Mediterranean Dreams – Malta und Gozo

Tag 2: Diens­tag, 31. August 2021
Roa­ming around the City – Val­let­ta – Teil 1

„Ever­yo­ne knew that all islands were worlds unto them­sel­ves, that to come to an island was to come to ano­ther world.” – Guy Gavri­el Kay

Unser erster Mor­gen In Valet­ta und ich habe gut geschla­fen. Früh­stück ist hier im Hotel inklu­si­ve, aber nur con­ti­nen­tal. Das ist aber gut und wird von einer net­ten Dame betreut, anson­sten gibt es hier im Hotel kein Personal.

Wir beschlie­ßen, als Erstes eine Erkun­dungs­tour durch die Stadt zu machen. Val­let­ta selbst ist win­zig, nicht mal einen Qua­drat­ki­lo­me­ter Flä­che nimmt die mal­te­si­sche Haupt­stadt ein und nur rund sechs­tau­send Per­so­nen leben hier. Unser Hotel ist aber mit­ten­drin und so ist es nicht sehr weit, egal wo man hin will. Aber es ist nicht flach, sodass es bei drei­ßig Grad im Schat­ten doch teil­wei­se anstren­gend ist.

Wir lau­fen zu den Upper Barrak­ka Gar­dens, einer Park­an­la­ge, die im 17. Jahr­hun­dert ange­legt wur­de. Von hier haben wir einen guten Blick auf den Kreuz­fahrt­an­le­ger, denn auch als Ziel von Mit­tel­meer­kreuz­fahr­ten ist Mal­ta sehr beliebt.

Die Gar­ten­an­la­ge befin­det sich auf dem höch­sten Punkt der ehe­ma­li­gen Stadt­be­fe­sti­gung, der St. Peter und Paul Basti­on. Nach der tür­ki­schen Bela­ge­rung von Mal­ta im Jahr 1565 wur­de der Grund­stein für die neue Haupt­stadt Val­let­ta gelegt und mit dem Bau einer Befe­sti­gungs­an­la­ge begon­nen. Die­ser Teil, auf dem sich heu­te die Gar­ten­an­la­ge befin­det, wur­de 1570 fer­tig­ge­stellt. Schon 1660 began­nen die mal­te­si­schen Ordens­rit­ter mit der Anla­ge des Gar­tens, da sich ihre Unter­künf­te ganz in der Nähe befan­den. Seit 1824 ist die Anla­ge öffent­lich zugänglich.

Von hier hat man einen schö­nen Blick über Tei­le von Val­let­ta und bis hin zu den Lower Barrak­ka Gar­dens, die sich auf einer Basti­on hoch über der Hafen­aus­fahrt befin­den. Dort­hin wer­den wir spä­ter noch kommen.

Gut zu sehen ist auch das Vic­to­ria Gate, ein Stadt­tor, das in sei­ner heu­ti­gen Form erst 1885 von den Bri­ten errich­tet und nach Köni­gin Vik­to­ria benannt wur­de. Ursprüng­lich bereits im 16. Jahr­hun­dert erbaut, ist das ein­zi­ge erhal­te­ne Stadt­tor, denn alle ande­ren Tore wur­den Ende des 19. und Anfang des 20. Jahr­hun­derts zer­stört, als sie nicht mehr benö­tigt wurden.

Aber zurück zur Gar­ten­an­la­ge, in deren Mit­te sich zwei gro­ße Bogen­gän­ge befin­den. Sie wur­den 1661 nach Plä­nen und unter Lei­tung des ita­lie­ni­schen Ordens­rit­ters Fra Fla­mi­nio Bal­bia­ni erbaut und waren ursprüng­lich über­dacht. Nach einem nicht erfolg­rei­chen Auf­stand des Kle­rus gegen den dama­li­gen Groß­mei­ster im Jahr 1775 ließ die­ser die Über­da­chung als Stra­fe abreißen.

Auf einer Ter­ras­se unter­halb der Gar­ten­an­la­ge befin­det sich die „Salu­ting Bat­tery”. Hier ste­hen zwar eine Rei­he Kano­nen und doch wird, aller­dings jeden Tag pünkt­lich um 12 Uhr und um 16 Uhr, nur ein ein­zi­ger Schuss abge­feu­ert. Ursprüng­lich dien­ten die Kano­nen auch der Ver­tei­di­gung des Hafens, wur­den aber lan­ge Zeit auch zu zere­mo­ni­el­len Zwecken genutzt.

Der Schuss, der hier zwei­mal täg­lich abge­feu­ert wird, wur­de eigent­lich dazu genutzt, die Uhren auf den Schif­fen zu justie­ren. Das ken­ne ich schon aus Sin­ga­pur, wo die Bri­ten eben­falls ein sol­ches System unter­hiel­ten. Heu­te aber ist es eine Tou­ri­sten­at­trak­ti­on, zu der sich regel­mä­ßig vie­le der Stadt­be­su­cher versammeln.

Das gan­ze Pro­ze­de­re allein ist schon sehens­wert, denn es wird alles in Uni­form und mit mili­tä­ri­scher Prä­zi­si­on durch­ge­führt. Der Schuss selbst ist dann so laut, dass er im gesam­ten Hafen­ge­biet zu hören ist.

Nach­dem wir hier rund zwan­zig Minu­ten in der pral­len Son­ne gestan­den habe, zieht es uns in das klei­ne Café, das es in den Upper Barrrak­ka Gar­den gibt. Ein klei­nes Erfri­schungs­ge­tränk tut doch gut in der Hit­ze der mal­te­si­schen Sonne.

Anschlie­ßend bum­meln wir noch­mals durch den Bogen­gang, denn hier sind nicht nur ver­schie­de­ne Sta­tu­en auf­ge­stellt, es wur­den auch Gedenk­ta­fel an wich­ti­ge Ereig­nis­se ange­bracht, dar­un­ter das Gip­fel­tref­fen zwi­schen dem US-​Präsidenten Geor­ge H. Bush und dem rus­si­schen Staats­ober­haupt Micha­el Gorbatschow.

Nach die­ser aus­führ­li­chen Erkun­dung ver­las­sen wir die Upper Barrak­ka Gar­den nun in Rich­tung Innen­stadt. Das Castil­le Hotel, das wir pas­sie­ren, trägt heu­te den­sel­ben Namen wie das histo­ri­sche Gebäu­de nebenan.

Die Auber­ge de Castil­le ist ein barocker Pracht­bau aus dem Jahr 1740, der ein älte­res Gebäu­de aus dem Jahr 1574 ersetz­te. Ursprüng­lich wur­de die Auber­ge als Unter­kunft für die Rit­ter von Casti­le, León und Por­tu­gal erbaut.

Wäh­rend der fran­zö­si­schen Besat­zung wur­de sie ab 1798 als Haupt­quar­tier der fran­zö­si­schen Trup­pen genutzt und als die Bri­ten die Insel ab 1800 besetz­ten, nutz­ten sie das Gebäu­de eben­falls als Haupt­quar­tier. Auch heu­te noch erfüllt die Auber­ge de Castil­le einen offi­zi­el­len Zweck, denn hier sind seit 1972 die Räu­me des Pre­mier­mi­ni­sters von Mal­ta untergebracht.

Gleich neben­an steht eine römisch-​katholische Kir­che, die der hei­li­gen Katha­ri­na von Sie­na gewid­met ist. Mit dem Bau begon­nen wur­de 1576 und 1638 wur­de sie ver­grö­ßert. Der Por­ti­kus wur­de erst 1710 hin­zu­ge­fügt. Die Kir­che wur­de für die ita­lie­ni­schen Ordens­rit­ter erbaut, deren Unter­kunft sich gleich dahin­ter befand.

Gleich gegen­über steht eine wei­te­re Kir­che, die den Namen Maria vom Sie­ge trägt. Sie war das erste Gebäu­de, das der Mal­te­ser­or­den 1565 nach dem Sieg über die tür­ki­schen Bela­ge­rer erbau­en ließ. Das Got­tes­haus, das teil­wei­se in die Festungs­mau­er inte­griert wur­de, war lan­ge Zeit die Haupt­kir­che des Ordens, bevor die St. John’s Kathe­dra­le fer­tig­ge­stellt wurde.

Die Kir­che kann auch von innen besich­tigt wer­den, sodass wir es uns natür­lich nicht neh­men las­sen, einen Blick hin­ein­zu­wer­fen. Sein heu­ti­ges Aus­se­hen erhielt das Got­tes­haus im 18. Jahr­hun­dert, als ein gro­ßer Umbau statt­fand. Damals wur­de auch das fan­ta­sti­sche Decken­ge­mäl­de geschaffen.

Sehens­wert ist in mal­te­si­schen Kir­chen aber auch immer der Fuß­bo­den, der auch hier reich ver­ziert ist. Fast traut man sich gar nicht dar­über zu lau­fen und doch schei­nen die Flie­sen das sehr gut zu vertragen.

Wir set­zen unse­ren klei­nen Spar­zier­gang fort und errei­chen schließ­lich das Par­la­ment von Mal­ta. Das Gebäu­de wur­de erst 2011 bis 2015 nach den Ent­wür­fen des ita­lie­ni­schen Archi­tek­ten Ren­zo Pia­no erbaut und ist auf­grund sei­ner monu­men­ta­len Bau­wei­se und den Kosten von über neun­zig Mil­lio­nen Euro nicht ganz unum­strit­ten gewe­sen. Es ist Teil des neu­en City-​Gate-​Projektes, das wir natür­lich eben­falls besichtigen.

In der Nähe des Par­la­ments erhe­ben sich noch heu­te rie­si­ge Bastio­nen, die nach der tür­ki­schen Bela­ge­rung errich­tet wur­den. Bis heu­te hiel­ten sie allen Kriegs­hand­lun­gen stand, auch dem Bom­bar­de­ment im Zwei­ten Welt­krieg. Nur die Stadt­to­re, die einst der ein­zi­ge Weg nach Val­let­ta waren, wur­den im Lau­fe der Jah­re fast alle zer­stört. Eines aber soll­te hier neu ent­ste­hen, sozu­sa­gen als Tor zur Stadt.

Bevor wir jedoch das City Gate pas­sie­ren, machen wir noch einen Abste­cher zum Tri­to­nen­brun­nen, der zwi­schen 1955 und 1959 errich­tet wur­de. Frü­her gab es hier ein wei­te­res Bau­werk, das aber bereits im 19. Jahr­hun­dert obso­let gewor­den war und abge­tra­gen wur­de. Der freie Platz soll­te Mit­te des 20. Jahr­hun­derts neu gestal­tet wer­den und nach einer Aus­schrei­bung wur­de der Brun­nen errich­tet. Die­ser soll­te übri­gens sogar ein­mal ver­schwin­den, denn er war so man­chem Poli­ti­ker ein Dorn im Auge, da er aus der Kolo­ni­al­zeit stammt. Doch bis heu­te steht er am ange­stamm­ten Platz und wur­de inzwi­schen sogar saniert.

Direkt hin­ter dem Brun­nen befin­det sich nun das City Gate, jenes moder­ne Stadt­tor, das zwi­schen 2011 und 2014 zusam­men mit dem Par­la­ment erbaut wur­de und den neu­en Ein­gang zur Stadt dar­stel­len soll. Die­ses Stadt­tor ist übri­gens bereits das fünf­te an die­ser Stel­le und es ist schon irgend­wie Geschmacks­sa­che, mei­nen trifft es nicht so ganz.

Hin­ter dem Stadt­tor erstreckt sich die Stra­ße der Repu­blik, eine der Haupt­ach­sen, die ein­mal quer durch Val­let­ta führt. Der süd­west­li­che Teil ist heu­te eine Fuß­gän­ger­zo­ne und Haupt­ein­kaufs­stra­ße der Stadt. Aber es befin­den sich auch vie­le inter­es­san­te und sehens­wer­te Gebäu­de an der Stra­ße, von denen wir noch eini­ge besich­ti­gen werden.

Eine der bedeu­tend­sten Kir­chen in Val­let­ta ist die St. John’s Co-​Kathedrale, die sich direkt an der Stra­ße der Repu­blik befin­det. Die Kir­che ist der Sitz des Erz­bi­schofs von Mal­ta zusam­men mit der Kathe­dra­le in Mdi­na, wes­we­gen sie als Co-​Kathedrale bezeich­net wird. Das präch­ti­ge Gebäu­de ist auch zu besich­ti­gen, was aller­dings ein recht hap­pi­ges Ein­tritts­geld kostet, aber wenn nun schon mal hier bin, will ich mir das präch­ti­ge Got­tes­haus auch anschau­en. C. zieht es der­weil vor, sich im Hotel etwas aus­zu­ru­hen, denn inzwi­schen brennt die Son­ne schon recht unbarm­her­zig vom Him­mel und wenn man die Hit­ze nicht mag, kann einem das schon zu schaf­fen machen.

So star­te ich die Besich­ti­gung der Kathe­dra­le also allein. An der Kas­se bekom­me ich noch einen Audio­gui­de aus­ge­hän­digt und dann kann es auch schon los­ge­hen. Erbaut wur­de die Kir­che zwi­schen 1573 und 1578 als reprä­sen­ta­ti­ve Klo­ster­kir­che neben der Ordens­zen­tra­le. Wäh­rend der Bau des Gebäu­des nur vier Jah­re dau­er­te, benö­tig­te man für die Aus­stat­tung über ein­hun­dert Jah­re. Und wenn man sich schon die rei­chen Ver­zie­run­gen im Ein­gangs­be­reich anschaut, dann wird auch ganz schnell klar, warum.

Das eher schlich­te Äuße­re lässt nicht ein­mal erah­nen, wie prunk­voll die Kathe­dra­le aus­ge­stat­tet ist. Die Deko­ra­tio­nen fan­den in der Zeit des Hoch­ba­rock statt und beson­ders bemer­kens­wert ist, dass alle Schnit­ze­rei­en und Stuck­ar­bei­ten hier vor Ort ent­stan­den und nicht, wie sonst üblich, an einem ande­ren Ort vor­ge­fer­tigt wurden.

Bemer­kens­wert ist aber auch hier wie­der der Boden, der reich mit Inletts ver­ziert ist, fast zu scha­de, um dar­auf Kir­chen­bän­ke zu plat­zie­ren. Die Boden­plat­ten sind aber nicht nur ein­fach Ver­zei­run­gen, son­dern sie sind Grab­plat­ten der Ordens­rit­ter. Ins­ge­samt gibt es 375 Plat­ten in der Kathedrale.

Statt Sei­ten­schif­fe wur­den in der Kathe­dra­le acht Sei­ten­ka­pel­len errich­tet, die alle einer Grup­pe des Johan­ni­ter­or­dens und deren Schutz­hei­li­gen gewid­met waren. So gibt es hier auch eine deut­sche Kapelle.

Wäh­rend das Got­tes­haus selbst schon meh­re­re Jahr­hun­der­te alt ist, wur­de die heu­ti­ge Orgel erst 1960 ein­ge­baut. Inter­es­sant ist, dass sich das Instru­ment rechts und links des Altar­raums befindet.

In der Kir­che befin­det sich auch eine Kryp­ta, in der die Sär­ge der mal­te­si­schen Groß­mei­ster zu fin­den sind. Die Ver­zie­run­gen hier sind eben­so prunk­voll wie im Haupt­schiff der Kirche.

In einem Sei­ten­raum der Kir­che befin­det sich noch ein klei­nes Muse­um und von hier führt eine Trep­pe auf eine Empo­re, von der ich noch einen ganz beson­de­ren Blick auf das 53 Meter lan­ge und fünf­zehn Meter brei­te Kir­chen­schiff habe.

Wie­der drau­ßen, fol­ge ich der Stra­ße der Repu­blik wei­ter und kom­me so an der mal­te­si­schen Natio­nal­bi­blio­thek vor­bei. Vor dem Gebäu­de thront eine Frau, die ich über­all wie­der­erken­nen wür­de und die mir schon an allen Ecken und Enden der Welt begeg­net ist – Queen Vic­to­ria. Auf­ge­stellt wur­de sie 1891 und sitzt seit­dem an die­ser Stel­le, auch wenn es in den letz­ten Jah­ren immer mal wie­der Bestre­bun­gen gab, sie zu entfernen.

Nur weni­ge Meter wei­ter quert die Stra­ße den rie­si­gen St. Geor­ge Platz, der von ganz beson­de­rer Bedeu­tung ist. Hier befin­den sich sowohl der Prä­si­den­ten­pa­last als auch der Palast der Groß­mei­ster, der bis 2010 auch Sitz des Par­la­ments war.

Der Palast wur­de eben­falls im Zuge der Neu­an­la­ge von Val­let­ta im 16. Jahr­hun­dert erbaut und war seit jeher der Amts­sitz der Macht­ha­ber. Eigent­lich kann man das Gebäu­de auch besich­ti­gen, was ich ger­ne getan hät­te, doch lei­der wird es der­zeit saniert und ist des­halb für die Öffent­lich­keit geschlossen.

Damit endet der erste Teil mei­nes Stadt­rund­gangs durch Val­let­ta, doch es gibt noch viel mehr zu ent­decken. Jetzt ist aber erst­mal Zeit für ein spä­tes Mit­tag­essen und eine Pau­se im Hotel. Anschlie­ßend set­ze ich mei­nen Rund­gang durch die klein­ste aller Haupt­städ­te der Euro­päi­schen Uni­on fort, doch davon erzäh­le ich im näch­sten Kapitel.

zurück Start weiter