Into the unknown

Tag 11: Sonn­tag, 09. Okto­ber 2016
Fal­ling water – Que­bec City nach Rivière-du-Loup

„Que­bec City is the most Euro­pean of any city in North Ame­ri­ca; they speak French all the time. The­re is a part of town cal­led Old Que­bec which is real­ly like being in France. The archi­tec­tu­re is just gor­ge­ous, food, shop­ping. I’d say Que­bec City is the most beau­tiful city in North Ame­ri­ca I’ve seen.” – Seba­sti­an Bach

Da ich am Frei­tag erst recht spät in Que­bec City war und gestern das Wet­ter am Nach­mit­tag nicht mit­spiel­te, habe ich mich dazu ent­schlos­sen, den heu­ti­gen Vor­mit­tag noch in der Stadt zu ver­brin­gen. Die Son­ne scheint schon wie­der vom Him­mel, doch es ist emp­find­lich kalt – ein wah­rer Tem­pe­ra­tur­sturz. Hat­te ich am Frei­tag noch 24 Grad, zeigt das Ther­mo­me­ter jetzt gera­de ein­mal 5 Grad an. Nun gut, war­me Klei­dung habe ich ja dabei, denn ich hat­te eigent­lich mit viel küh­le­ren Tem­pe­ra­tu­ren gerech­net, als ich bis­her hatte.

Die Pont de Que­bec und die Pont Pierre-​Laporte, die zwei Brücken, die hier den St. Lorenz über­span­nen, kann ich eben­falls von mei­nem Bal­kon sehen.

Eine der Brücken, die Pont Pierre-​Laporte über­que­re ich auch kur­ze Zeit spä­ter, denn als Erstes fah­re ich nicht in die Stadt, son­dern über den St. Lorenz auf die ande­re Fluss­sei­te nach Lévis. Die Pont Pierre-​Laporte ist mit ihren fast 1000 Metern Spann­wei­te die läng­ste Hän­ge­brücke in Kana­da. Sie wur­de zwi­schen 1966 und 1970 erbaut und ist nach Que­becs Vize­pre­mier­mi­ni­ster Pierre Lapor­te benannt, der 1970 wäh­rend der Okto­ber­kri­se von der Befrei­ungs­front ent­führt und ermor­det wurde.

Von Lévis soll man einen tol­len Blick auf Que­bec haben. Das, was ich sehe, über­trifft dann auch mei­ne kühn­sten Erwar­tun­gen. Und so früh am Mor­gen habe ich die­sen gran­dio­sen Aus­blick sogar ganz für mich allein.

Die Ter­ras­se du Chevalier-​de-​Lévis ist wirk­lich ein abso­lu­ter Top-​Platz für einen guten Blick auf die Alt­stadt von Que­bec City, beson­ders am Mor­gen, denn jetzt hat man die Son­ne im Rücken.

Gut zu sehen ist auch die Alt­stadt, die ich noch besu­chen will. Und die vie­len bewal­de­ten Ber­ge, die in den schön­sten Herbst­far­ben leuch­ten. Ich hät­te gro­ße Lust, dort ein wenig wei­ter­zu­fah­ren, doch dafür reicht die Zeit lei­der nicht. Wer kann denn ahnen, dass ich genau hier in Que­bec den Peak des Indi­an Sum­mers erwi­schen werde?

Auf die­sem Bild zu sehen, sind die ein­zi­gen zwei Mög­lich­kei­ten, den St. Lorenz zu über­que­ren. Ent­we­der nimmt man eine der zwei Brücken oder die Fäh­re, die Lévis und Que­bec verbindet.

Auch hier in Lévis zeigt sich der Indi­an Sum­mer schon von sei­ner schön­sten Sei­te. Die Blät­ter der Bäu­me hier sind nicht ein­fach nur bunt, sie leuch­ten in den schön­sten Far­ben um die Wet­te. Solch eine Laub­fär­bung ist ein­fach unbeschreiblich.

Zurück nach Que­bec City fah­re ich über die alte Pont du Que­bec, die immer noch direkt neben der neu­en Pont Pierre-​Laporte über den St. Lorenz führt. Die 987 Meter lan­ge Brücke wur­de zwi­schen 1902 und 1918 erbaut und war einst die läng­ste Brücke der Welt. Berühmt­heit erlang­te sie jedoch eher dadurch, dass sie vor ihrer Fer­tig­stel­lung zwei­mal ein­stürz­te. Die Zwil­lings­brücken sind übri­gens die letz­ten Brücken über den St. Lorenz Strom vor sei­ner Mün­dung. Hier ist der Fluss zwi­schen den Steil­wän­den nur 600 Meter breit, sodass der Bau mög­lich war.

Ich fah­re wie­der zum Par­la­ment. Da ich hier am Frei­tag so unkom­pli­ziert par­ken konn­te, hof­fe ich, dass das heu­te wie­der klappt. Und tat­säch­lich ist es kein Pro­blem, einen Park­platz zu fin­den. Wäh­rend ich um das Gebäu­de lau­fe, mache ich gleich noch ein Bild von der Front, auch wenn die in Tei­len durch den Bau­zaun ver­deckt ist.

Dann geht es zu Fuß wie­der zum Châ­teau Fron­tenac, das heu­te von der Son­ne ange­strahlt wird.

Im Hafen lie­gen die Cele­bri­ty Sum­mit und wie­der die Veen­dam von Hol­land Ame­ri­ca, die von ihrem Pas­sa­gier­wech­sel aus Mon­tré­al zurück ist.

Heu­te neh­me ich mir die Zeit und lau­fe ein wenig um das rie­si­ge Hotel her­um, das zur Fairm­ont Grup­pe gehört. Es wur­de von 1892 bis 1893 in einem schloss­ähn­li­chen Stil von der kana­di­schen Bahn erbaut und ist wohl das bekann­te­ste Gebäu­de von Quebec.

In einer klei­nen Sei­ten­stra­ße hin­ter dem Hotel liegt die Tou­ri­sten­in­for­ma­ti­on von Que­bec. Auch die Her­ber­ge du Tre­sor befin­det sich hier, wo ich ursprüng­lich über­nach­ten wollte.

Dann aber gehe ich zu der klei­nen Stand­seil­bahn, die in die Alt­stadt hin­un­ter­führt. Mit mir in der Kabi­ne ist nur ein wei­te­res Ehe­paar, sodass ich mich schön nach allen Sei­ten umse­hen kann.

Old Que­bec gehört nicht nur zum UNESCO-​Weltkulturerbe, es ist auch heu­te noch ein leben­di­ges Stadt­vier­tel. Und genau die­se Mischung macht den Charme der Unter­stadt von Que­bec aus.

Das Herz­stück von Old Que­bec ist der Place Roy­al. Hier leg­te Samu­el de Cham­plain 1608 den Grund­stein für Que­bec. Der fran­zö­si­sche See­fah­rer, der als Vater von Neu­frank­reich bekannt ist, war aber auch der erste Mensch, der die­ses Gebiet kartografierte.

Es ist toll, durch die engen Gas­sen zu schlen­dern und immer wie­der Neu­es zu ent­deck­ten. Die Lower Town am Fuße des Cape Dia­mant ist auch ganz anders als die Upper Town rund um das Châ­teau Fron­tenac. Hier kommt man sich gar nicht mehr wie in Nord­ame­ri­ka vor. Sehr gut gefällt mir auch, wie schön hier alles restau­riert ist.

Am Fuße der Alt­stadt liegt dann der Kreuz­fahrt­ha­fen. Eine groß­ar­ti­ge Lage, denn so kann man vom Schiff aus gleich die Stadt erkun­den. Das gefällt mir, denn so eine Kreuz­fahrt in die­sen Gewäs­sern könn­te ich mir auch mal vorstellen.

Gleich neben­an dockt die Fäh­re, die zwi­schen Que­bec und Lévis ver­kehrt. Sie ist auch der Beginn eines gro­ßen Netz­werks von Fäh­ren, die hier die Ver­bin­dung zwi­schen den Ufern des St. Lorenz sowie das Über­que­ren ande­rer Flüs­se in Que­bec sichern.

Ich lau­fe wei­ter durch die Stra­ßen von Old Que­bec. Immer wie­der zeigt sich auch das Châ­teau Fron­tenac, das maje­stä­tisch auf der Klip­pe thront. Von hier unten sieht es fast noch beein­drucken­der aus.

Nach mei­nem Rund­gang möch­te ich zurück in die Upper Town und lau­fe wie­der zur Stand­seil­bahn. Doch was ist das? Hier sta­peln sich die Men­schen momen­tan gera­de­zu. Wie lan­ge soll ich denn hier anste­hen? Ich beschlie­ße einen Moment zu war­ten und mir anzu­se­hen, wie vie­le Men­schen in die Kabi­ne pas­sen. Doch obwohl die klei­ne Bahn unun­ter­bro­chen fährt, bewegt sich die Schlan­ge kaum. So ent­schlie­ße ich mich, den Weg nach oben zu Fuß anzutreten.

Die Funi­cu­lai­re du Vieux-​Quèbec, wie die Bahn rich­tig heißt, wur­de am 17. Novem­ber 1879 eröff­net. Auf ihren 64 Metern Län­ge über­win­det sie eine Höhen­dif­fe­renz von 59 Metern und ihre maxi­ma­le Nei­gung beträgt 45 Grad.

Der ande­re Weg nach oben, zurück in die Upper Town, führt über unzäh­li­ge Trep­pen sowie Stei­gun­gen und ist ganz schön anstren­gend. Kein Wun­der, dass vie­le Leu­te lie­ber die klei­ne Bahn nut­zen wollen.

Schließ­lich habe ich es aber doch geschafft und errei­che der Park Mont­mo­ren­cy, der dann wie­der am Rand der Klip­pe des Cape Dia­mant liegt. Von hier hat man noch ein­mal einen schö­nen Blick auf die Unterstadt.

Nach die­ser Anstren­gung muss ich mich erst ein­mal stär­ken. Der klei­ne Sub­way kommt da gera­de recht und so lege ich eine Pau­se ein und beob­ach­te durch das Fen­ster das Trei­ben auf der Straße.

Dann set­ze ich mei­nen Rund­gang durch die Ober­stadt fort. Ich errei­che die Basi­li­ka Notre-​Dame de Que­bec. Hin­ein gehe ich aller­dings nicht, denn es ist Sonn­tag und es fin­det gera­de ein Got­tes­dienst statt.

Als Näch­stes errei­che ich das 1896 erbau­te Hôtel de Ville, das Rat­haus von Que­bec. Auch hier ist schon alles sehr schön herbst­lich für das Ern­te­dank­fest geschmückt, das in Kana­da bereits im Okto­ber gefei­ert wird.

So lang­sam wer­de ich fuß­lahm, denn nun lau­fe ich schon eini­ge Stun­den durch Que­bec. So eine Kutsch­fahrt wäre da bestimmt ganz nett, doch das ist kein bil­li­ges Vergnügen.

So lang­sam schla­ge ich den Weg zurück zum Auto ein. Auf dem Weg dort­hin lie­gen die Reste der histo­ri­schen Ver­tei­di­gungs­an­la­gen von Que­bec. Heu­te sind sie von einem Park umge­ben und man kann eini­ge der Mau­ern auch besteigen.

Von oben bie­tet sich ein schö­ner Blick auf Tei­le der Stadt sowie die umlie­gen­den Ber­ge, die wie­der in den schö­nen Herbst­far­ben leuchten.

Schließ­lich heißt es aber doch Abschied neh­men und ich lan­de wie­der dort, wo mein Besuch in Que­bec City am Frei­tag begon­nen hat­te, in einer Sei­ten­stra­ße hin­ter dem Parlament.

Von hier fah­re ich direkt auf die Schnell­stra­ße nörd­lich des St. Lorenz Stroms. Wäh­rend eines kur­zen Staus habe ich einen schö­nen Blick auf die Pont de l’île d’Orléans sowie schö­ne Herbst­far­ben am Straßenrand.

Kur­ze Zeit spä­ter errei­che ich mein näch­stes Ziel, den Mont­mo­ren­cy Was­ser­fall. Gan­ze 83 Meter stürzt sich das Was­ser hier in die Tie­fe, das sind 30 Meter mehr als die Nia­ga­ra­fäl­le. Für das Par­ken hier wer­den CAN$12 fäl­lig, der Ein­tritt selbst ist dann aber kostenlos.

Auf einem Rund­weg um das unte­re, bis zu 17 Meter tie­fe Was­ser­becken, nähe­re ich mich dem gewal­ti­gen Was­ser­fall. Auch das tosen­de Geräusch wird immer lauter.

Um zum Was­ser­fall nach oben zu kom­men, kann man die­se 1993 erbau­te Trep­pe nut­zen. Doch so gern ich nach oben möch­te, auf noch mehr Trep­pen stei­gen habe ich heu­te kei­ne Lust. Da muss es auch ande­re Wege geben, um zu der Brücke über dem Was­ser zu kommen.

Ich gehe erst ein­mal bis zur letz­ten Platt­form des Weges. Hier ist man dem Was­ser­fall ganz nah. So nah, dass ich bin­nen weni­ger Minu­ten klatsch­nass bin. Zum Glück ist es son­nig und nicht mehr so kalt, sodass mei­ne Klei­dung schnell trocknet.

Zurück am Park­platz tut sich eine wei­te­re Mög­lich­keit auf, nach oben zu gelan­gen. Eine Seil­bahn führt von hier auf die Klip­pen hin­auf. Doch die kostet nicht nur ziem­lich viel Geld, son­dern die Schlan­ge ist auch noch unheim­lich lang. Da ist guter Rat teuer.

Auf dem Lage­plan des Parks ent­decke ich schließ­lich einen Park­platz am obe­ren Ende des Was­ser­falls. Wenn man da par­ken kann, dann muss es da doch auch mit dem Auto hoch­ge­hen? Ich fra­ge eine Ange­stell­te. Und tat­säch­lich führt auch eine Stra­ße nach oben. Das wird aber anschei­nend nicht aktiv mit­ge­teilt. Noch bes­ser, ich muss nicht mal das Par­ken extra bezah­len, denn der Park­schein vom unte­ren Park­platz gilt auch am oberen.

Von hier habe ich dann einen wun­der­schö­nen Fern­blick über den St. Lorenz Strom bis hin zur Ile d’Orleans.

Bis zur Brücke muss ich dann noch ein klei­nes Stück über einen Board­walk lau­fen, der am Fel­sen ange­bracht ist.

Am Kopf der Brücke kann ich dann direkt in die Tie­fe schau­en. Laut tosend stürzt sich das Was­ser hier nach unten und auch die Platt­form ist zu sehen, auf der ich vor­hin mei­ne klei­ne Dusche bekam.

Ein schö­nes Bild bie­tet sich aber auch in die ande­re Richtung.

Dann wage ich mich auf die Brücke. Die schwankt ganz schön und ist auch gut gefüllt, denn hier ver­sam­meln sich alle Besu­cher, die es nach oben geschafft haben.

Ich schaue noch ein­mal in die Tie­fe. Puh, da geht es ganz schön weit hin­un­ter. Gut, dass ich kei­ne Höhen­angst habe, sonst wäre das wohl nichts für mich. Auch der Lärm des tosen­den Was­sers ist ohren­be­täu­bend. Nur eine indi­sche Groß­fa­mi­lie schafft es kurz­zei­tig, das noch zu toppen.

Auf die­ser Sei­te der Brücke habe ich noch­mal einen schö­nen Blick über die Land­schaft und auf die Trep­pe, die hier nach oben führt.

Noch einen letz­ten Blick wer­fe ich auf die tol­len Herbst­far­ben, bevor es dann end­gül­tig zurück zu Auto geht.

Die Zeit ist schon recht fort­ge­schrit­ten, als ich vom Park­platz abfah­re. Eigent­lich war der Tag ja ohne die Besich­ti­gung in Que­bec geplant, doch durch den Regen gestern, muss­te ich umpla­nen. So bleibt eigent­lich kei­ne Zeit mehr, die Ile d’Or­leans noch zu erkun­den, doch einen kur­zen Abste­cher auf die Insel mache ich noch. Die Fahrt führt mich zuerst auf die 1935 eröff­ne­te 1700 Meter lan­ge Hän­ge­brücke, die die Insel mit dem Fest­land verbindet.

Gleich hin­ter der Brücke reicht der Blick bis nach Que­bec City. Auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te zei­gen sich auch hier schö­ne Herbstfarben.

Ich umrun­de die Süd­spit­ze der Insel und bin mir sicher, dass ich hier­her noch ein­mal zurück­keh­ren wer­de. Nicht nur die Insel möch­te erkun­det wer­den. Ich hät­te auch Lust, noch ein wenig mehr von den Ufern des St. Lorenz Stroms zu sehen.

Es ist schon frü­her Abend, als ich die Regi­on um Que­bec City ver­las­se. Ich fah­re ein letz­tes Mal über die Pont Pierre-​Laporte, denn ich muss nun dem süd­li­chen Fluss­ufer folgen.

Jetzt mache ich noch ein wenig Strecke und fah­re am süd­li­chen Ufer des St. Lorenz Strom bis nach Rivière-​du-​Loup. Es ist schon dun­kel, als ich das Best Western Leves­que errei­che, doch so sehe ich gleich die inter­es­san­te Beleuch­tung des Hotels.

Rivière-​du-​Loup ist ein Städt­chen am St. Lorenz Strom mit knapp 20.000 Ein­woh­nern. Am Sonn­tag­abend mutet es etwas ver­schla­fen an und so fah­re ich nur schnell zum IGA, um mir etwas zum Abend­essen zu kau­fen, bevor ich mich im Hotel zur Ruhe setze.

Mei­len: 229
Wet­ter: 5–15 Grad, hei­ter bis wolkig
Hotel: Best Western Plus Hotel Levesque

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