Islands & Highlands

TAG 4: 16. Juni 2012

Rauf auf die Insel – Ein­mal Insel Skye und zurück

Am Mor­gen ver­steckt sich die Son­ne über Inver­ness hin­ter dicken Wol­ken, aber wenig­stens der Regen hat über Nacht auf­ge­hört. Nach einem letz­ten kur­zen Besuch bei Tes­co mache ich mich nun also auf den Weg zu neu­en Zie­len. Zuerst ein­mal fah­re ich zum berühm­ten Loch Ness, das ich fast voll­stän­dig umrun­de. Nes­sie fin­de ich dabei jedoch trotz­dem nicht, wohl aber Urquhart Cast­le, die berühm­te Burg­rui­ne direkt am Ufer.

Urquhart Castle (2)

In sei­ner Blü­te­zeit zähl­te die 1230 erbau­te Burg zu den größ­ten in Schott­land. Im Jahr 1296 wur­de sie von den Eng­län­dern ein­ge­nom­men, fiel dann aber unter die Kon­trol­le von Robert the Bruce, nach­dem die­ser schot­ti­scher König wur­de. Die letz­te Gar­ni­son ver­ließ die Burg, die fort­an dem Ver­fall über­las­sen wur­de, im Jahr 1692.

Urquhart Castle

Urquhart Castle

Urquhart Castle (3)

Loch Ness ist der zweit­größ­te und tief­ste der schot­ti­schen Seen. Er ist etwa 37 km lang, aber im Mit­tel nur 1,5 km breit. Bekannt ist er aber beson­ders durch die angeb­li­chen Sich­tun­gen des Unge­heu­ers von Loch Ness. Am Rand des Sees gibt es dazu auch ein Muse­um und ver­schie­de­ne Tou­ri­sten­at­trak­tio­nen, die aber doch recht kit­schig sind.

Loch Ness

Jetzt fah­re ich aber end­gül­tig in Rich­tung Westen, denn mein heu­ti­ges Ziel ist schließ­lich die Insel Skye. Doch bevor ich über die Brücke auf die Insel fah­re, mache ich noch einen letz­ten Stopp.

Es ist eines der meist foto­gra­fier­ten Moti­ve in Schott­land – das Eilean Donan Cast­le. Der Fami­li­en­sitz der Mac­Rae liegt auf einer klei­nen Insel im Loch Duich, ganz in der Nähe der Brücke zur Isle of Skye. Die erste Burg an die­ser Stel­le wur­de bereits 1220 für Alex­an­der II. als eine Basti­on gegen die Wikin­ger errich­tet. Tei­le der Burg wur­den wäh­rend der Jako­bi­ten­auf­stän­de im Jahr 1719 zer­stört und Eilean Donan war danach fast 200 Jah­re unbe­wohnt. Erst 1911 kauf­te Lieu­tenant Colo­nel John MacRae-​Gilstrap die Burg und restau­rier­te sie zu ihrer frü­he­ren Schön­heit. Zwan­zig Jah­re spä­ter, im Jahr 1932, wur­de Eilean Donan dann zum ersten Mal für Besu­cher geöffnet.

Eilean Donan Castle

Nur unweit von Eilean Donan führt dann die Skye Bridge auf die gleich­na­mi­ge Insel. Direkt neben der Brücke steht ein Leucht­turm, der von David und Tho­mas Ste­ven­son 1857 erbaut wur­de. Tho­mas Ste­ven­son ist übri­gens der Vater des berühm­ten Autors Robert Lou­is Stevenson.

Isle of Skye Bridge

Und wäh­rend ich den Leucht­turm unter Isle of Skye Bridge nur aus der Fer­ne anse­hen kann, möch­te ich ein wei­te­res Exem­plar etwas näher unter die Lupe neh­men. Die Rede ist hier vom Neist Point Light­house, das auch den west­lich­sten Punkt der Insel mar­kiert. Über eine teils rechts aben­teu­er­li­che Stra­ße, die mit Schlag­lö­chern nur so über­sät ist, fah­re ich bis zum Park­platz. Hier bläst mir schon eine stei­fe Bri­se um die Nase.

Isle of Skye (2)

Über einen teils recht steil abfal­len­den Weg mache ich mich auf zum Neist Point. Unter­wegs tref­fe ich immer wie­der auf Scha­fe, die hier dem Wind trot­zen. Irgend­wie gelingt ihnen das viel bes­ser als mir, denn für drei Schrit­te, die ich vor­wärts­ma­che, gehe ich auf­grund des Sturms einen zurück. Mit jedem Schritt zerrt der Wind mehr an mei­ner Klei­dung und der Kame­ra­ta­sche, die inzwi­schen fast dop­pelt so schwer scheint.

Isle of Skye (5)

Etwas wei­ter unten habe ich dann einen schö­nen Blick auf den Water­stein Head, einen 296 Meter hohen Gip­fel an der Küste.

Isle of Skye (3)

Doch auch das Was­ser direkt zu mei­nen Füßen hat inter­es­san­tes zu bie­ten. So schim­mert es zum Teil in unglaub­lich inten­si­ven Tür­kis­tö­nen, die man sonst eigent­lich eher aus der Kari­bik kennt.

Isle of Skye (4)

Schnur gera­de und zum Teil fast ohne Stei­gung führt der Weg nun wei­ter. Und teil­wei­se ist es sogar etwas wind­ge­schützt. Das jedoch soll sich ändern, als ich um die näch­ste Ecke bie­ge. Plötz­lich weht der Wind so hef­tig, dass ich Pro­ble­me habe, ste­hen­zu­blei­ben. An Foto­gra­fie­ren ist gar nicht zu den­ken, denn es ist schier unmög­lich, die Kame­ra still­zu­hal­ten. Und so kämp­fe ich mich wei­ter voran.

Isle of Skye

End­lich kommt er dann doch noch in Sicht­wei­te, der 1909 in Dienst gestell­te und von David Allen Ste­ven­son erbau­te Leucht­turm. Ich bin erleich­tert, denn viel län­ger hät­te ich in die­sem Sturm nicht lau­fen wollen.

Neist Point

Auch der Rück­weg zum Park­platz gestal­tet sich nicht gera­de ein­fach. Beson­ders das letz­te Stück macht mir dann doch sehr zu schaf­fen. Über stei­le Schrä­gen sowie unzäh­li­ge Stu­fen und immer gegen den uner­müd­lich wehen­den Wind bin ich mehr als eine hal­be Stun­de unter­wegs, bevor ich zurück am Park­platz bin. Es ist schon fast eine Erlö­sung, end­lich wie­der im Auto zu sit­zen und end­lich nicht mehr den Natur­ge­wal­ten aus­ge­setzt zu sein. Nun muss ich nur noch den gan­zen Weg zurück zur Haupt­stra­ße fah­ren, bevor ich mich zu mei­nem näch­sten Ziel auf­ma­che, dem Dun­ve­gan Castle.

Dunvegan Castle

Der Stamm­sitz des Clans MacLeod ist das älte­ste durch­gän­gig bewohn­te Schloss in Schott­land. Es dien­te den Clan­chefs der MacLeods über 800 Jah­re lang als Wohn­sitz und ist von einem schö­nen Gar­ten umge­ben. Dank des Golf­stroms kön­nen hier vie­le Pflan­zen wach­sen. Lei­der kann ich den Gar­ten auf­grund des immer schlech­ter wer­den­den Wet­ters nur bedingt genie­ßen, was sehr scha­de ist, sich aber nicht ändern lässt.

Dunvegan Castle (2)

Dunvegan Castle (3)

Hier auf der Insel Skye ist auch Flo­ra Mac­Do­nald begra­ben. Im Jahr 1790 wur­de sie auf die­sem klei­nen Fried­hof bei­gesetzt. Das Hoch­kreuz ihr zu Ehren wur­de jedoch erst 1880 errich­tet. Der Text auf dem Grab­stein lau­tet wie folgt:

Flo­ra Mac Donald
Ihr Name wird in die Geschich­te eingehen
und solan­ge Treue und Tap­fer­keit Tugen­den sind,
wird sein Klang ehren­voll sein.

Flora MacDonald Grave

Einen letz­ten Stopp auf der Isle of Skye lege ich an der Kilt Rock Coast ein. Das Basalt­ge­stein gleich hier den Fal­ten in einem Kilt und so hat die­ser Küsten­ab­schnitt sei­nen Namen erhalten.

Kilt Rocks

Kilt Rock Coast

Kurz nach­dem ich den Park­platz ver­las­se, setzt erneut Nie­sel­re­gen ein, der mich auch auf mei­ner Fahrt zurück aufs Fest­land beglei­tet. Erst kurz vor Fort Wil­liam lässt er lang­sam nach. Gleich hin­ter dem Städt­chen liegt dann auch mein Hotel für die heu­ti­ge Nacht.

Weil mor­gen mein Geburts­tag ist, hat­te ich schon bei der Pla­nung beschlos­sen, mir für die­se Nacht eine beson­de­re Unter­kunft zu suchen. Gefun­den habe ich dann, nach eini­ger Recher­che, die Glen­spean Lodge, ein Best Western in einer histo­ri­schen Jagd­lodge, die um 1880 für den Laird Mac­in­tosh of Mac­in­tosh erbaut wurde.

Best Western Glenspean Lodge (4)

BW Glenspean Lodge

BW Glenspean Lodge (2)

Eigent­lich soll­te ich hier aus dem Fen­ster sogar einen Blick auf den Ben Nevis, den höch­sten Berg Groß­bri­tan­ni­ens haben. Bei die­sem tri­sten Wet­ter ver­steckt er sich jedoch lei­der hin­ter den Wolken.

BW Glenspean Lodge (3)

Zum Abend­essen gehe ich heu­te in die haus­ei­ge­ne Bar, denn in UK kann man hier fast immer auch zu Abend essen. Am Tisch neben mir neh­men kur­ze Zeit spä­ter zwei Frau­en Platz. Als ich bestellt habe, spricht mich die eine plötz­lich an und fragt, ob ich denn Ame­ri­ka­ne­rin sei. Ich muss grin­sen, denn das pas­siert mir öfter. Über die Jah­re ist aus mei­nem bri­ti­schen Schul­eng­lisch ein fast per­fek­tes Ame­ri­can Eng­lish gewor­den. Ich ver­nei­ne also und sage, dass ich aus Deutsch­land bin. Das ver­wun­dert die Dame doch sehr und sie sagt mir, dass sie und ihre Toch­ter aus Ohio kom­men und momen­tan auf Schott­land­rei­se sind. Und wie es mit Ame­ri­ka­nern so ist, war so das Eis gebro­chen und ein schö­ner Abend begann. Noch lan­ge sit­zen wir in der Bar und unter­hal­ten uns, bevor wir uns noch eine schö­ne Wei­ter­rei­se wün­schen, denn wäh­rend ich nach Süden unter­wegs bin, wol­len die Bei­den in den hohen Norden.

Mei­len: 359
Wet­ter: bewölkt mit Schauern/​ 9–11 Grad
HOTEL: Best Western Glen­spean Lodge; £89.10

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