Tag 5: Montag, 03. Oktober 2016
Von Helden und Anführern – Herndon nach Scranton
„The world moves, and ideas that were once good are not always good.” – Dwight D. Eisenhower
Es geht wieder Richtung Norden heute, denn inzwischen steht fest, das Schlechtwettergebiet verzieht sich langsam und ihm folgen soll eine traumhafte Spätsommerwoche. So ist es für mich keine Frage, dass ich den Rest der Tour wie geplant machen möchte. Heute ist aber erst einmal der letzte ungeplante Tag dran und der führt mich durch Maryland nach Pennsylvania.
Als Erstes mache ich aber einen winzig kleinen Abstecher nach West Virginia. In Harpers Ferry war ich zwar schon mal, aber heute ist so grandioses Wetter, sodass ich nicht widerstehen kann. Harpers Ferry liegt auf einer Landspitze, an der der Shenandoah River in den Potomac River mündet. Das Städtchen ist aber kein reines Museum, nur die äußerste Südspitze ist nicht mehr bewohnt und wird vom National Park Service als National Historic Park verwaltet.
Interessant ist, dass man noch immer mit dem Auto durch die historischen Straßen fahren darf. Allerdings sind hier unten in der Stadt die Parkplätze rar, was durch momentane Bauarbeiten noch verschärft wird. So fahre ich zurück zum Visitor Center, das in einiger Entfernung liegt. Hier gibt es große Parkplätze und einen Shuttlebus, der die Besucher zurück nach Harpers Ferry bringt.
Doch was macht ausgerechnet Harpers Ferry so besonders? Den kleinen Ort gibt es schon viele Jahrhunderte, doch bekannt wurde er erst durch den Aufstand von John Browns am 16. Oktober 1859. Er wollte einen Sklavenaufstand herbeirufen. Bewaffnen wollte er die Sklaven durch den Diebstahl von Handfeuerwaffen aus der hiesigen Fabrik. Doch der Plan scheiterte. Nur wenig später sollte es dann mit der Ruhe ganz vorbei sein, denn der Bürgerkrieg brach aus. Wegen der Waffenfabrik ein begehrtes Ziel, wechselte der Ort ganze zwölfmal den Besitzer. Dann kehrte wieder Ruhe und Beschaulichkeit ein, die man auch heute noch spüren kann, wenn man durch die alten Straßen wandelt. Der 1944 gegründete Park ist kein reines Museum, sondern auch heute noch ein lebendiges Städtchen, das sich den Charme der alten Zeit bewahrt hat.
Das hier nichts los ein, täuscht übrigens. Ich bin nur sehr früh aufgebrochen, um einigermaßen gut fotografieren zu können. Am späten Vormittag sind die Gassen schon gut gefüllt, doch früh am Morgen liegt alles noch ruhig dar.
Ich komme zum Haus von Philip Frankel, das eines der Gebäude ist, die man nicht nur von außen anschauen kann. Frankel verkaufte in diesem Geschäft von 1858 bis 1860 Bekleidung für Herren und Jungen, die schon vorgefertigt war. Das war zur damaligen Zeit eine kleine Revolution, denn Kleidung musste nicht mehr extra genäht werden, sondern konnte fertig erworben werden. Die Ladeneinrichtung wurde nach Bildern aus alten Zeitungen und Prospekten nachgebaut.
Ich gehe weiter durch den Ort. Wenn nicht ab und zu ein Auto vorbeifahren würde, würde ich mich fast in eine andere Zeit zurückversetzt fühlen. Aber auch so macht es Spaß, zwischen den alten Mauern auf Entdeckungstour zu gehen. Oft kann man auch Hinterhöfe betreten oder versteckte Ecken besuchen. So treffe ich auch auf Tom und Mary, die ebenfalls schon öfter hier waren. Sie sind aus Ohio und besuchen hier in der Gegend ihre Kinder. Wir unterhalten uns eine Weile, bevor wieder jeder seines Weges geht.
Wie schon erwähnt, liegt Harpers Ferry am Zusammenfluss von Potomac und Shenandoah River und diese Stelle ist in wenigen Minuten gut zu Fuß erreichbar. Bis zum Ufer reichen die Häuser nicht, denn bei Hochwasser ist hier alles überflutet.
Im Fluss stehen Reste alter Brücken, die für viele Jahrzehnte Lebensadern waren. Heute gibt es nur noch eine Eisenbahnbrücke mit angeschlossener Fußgängerbrücke. Die Autos überqueren den Fluss an anderer Stelle. Die Fußgängerbrücke ist jedoch eine ganz besondere. Umso näher ich komme, desto mehr Wanderer sehe ich. Einige von ihnen sind nur für einen Tagestrip ausgestattet, andere scheinen ihren ganzen Hausrat dabeizuhaben. Das ist auch kein Wunder, denn hier quert der berühmte Appalachen Trail. So komme ich denn auch dazu, ein wenig auf dem Trail unterwegs zu sein.
Zurück im Ort will ich noch zur Kirche laufen, die am Hang des Berges liegt. Doch bevor ich die Treppen in die Oberstadt erklimme, schaue ich mich noch in ein paar Häusern um.
Die White Hall Tavern ist auch so ein geschichtsträchtiger Ort. Hier trafen sich die Menschen nicht nur in ihrer Freizeit, hier wurden Geschäfte abgeschlossen und Pläne geschmiedet. Wenn diese Wände reden könnten, was sie wohl zu erzählen hätten?
Auch Meriwether Lewis von den berühmten Entdeckern Lewis and Clark war in Harpers Ferry. Ihm gewidmet ist ein kleines Museum an der Hauptstraße. Dargestellt wird auch, wie er sich wohl auf die große Reise vorbereitete, die ihm bevorstand. Ob er wohl ahnte, dass was alles auf ihn zukommen würde? Wahrscheinlich nicht. Doch die Hoffnung, einen Landweg nach Oregon zu finden, wird er auch hier schon in sich getragen haben.
Menschen aller Nationen und Hautfarben nannten Harpers Ferry einst ihr Zuhause. Der deutsche Auswanderer Frederick Roeder betrieb hier von 1845 bis 1860 eine Bäckerei. Nicht nur sein Geschäft war in diesem Haus untergebracht, er lebte auch hier mit seiner Frau und sieben Kindern. Doch die Geschichte von Frederick Roeder endet traurig. Als der Bürgerkrieg startete und Harpers Ferry zum Kriegsgebiet wurde, sympathisierte Roeder mit den Nordstaaten, die gerade auf der gegenüberliegenden Flussseite ihr Lager aufgeschlagen hatten. Er lief zum Ufer, um einen Blick auf die amerikanische Flagge zu werfen, die sie gehisst hatten und wurde dabei von einer Kugel getroffen. Roeder war das erste Kriegsopfer in Harpers Ferry.
Nur ein paar Türen weiter wird in einem kleinen Museum die Geschichte des Civil War in Harpers Ferry erzählt.
Noch ein paar Türen weiter, entdecke ich einen Uhrenmacherladen. Manchmal ist es gar nicht so leicht herauszufinden, welche Häuser geöffnet sind, denn Schilder sind nur sehr klein und unscheinbar angebracht, damit sie das historische Gesamtbild nicht zerstören.
Nun klettere ich die Stufen zur Oberstadt hinauf. Man muss schon manchmal schauen, wo man hintritt, denn die Treppe besteht aus Natursteinen, die weder glatt noch gleich groß sind. Ein erster Blick zurück zeigt den Teil der Stadt, den ich bereits ausgiebig erkundet habe.
Das erste Haus gleich hinter den Stufen gehört auch noch zum Park und ist zu besichtigen. Es trägt den passenden Namen Mansion on the Hill. Das Haus hat dann auch eine ganz besondere Geschichte, denn der Bauplatz wurde vom Stadtgründer Robert Harper gewählt, um sich hier niederzulassen. Von 1775 bis 1782 baute er an seinem Domizil, starb jedoch, bevor er einziehen konnte. Erbin des kinderlosen Harper war seine Nichte Sarah Harper Wagner. Ihre Enkelin Sarah Ann heiratete am 6. September 1832 in diesem Haus Noah H. Swayne, der 1862 von Präsident Lincoln zum Richter am Supreme Court ernannt wurde. Die Swayne Familie lebte für 89 Jahre in dem Haus.
Ein Stück weiter erreiche ich die Ruine der St. John’s Episcopal Church. Im Jahr 1852 erbaut, wurde sie im Bürgerkrieg als Lazarett genutzt und stark beschädigt. Zwar baute man die Kirche danach wieder auf, doch 1895 wurde sie zu Gunsten eines Neubaus endgültig verlassen.
Rundherum beginnt dann schon ein Teil der Oberstadt, der heute noch bewohnt ist. Die Bewohner dieses Hauses haben da einen ganz besonders schönen Ausblick über das historische Areal.
Ich laufe schließlich wieder über die Treppen nach unten. Schließlich ist hier auch der Shuttlestopp, von wo aus ich wieder zum Auto komme. Der Bus fährt im Herbst alle halbe Stunde, sodass ich noch etwas Zeit bis zur nächsten Abfahrt habe. Dabei entdecke ich in einem Hinterhof diese Flutmarken. Wahnsinn, wie hoch das Wasser hier stehen kann. Ringsherum gibt es Schilder mit Bildern von Fluten, die die kleine Stadt mehrmals zerstörten. Die große Flut von 1870 war es schließlich, die dazu führte, dass die Unterstadt nahezu komplett verlassen wurde. Für uns heute ein Glücksfall, denn sonst wären viele Gebäude wohl nicht mehr so erhalten geblieben.
Hier am Flussufer sind dann auch noch die letzten Reste der Industrieanlagen zu sehen, die Harpers Ferry einst groß machten. Zuerst war es die Waffenproduktion. Nach ihrer Zerstörung siedelte man eine Brauerei an, doch 1914 kam die Prohibition nach West Virginia. Danach wurde hier Wasser abgefüllt, doch eine Flut im Jahr 1942 zerstörte auch die letzten Industrieanlagen und beendete so das Zeitalter der Fabriken in Harpers Ferry.
Heute leben noch gut 300 Einwohner in der Oberstadt von Harpers Ferry, doch Arbeit finden sie hier nur noch durch den Tourismus oder in den umliegenden Städten. Die Glanzzeiten von Harpers Ferry sind vorbei und doch ist ein Besuch des Städtchens ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Hier wird Geschichte lebendig, hier kann sie angefasst und erlebt werden – etwas, was es so nur noch selten gibt.
Schließlich bringt mich der Shuttlebus wieder zurück zum Parkplatz. Hier ist es inzwischen voll geworden. Menschen drängen sich in die Busse und wollen in die Stadt. Ich aber bin froh so früh am Morgen hier gewesen zu sein, als es noch ruhig war und ich mich in aller Ruhe umsehen konnte.
Nach so viel herumlaufen habe ich Hunger bekommen und halte bei einem Panda Express in Frederick. Die Stadt liegt bereits in Maryland und hier habe ich auf einer früheren Reise sogar schon einmal übernachtet.
Wenn man so ungeplant in anderen Regionen unterwegs ist, dann wird auch das Besichtigungsprogramm eher spontan zusammengestellt. So bin ich gestern Abend bei der Planung der Route auf das Monocacy Battlefield gestoßen, das auch von National Park Service verwaltet wird. In Maryland habe ich schon einige Battlefields besucht, aber von diesem hatte ich zuvor noch nicht gehört. Ein Grund mal vorbeizuschauen.
Die Schlacht am Monocacy River fand am 9. Juli 1864 statt und ging in die Geschichte als „The battle that saved Washington” ein. Das Schlachtfeld war eines der nördlichsten des Civil War und die Truppen der Konföderierten schafften es fast bis nach Washington vorzurücken.
Zuerst besuche ich das Visitor Center und besorge mir eine Karte, denn das Battlefield erstreckt sich über verschiedene Bereiche, die man mit dem Auto anfahren muss.
So erreiche ich Best Farm, die erst seit 1993 zum National Park Service gehört. Hier wurde zuvor für Jahrhunderte Landwirtschaft betrieben, so auch zu Zeiten des Civil Wars, als John T. Best hier das Land bestellte. Vielversprechend begann das nicht, denn gleich im ersten Jahr wurde seine Farm überrannt und die Nord- und Südstaatentruppen lieferten sich hier erbitterte Kämpfe, die dazu führten, dass die Farm fast vollständig zerstört wurde.
Über versteckte Zufahrten fahre ich weiter zum nächsten historischen Gebiet des Schlachtfeldes. Dazwischen stehen immer wieder moderne Farmhäuser, denn große Teile des Schlachtfeldes wurden nach dem Krieg besiedelt, bevor die restlichen Flächen unter Schutz gestellt wurden.
Schließlich erreiche ich die Worthington Farm. Gleich am Parkplatz fällt mir dieses Schild auf. Hier wird die Geschichte auch Kindgerecht erzählt.
Nur kurz ist der Weg zum Farmhaus, das 1851 von Griffin Taylor erbaut wurde. Ursprünglich war es als Clifton House bekannt, doch 1862 wurde es an John T. Worthington verkauft und erhielt so seinen heutigen Namen. Worthington lebte hier übrigens bis zu seinem Tod im Jahr 1905 und seine Nachfahren sogar bis 1953.
In die Geschichte eingegangen ist Worthington Farm aber besonders durch Glenn Worthington. Der damals 6‑Jährige harrte mit seiner Familie im Keller des Hauses aus, während um ihn herum die Schlacht tobte. Durch Ritzen im Mauerwerk beobachtete er die Schlacht, ein Erlebnis, das sich für immer in sein Gedächtnis brannte. Im Jahr 1932 veröffentlichte er schließlich ein Buch über seine Erinnerungen, das noch heute so den besten Augenzeugenberichten über die Schlacht, die Washington rettete, zählt.
Jetzt geht es erst einmal Richtung Norden weiter, immer über Landstraßen, denn das ist der direkte Weg zu meinem nächsten Ziel.
Ich fahre weiter über die Staatsgrenze nach Pennsylvania und erreiche Gettysburg. Hier habe ich nun die Qual der Wahl zwischen dem Battlefield und der Eisenhower National Historic Site. Beides wird leider aufgrund des fortgeschrittenen Tages nicht mehr möglich sein.
Ich mache die Entscheidung davon abhängig, ob ich für die Eisenhower Site noch ein Ticket bekomme, denn diese kann man, anders als das Battlefield, nicht allein besuchen. Ich habe Glück und bekomme eines der letzten Tickets, sodass ich die Eisenhower National Historic Site besuchen werde. Schon 2011 war ich in Abilene, Kansas, wo das Geburtshaus von Eisenhower steht und auch seine Presidential Library. Hier aber haben sich der Präsident und seine Frau ein Heim geschaffen. Die Tour startet am Visitor Center des Battlefields, denn allein darf man zur Eisenhower Farm nicht fahren. Nur mit einem Shuttlebus ist das möglich.
Die Fahrt führt weite Strecken über die Schlachtfelder von Gettysburg. Überall sind Monumente zu sehen, die an die Schlacht erinnern. Doch der Bus fährt immer weiter, bis zu einer Grundstückszufahrt. Man fragt sich unweigerlich, wie Eisenhower auf die Idee kam, sich genau hier anzusiedeln. Das und vieles andere mehr wird beim Besuch erklärt.
Der Bus hält vor der großen Scheune. Hier endet die Zufahrt zum Grundstück. Der kleine Anbau vorn am Gebäude ist übrigens gleich der erste Hinweis darauf, dass hier einst ein Präsident lebte. Ich habe ja schon einige Häuser von Präsidenten besucht und diesen Raum gab es immer. Hier saß Tag und Nacht jemand vom Secret Service und überwachte das Grundstück, um die Sicherheit des Präsidenten zu gewährleisten.
In einem Teil der Scheune ist heute nicht nur das Visitor Center untergebracht, sondern auch ein kleines Museum, das die Lebensgeschichte von Dwight D. Eisenhower und seiner Familie erzählt. Eisenhower wurde am 14. Oktober 1890 in sehr einfachen Verhältnissen geboren und wuchs in Abilene, Kansas auf. Weil militärische Universitäten keine Studiengebühren verlangten und er das Aufnahmeprocedere bestand, schaffte es Eisenhower nach West Point auf die Militärakademie, die er 1915 verließ. Diese Zeit prägte ihn sehr und führte ihn auch erstmalig hier nach Gettysburg auf die Schlachtfelder.
Eisenhower hatte übrigens deutsche Wurzeln. Seine Familie, damals mit dem Namen Eisenhauer, emigrierte 1741 aus dem deutschen Karlsbrunn bei Saarbrücken nach Amerika. Zuerst siedelten sie nahe York in Pennsylvania, bevor sie um 1880 weiter nach Kansas zogen.
Seine Eltern lernten sich in Kansas kennen, lebten aber zwischenzeitlich auch in Texas, wo Dwight Eisenhower auch geboren wurde, weswegen es im dortigen Dennison ebenfalls eine Eisenhower State Historic Site gibt, bevor sie nach Kansas zurückkehrten. Die Eisenhower waren nicht reich und lebten lange Zeit „on the wrong side of the tracks”.
Auf seinem ersten Posten nach Verlassen der Akademie lernte er Mamie Doud kenne, die er 1. Juli 1916 heiratete. Die Beiden hatten zwei Söhne, von denen einer im Alter von drei Jahren an Scharlach verstarb. Sohn David aber machte Kariere und starb er 2013 im Alter von 91 Jahren.
Im Jahr 1950 kauften die Eisenhowers eine Farm, die das erste Heim werden sollte, das die Eisenhowers jemals besaßen. Durch die Militärkarriere von Eisenhower war die Familie bisher unzählige Male umgezogen. Auch hier in der Nähe lebten sie schon einmal, als Eisenhower sein erstes Kommando in Camp Colt übernahm. Mamie war es, die darauf bestand, endlich ein Haus zu kaufen, ohne zu ahnen, dass sich hier bald die Führer der Welt die Klinke in die Hand geben würden.
Die Farm der Eisenhowers war aber nicht nur ein Rückzugsort für die Familie, sondern hier wurden auch Felder bestellt und vor allem Rinder gezüchtet. Davon zeugen noch viele Relikte auf der Farm, wie diese alten Traktoren oder auch eigene Tanksäulen.
Herzstück der Farm ist natürlich das Wohnhaus der Eisenhowers. Das heutige Haus wurde zwischen 1953 und 1955, denn als Eisenhower Präsident wurde, wollte Mamie ein neues Wohnhaus auf der Farm. Der Bau dauerte so lange, weil Mamie viele Sonderwünsche hatte, aber vor allem, weil Eisenhower nur gewerkschaftlich organisierte Bauarbeiter anstellte, die er eigens aus Washington kommen ließ, doch 1955 wurde das Haus schließlich eingeweiht. Dazu war auch die gesamte Belegschaft aus dem Weißen Haus geladen.
Heute darf jeder Besucher ganz allein durch die Räume des Hauses wandeln. Dabei zu sehen gibt es auch viele kleine Mitbringsel, die Mamie Eisenhower aus der ganzen Welt zusammengetragen hat.
Ein besonderer Raum ist die Veranda. Hier verbrachten die Eisenhowers viel Zeit, schauten Fernsehen und trafen sich sogar mit Politiker aus aller Welt. Auf diesen Sofas nahmen schon Nikita Khrushchev, Winston Churchill und Charles de Gaulle Platz. Auch Kaliforniens damaliger Gouverneur Ronald Reagan war schon zu Gast. Die Eisenhowers selbst verbrachten fast alle Wochenenden hier, was des Öfteren von der demokratischen Opposition kritisiert wurde.
Eine ganz besondere Tapete ziert das Treppenhaus. Auf den Wänden sind alle Siegel der Bundesstaaten der USA zu sehen.
Im Obergeschoss liegen die Schlaf- und Gästezimmer. Auch Sohn David hatte seinen eigenen Raum, wenn er zu Besuch bei den Eltern war.
Im Jahr 1967 schenkten die Eisenhowers das Haus dem National Park Service. Beide nutzen das Anwesen jedoch bis zu ihrem Tod weiter. Erst 1980 wurde es für Touristen geöffnet.
Wieder draußen gehe ich hinüber zum kleinen Gästehaus, das ein ganz besonderes Geländer hat.
Ich laufe einmal um das Haus herum, das man früher auch von der Veranda aus betreten konnte. Davor finden sich auch mehrere Vogeltränken, die Mamie Eisenhower persönlich im Garten aufstellte.
Über einen kleinen Weg verlässt man schließlich den Wohnbereich und erreicht die eigentliche Farm. Und die ist auch heute noch in Betrieb. Wie schon zu Eisenhowers Zeiten werden hier Rinder gezüchtet.
In einigen alten Scheunen finden sich weitere Museumstücke, während man die noch in Benutzung befindlichen Scheunen nur von außen besichtigen kann.
Einen der alten Ställe, ganz am Ende der Farm, kann man auch von innen besichtigen. Hier züchtete Eisenhower seine preisgekrönten Rinder. Er konnte damit viele Erfolge verzeichnen, was nicht zuletzt die vielen Auszeichnungen zeigen. Auch Staatsgäste brachte er während seiner Zeit als Präsident immer wieder hierher.
Nach der Besichtigung fahre ich zurück zum Interstate. Ich will noch ein wenig Strecke machen, um näher an die Grenze zu New York State zu gelangen. Ich will schließlich wieder an die alte Route anknüpfen, die ich wegen des Regens verlassen hatte.
So durchquere ich Pennsylvania von Süd nach Nord bis nach Scranton, wo ich im letzten Jahr die Steamtown National Historic Site besucht habe. Das Hampton Inn, in dem ich übernachte, liegt in einem bekannten Skigebiet hier an der Ostküste. Jetzt, Anfang Oktober, ist davon aber noch nicht viel zu sehen, sodass die Übernachtung zu sehr moderaten Preisen angeboten wird.
Nur unweit vom Hotel entfernt liegt ein Kino und da der neue Bridget Jones Film gerade angelaufen ist, überlege ich nicht lang, sondern schaue mir den heute Abend noch an. Ich gehe ja sehr gern in den USA ins Kino. Meistens ist es nicht voll, es gibt nicht halb so viele Störer und Quatscher und vor allem keine elend lange Werbung vor dem Film. Es gibt schon Werbung, aber die läuft nur vor der Startzeit, pünktlich um acht beginnt die Trailershow und danach sofort der Film. Auch hat man freie Platzwahl und kann so ausprobieren, wo es sich am besten sitzt. Nur das Popcorn, daran kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Weder salzig noch buttered treffen irgendwie meinen Geschmack.
Meilen: 294
Wetter: 13–25 Grad
Hotel: Hampton Inn