Land of the White Nights – Finnland im Sommer

Tag 3: Don­ners­tag, 08. Juli 2021
Jagd nach Son­ne – Hel­sin­ki nach Tur­ku – Teil 2

“Tra­vel is the only thing you buy that makes you richer.” – Anonymous 

Nach­dem ich also Schloss Lou­hi­saa­ri besich­tigt und eine klei­ne Run­de durch den Schloss­park gedreht habe, wid­me ich mich nun noch den wei­te­ren Attrak­tio­nen des Anwe­sens, das zu den schön­sten und bedeu­tend­sten fin­ni­schen Her­ren­häu­sern gehört.

Wie bei sol­chen Land­sit­zen üblich war natür­lich auch Lou­hi­saa­ri weit­ge­hend aut­ark. So ist in einem der Neben­ge­bäu­de im Innen­hof die Bäcke­rei des Gutes erhalten.

Doch nicht nur Nutz­räu­me sind hier zu fin­den, denn hier wird auch das Bil­lard­zim­mer der Fami­lie Man­ner­heim gezeigt, das aber wohl einst im drit­ten Ober­ge­schoss des Haupt­hau­ses zu fin­den war.

Neben­an ist ein Raum der Hand­ar­bei­ten zu fin­den. Da die­ses Zim­mer laut alten Auf­zeich­nung wohl wirk­lich haupt­säch­lich dafür genutzt wur­de, hat man hier ver­schie­de­ne Gerät­schaf­ten aus dem 18. und 19. Jahr­hun­dert zusammengetragen.

Seit­lich hin­ter dem Innen­hof befin­det sich der Küchen­gar­ten des Gutes, der aber lei­der in nicht ganz so schö­nem Zustand ist, aber doch einen guten Ein­druck von der Anla­ge bietet.

Als ich Lou­hi­saa­ri wie­der ver­las­se, beschlie­ße ich, nicht zurück zur Haupt­stra­ße zu fah­ren, son­dern die Neben­stra­ßen zurück nach Tur­ku zu testen. Die­se füh­ren mich durch länd­li­che Gegen­den, die auch immer wie­der von Was­ser durch­zo­gen sind.

Mein Ziel ist aber noch nicht Tur­ku selbst, son­dern wei­te­re Guts­häu­ser, die sich in der Gegend befin­den. Süd­lich der Stadt liegt das Her­ren­haus Brink­hall, das 1793 erbaut wur­de. Ein Vor­gän­ger­bau stamm­te sogar schon aus dem 16. Jahr­hun­dert und gehör­te einst Hans Erik­son, dem Kom­man­dan­ten der Burg von Turku.

Heu­te ist das Haus ein Muse­um und ist nor­ma­ler­wei­se sogar für Besu­cher regel­mä­ßig geöff­net. In die­sem Som­mer jedoch nur sehr ein­ge­schränkt, sodass mir lei­der nur der Rund­gang über das Gelän­de bleibt.

Eben­falls im Umland von Tur­ku ist die alte Burg von Lie­to zu fin­den oder bes­ser gesagt, der Ort, wo sich die wohl schon im 14. Jahr­hun­dert zer­stör­te Burg einst befand. Das Gelän­de wur­de spä­ter zu einem Gut umge­wan­delt und bekam sein heu­ti­ges Aus­se­hen erst um 1900 von sei­nen letz­ten Besit­zern. Inzwi­schen ist das Gut ein Museum.

Sehr Besu­cher ori­en­tiert scheint man hier jedoch nicht zu sein, denn im Shop ist nie­mand und als ich jeman­den fin­de, wird nur wider­wil­lig eine Ange­stell­te geru­fen. Das steht ganz im Gegen­satz zu mei­nen bis­he­ri­gen Erleb­nis­sen. Schließ­lich kann ich mir dann zumin­dest das Haus auf eige­ne Faust anschau­en, aber es gibt kein Wort zu viel von der Dame. Wirk­lich schade.

Nach­dem ich das Haupt­haus ange­schaut habe, schaue ich mich noch ein biss­chen auf dem Gelän­de um. Aber auch hier scheint nie­mand irgend­wie Inter­es­se dar­an zu haben, dass Besu­cher mehr über das Anwe­sen erfahren.

So fällt mein Besuch dann auch über­ra­schend kurz aus, denn irgend­wie will man hier anschei­nend nicht, dass sich Besu­cher wohl­füh­len. Na gut, dann halt nicht. Ich habe auch noch ande­re Zie­le auf dem Radar. Eines steue­re ich gleich mal an, die Kuu­si­sto Burgruine.

Um die alte Burg zu besu­chen, muss ich auf einem aus­ge­wie­se­nen Park­platz hal­ten und das letz­te Stück zu Fuß gehen. Leu­te, die sich hier aus­ken­nen, fah­ren aller­dings nach vorn, doch das sehe ich erst spä­ter. So neh­me ich einen teil­wei­se recht stau­bi­gen Weg unter die Füße und mache mich auf den Weg.

Dabei kom­me ich am Kuu­si­sto Man­or vor­bei, das heu­te als eine Art Kunst­zen­trum genutzt wird, aber heu­te schon geschlos­sen ist.

Nach­dem ich das Her­ren­haus pas­siert habe, wird der Weg erst­mal etwas schat­ti­ger. Es sind inzwi­schen mehr als fünf­und­zwan­zig Grad drau­ßen und die Son­ne knallt vom Him­mel. Unan­ge­nehm ist es aber immer, wenn ein Auto an mir vor­bei­rast. Ich fra­ge mich schon jetzt, wie­so ich auf dem Park­platz hal­ten muss­te, wenn ande­re ein­fach wei­ter­fah­ren. Ange­nehm ist das nicht gera­de hier zu laufen.

Als ich aus dem Wäld­chen her­aus­kom­me, führt der Weg über offe­nes Feld. Das ist hier dann wirk­lich nicht mehr schön zu lau­fen, es ist ein­fach nur stau­big und heiß. Und jedes Auto, das vor­bei­kommt, wir­belt noch mehr Staub auf.

Doch nach einer guten hal­ben Stun­de schaf­fe ich es end­lich, die Burg­rui­ne zu errei­chen. Erbaut wur­de die Burg bereits im 14. Jahr­hun­dert und war einst der Sitz der katho­li­schen Bischö­fe von Finn­land. Bis 1522 war die Resi­denz intakt, doch als Bischof Arvid Kur­ki auf der Flucht vor däni­schen Sol­da­ten ertrank, wur­de die Burg aufgegeben.

Nur sechs Jah­re spä­ter ord­ne­te der schwe­di­sche König Gustav I. die Schlei­fung der Burg­an­la­ge an. Vie­le Stei­ne wur­den damals abge­tra­gen und unter ande­rem zur Reno­vie­rung der Burg von Tur­ku genutzt.

Eine Trep­pe führt mich in das Inne­re der Rui­ne, die heu­te zur Besich­ti­gung frei­ge­ge­ben ist.

Ich schaue mich noch ein wenig um, bevor ich den Rück­weg zum Park­platz antre­te. An mir vor­bei­ra­sen wie­der etli­che Autos, doch bin ich anschei­nend nicht der ein­zi­ge Fuß­gän­ger, wie ich unter­wegs feststelle.

Rund eine hal­be Stun­de brau­che ich zurück bis nach Tur­ku, wo ich mich gleich noch auf eine kur­ze Besich­ti­gungs­tour bege­be. Das Wet­ter ist ein­fach zu schön heu­te und so fah­re ich zum Dom von Tur­ku, um schon mal Fotos zu machen. So ganz sicher ist noch nicht, wie das Wet­ter mor­gen sein wird.

Rund um den Dom sind noch eini­ge wei­te­re histo­ri­sche Gebäu­de zu fin­den, die ich eben­falls ablichte.

Einen letz­ten kur­zen Foto­stopp lege ich noch an der Burg von Tur­ku ein, die gera­de wun­der­schön von der Abend­son­ne ange­strahlt wird. Die Besich­ti­gung ist dann für mor­gen fest eingeplant.

Anschlie­ßend fah­re ich zum Radis­son Blu Tur­ku, das ich für heu­te Nacht gebucht habe. Das Hotel liegt direkt am Fluss Aura­jo­ki, der mit sieb­zig Kilo­me­tern Län­ge nicht zu den bedeu­tend­sten Flüs­sen des Lan­des gehört, aber in der Stadt eine gro­ße Bedeu­tung hat. Eine schö­ne Pro­me­na­de führt am Fluss ent­lang, die auch das Hotel passiert.

So schön die Lage des Hotels auch ist, die Zim­mer sind nichts Beson­de­res. Sie sind recht klein und mein Blick ist auch auf die Stra­ße hin­aus, aber Fluss­blick war noch­mals teu­rer und man ver­langt hier schon recht viel für solch ein Zimmer.

Nett ist zumin­dest die klei­ne Über­ra­schung, die mich auf dem Zim­mer erwartet.

Nach­dem ich mein Gepäck abge­stellt habe, mache ich noch einen kur­zen Bum­mel am Fluss ent­lang. Hier brummt heu­te Abend das Leben und es sind bei dem mil­den Som­mer­wet­ter doch recht vie­le Men­schen unterwegs.

Etwas vom Hotel ent­fernt, ent­decke ich einen Imbiss, der als Kult­stand im Rei­se­füh­rer steht. Da schaue ich doch gleich mal vor­bei und pro­bie­re die loka­len Speisen.

Zurück am Hotel genie­ße ich noch ein wenig die Abend­stim­mung. Rich­tig dun­kel wird es ja auch heu­te Nacht nicht wer­den, doch Abend­däm­me­rung gibt es in Süd­finn­land schon.

Kilo­me­ter: 330
Wet­ter: mor­gens Schau­er, spä­ter hei­ter, 26 Grad
Hotel: Radis­son Blu Mari­na Palace Hotel

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