar­ten ist der „Gro­wing Stone” zu fin­den, ein gro­ßer Kalk­stein­brocken, der bei der Gestal­tung des Gar­tens gefun­den wur­de. Der Legen­de nach fin­det jeder, der sich auf den Stein setzt, inne­re Ruhe und Frie­den und bekommt das Talent, Din­ge wach­sen zu las­sen. So ist es für neue Mit­ar­bei­ter des Gar­tens auch zum Ritu­al gewor­den, am ersten Arbeits­tag auf dem Stein Platz zu nehmen.

Im Gar­ten zu sehen sind auch tro­pi­sche Papa­gei­en. Als sich der Tag dem Ende zuneigt und ich gera­de gehen will, sehe ich wie die­se von einer Mit­ar­bei­te­rin in ihr Nacht­quar­tier gebracht wer­den. Ich schaue zunächst aus der Fer­ne zu, bis sie mich her­an­winkt und ich die bun­ten Vögel so ganz aus der Nähe bestau­nen kann.

Über eine der Brücken, die die Tam­pa Bay über­que­ren, fah­re ich anschlie­ßend nach Tam­pa. Der Kreis schließt sich, hier war ich schon am Beginn mei­ner Rei­se. Und hier habe ich für mei­ne letz­te Nacht in Flo­ri­da das Le Meri­di­en Hotel reser­viert. Das Hotel befin­det sich im alten Gerichts­ge­bäu­de der Stadt, in das es har­mo­nisch ein­ge­passt wurde.

Im Unter­ge­schoss des Gebäu­des befin­den sich Rezep­ti­on und Lob­by, hier in einem moder­nen Stil ein­ge­reicht, der sich sehr schön in das alte Haus eingliedert.

In den Flu­ren des Hotels fühlt man sich dage­gen fast wie­der wie in einem histo­ri­schen Gerichts­ge­bäu­de oder auch Capi­tol. Wie vie­le sol­cher Gän­ge habe ich auf mei­nen Besu­chen in den USA schon durchschritten.

Mein Zim­mer ist hin­ge­gen wie­der modern ein­ge­rich­tet und befin­det sich auf der Rück­sei­te des Hotels. Aus dem Fen­ster über­blicke ich den Pool, der hin­ter dem Gebäu­de ange­legt wurde.

Auch am Abend ist das Hotel eine impo­san­te Erschei­nung im Her­zen von Tam­pa. Im Erd­ge­schoss befin­det sich übri­gens das Hotel­re­stau­rant, wo ich heu­te vor­züg­lich zu Abend esse.

Mor­gen muss ich zwar zurück nach Ft. Myers, doch für mich hat sich die Fahrt nach Tam­pa trotz­dem gelohnt. Eigent­lich woll­te ich ja auch von hier zurück nach Char­lot­te flie­gen, doch es gab kei­ne pas­sen­den Flü­ge, sodass ich nun von Ft. Myers flie­gen wer­de. Ein paar Stun­den habe ich aber noch und in denen genie­ße ich mein schö­nes Hotel.

Mei­len: 170
Wet­ter: 71 Grad
Hotel: Le Méri­di­en Tampa

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