In the Wake of the Storms – über Hong Kong nach Hawai’i und Guam

Tag 11/​12: Sonntag/​ Mon­tag, 07./ 08. Okto­ber 2018
Island Hop­ping – Oahu nach Guam

„Hawaii’s the 50th sta­te? I thought it was a sub­urb of Guam.” – Bob­by Heenan

Es war ein Traum von mir, ein­mal mit dem United Island Hop­per zu flie­gen, einer der wohl unge­wöhn­lich­sten Flug­strecken der Welt. HNL, MAJ, KSA, PNI, TKK, GUM, das sind die Flug­ha­fen­codes der Orte, die auf der Rou­te ange­flo­gen wer­den, von Hono­lu­lu geht es nach Maju­ro, wei­ter nach Kos­rae, Pohn­pei und Chu­uk, bevor der Flug auf Guam endet. Manch­mal ist auch noch Kwa­jalein dabei, ein Mili­tär­stütz­punkt der USA im Pazi­fik. Der ein­zig­ar­ti­ge Flug ist aber nicht nur für Flug­en­thu­sia­sten ein Traum­ziel, son­dern gleich­zei­tig die ein­zi­ge Ver­bin­dung zur Außen­welt für eini­ge klei­ne Inseln im Pazifik.

Der United Island Hop­per ist ein Flug, der klei­ne Inseln im Pazi­fik mit den grö­ße­ren Zen­tren Hawaii und Guam ver­bin­det. Schon seit 50 Jah­ren wird die­se Rou­te bedient, zuerst von Con­ti­nen­tal Micro­ne­sia und seit dem Zusam­men­schluss von United Air­lines. Die­ser Flug ist in vie­ler­lei Hin­sicht ein­zig­ar­tig, denn er ist für die Men­schen in Mikro­ne­si­en nicht nur ihre Haupt­ver­bin­dung zur Außen­welt, die Rou­te ist auch eine flie­ge­ri­sche Her­aus­for­de­rung, die den Crews viel abver­langt, gleich­zei­tig aber wohl einer der toll­sten Arbeits­plät­ze über­haupt ist.

Es war schon lan­ge mein Traum, die­sen außer­ge­wöhn­li­chen Flug ein­mal selbst anzu­tre­ten, doch es ist auch ein logi­sti­scher Auf­wand, denn auf­grund der unge­wöhn­li­chen Rou­te ist ein Ticket nicht ganz gün­stig. Gut, dass es Mei­len gibt und man glaubt es kaum, aber neben dem United Pro­gramm Mileage Plus kann man den United Island Hop­per auch mit Luft­han­sa Mei­len von Miles&More buchen.

Der Island Hop­per fliegt zwi­schen Hono­lu­lu und Guam und auf­grund der durch­flo­ge­nen Zeit­zo­nen bie­tet es sich an, ihn auch in die­se Rich­tung zu fliegen.

Es geht früh los in Hono­lu­lu, schon gegen 5:30 Uhr bin ich auf dem Flug­ha­fen. Als ich ein­checke, ist es noch dun­kel, doch kur­ze Zeit spä­ter bricht der neue Tag an. Da der Flug­ha­fen Hono­lu­lu sehr offen gebaut ist, kann ich noch ein wenig die war­me Mor­gen­luft genie­ßen und gleich­zei­tig schon dabei zuse­hen, wie mei­ne Maschi­ne bela­den wird.

In der Tasche habe ich unglaub­li­che fünf Bord­kar­ten, denn für jeden Flug gibt es eine eige­ne, da jedes Seg­ment auch ein­zeln gebucht wer­den und man über­all aus­stei­gen kann. Nur weni­ge Men­schen flie­gen die gesam­te Strecke, denn das heißt fast 14 Stun­den Flug – in einer Boe­ing 737. Wer nur nach Guam will, könn­te auch non­stop mit einer Boe­ing 777 flie­gen und schon nach rund sie­ben Stun­den das Ziel errei­chen. Doch das will ich ja nicht.

Schon bei der Buchung habe ich mir den wohl besten Platz für die­sen Flug reser­viert – 7A. Das ist ein Sitz in der Eco­no­my Plus, wo ich zumin­dest etwas mehr Bein­frei­heit habe. Und noch eine Beson­der­heit gibt es, doch dazu spä­ter mehr. Jetzt heißt es erst ein­mal zum Gate gehen.

Am Gate ist nur unser erstes Ziel ange­schrie­ben – Maju­ro auf den Mar­shall­in­seln. Pünkt­lich um 6:45 Uhr beginnt der Ein­stieg. Der Flug ist gut gebucht und es ist inter­es­sant mit anzu­se­hen, was die Leu­te alles an Bord brin­gen und was im Fracht­raum ver­schwin­det. Vor allem gro­ße Kühl­bo­xen und unzäh­li­ge Pake­te gehö­ren dazu.

Dann sehe ich das erste Mal mei­nen Sitz für die näch­sten 14 Stun­den. Die Bestuh­lung der Boe­ing 737 ist recht neu und der Abstand zur Wand vor mir gut. Da die Wand nicht bis zum Boden reicht, kann ich die Füße sogar noch wei­ter ausstrecken.

Um Vier­tel acht wer­den die Türen geschlos­sen und für mich beginnt das Aben­teu­er United Island Hopper.

Es ist 7:17 Uhr am Sonn­tag, als wir zur Start­bahn rol­len und 7:30 Uhr, als wir vom inter­na­tio­na­len Flug­ha­fen von Hono­lu­lu abhe­ben. An mei­nem Ziel Guam ist es bereits 3:30 Uhr am Mon­tag, 20 Stun­den Zeit­un­ter­schied wer­de ich über­win­den und fast einen gan­zen Tag ver­lie­ren. Oahu ver­ab­schie­det sich der­weil mit düste­ren Gewit­ter­wol­ken und ein biss­chen Sonnenschein.

Einen letz­ten Blick auf Wai­ki­ki und den Dia­mond Head habe ich noch, bevor wir abdre­hen, hin­aus auf den Pazifik.

Bald schon sind wir über den Wol­ken und durch die Lücken ist nur noch der tief­blaue Oze­an zu sehen, der Pazi­fik, das größ­te Meer der Erde.

Eine hal­be Stun­de nach dem Start beginnt der Ser­vice an Bord. Zuerst gibt es ein Getränk nach Wahl sowie eine klei­ne Tüte mit Mandeln.

Ich trin­ke zuerst einen Tee, denn mein Husten lässt mich auch heu­te nicht in Ruhe. So ist mei­ne Vor­freu­de lei­der ein biss­chen getrübt, denn es nervt schon gewal­tig, wenn ich von die­sen Husten­an­fäl­len geschüt­telt wer­de. Und die sind inzwi­schen wirk­lich nicht ohne. Teil­wei­se schmerzt mein gan­zer Ober­kör­per. Die Flug­be­glei­ter an Bord sind aber super nett und ver­sor­gen mit zumin­dest mit sehr guten Husten­drops, was etwas Lin­de­rung verspricht.

Kur­ze Zeit spä­ter wird dann das Früh­stück ser­viert. Es gibt ein Sand­wich sowie einen Jogurt, eine der weni­gen Mahl­zei­ten auf die­sem Flug. Des­halb habe ich auch ein paar Snacks im Hand­ge­päck. Man merkt, dass die Rei­se nicht dar­auf aus­ge­legt ist, kom­plett gemacht zu wer­den. Das machen nur Leu­te wie ich, die die­sen außer­ge­wöhn­li­chen Flug erle­ben wollen.

Auf dem Flug nach Maju­ro bleibt der Platz neben mir frei, am Gang sitzt eine älte­re Dame, mit der ich ein wenig ins Gespräch kom­me. Sie wohnt auf den Mar­shall­in­seln und irgend­wann legt sie ihren Pass auf den Sitz. Solch einen Aus­weis habe ich bis­her auch noch nie gesehen.

Der Flug ist soweit ruhig und als ich an der Toi­let­te war­te, kom­me ich mit einem Herrn ins Gespräch, der in einer der hin­te­ren Rei­hen sitzt. Sein Name ist Chri­sti­an L. und er ist auf den Mar­shall­in­seln gebo­ren, lebt aber mit Frau und Kin­dern nahe St. Lou­is, Mis­sou­ri in den USA. Er arbei­tet dort für eine Uni­ver­si­tät. Zuvor hat er bereits auf Hawaii, in Ohio und sogar in Indo­ne­si­en gelebt. Sei­ne Mut­ter war Diplo­ma­tin für die Mar­shall­in­seln, sein Vater ein Schwei­zer Men­no­nit aus dem Emmen­tal. Unter­wegs ist er mit sei­nem Schwa­ger Mark, der sei­ne Schwe­ster auf den Mar­shall­in­seln noch ein­mal kirch­lich hei­ra­ten wird. Die zwei sind schon eine Wei­le unter­wegs, denn sie haben vier Tage auf Oahu ver­bracht und dort Ver­wand­te besucht. Nun sind sie bald am Ziel ihrer Reise.

Irgend­wann bin ich dann am Platz zurück und wir über­que­ren die inter­na­tio­na­le Datums­li­nie. Ich ver­lie­re einen gan­zen Tag, denn nun ist es nicht mehr Sonn­tag, son­dern bereits Montag.

Lan­ge dau­ert es jetzt nicht mehr, bis wir zur Lan­dung auf den Mar­shall­in­seln anset­zen. Der Insel­staat ist mit 181 Qua­drat­me­tern und 55.000 Ein­woh­nern eines der klein­sten Län­der der Welt. Ins­ge­samt gibt es über ein­tau­send Inseln und Atol­le, von denen nur weni­ge bewohnt sind. Zu den unbe­wohn­ten Inseln gehört auch das berühm­te Biki­ni Atoll. Haupt­stadt ist Maju­ro, wo sich auch der inter­na­tio­na­le Flug­ha­fen befindet.

Rund fünf Stun­den nach dem Start in Hono­lu­lu begin­nen wir den Lan­de­an­flug auf Maju­ro. Inzwi­schen haben wir Mon­tag­mor­gen, denn die Datums­gren­ze liegt ja hin­ter uns. Für die­sen Anflug ist der Platz 7A übri­gens nicht ganz ide­al. Hier wäre 7 F bes­ser und wenn ich noch ein­mal flie­gen wür­de, wür­de ich ver­su­chen, auf die­sem Teil­stück auf der rech­ten Sei­te des Flug­zeugs zu sit­zen. Aber egal, nun ist es so. Einen kur­zen Blick auf das Atoll, das durch die Wol­ken blitzt, kann ich aber erhaschen.

Weni­ge Minu­ten spä­ter set­zen wir bereits zur Lan­dung an und ich kann ein paar kur­ze Blicke auf die Küste werfen.

Hier ist auch zu sehen, wie schmal das Atoll an vie­len Stel­len ist. Ich kann sowohl den Oze­an als auch die Lagu­ne sehen und dazwi­schen den schma­len, besie­del­ten Landstreifen.

Teil­wei­se ist das Land unter uns so schmal, dass ich mich fra­ge, wo denn hier der Flug­ha­fen sein soll. Man sieht bis zum letz­ten Moment nur Was­ser und immer mal wie­der ein paar Bäu­me und Häuser.

Als wir auf dem Flug­ha­fen von Maju­ro auf­set­zen, erle­be ich zum ersten Mal, was es für die Cock­pit­crew heißt, auf den Inseln zu lan­den. Wir set­zen am äußer­sten Ende der Land­bahn auf und brem­sen hart, so hart, dass ich in mei­nen Sitz gedrückt wer­de. Gleich­zei­tig sehe ich drau­ßen zwei Feu­er­weh­ren ent­lang rasen.

Die Feu­er­weh­ren sind für den Fall da, dass die Brem­sen über­hit­zen. Durch das schar­fe Brem­sen wer­den die­se sehr heiß und aus rei­ner Vor­sicht ist des­halb die Feu­er­wehr bei jeder Lan­dung in Alarm­be­reit­schaft. Das wird übri­gens auf allen Insel, die wir heu­te anflie­gen, so sein.

Wäh­rend mei­ne Boe­ing 737 zum Ter­mi­nal rollt, sehe ich ein ein­zi­ges wei­te­res Flug­zeug auf dem Flug­ha­fen ste­hen. Die Air Mar­shall Islands ist die natio­na­le Flug­ge­sell­schaft der Inseln und hat eine Flot­ten­stär­ke von drei Flug­zeu­gen. Zwei die­ser Dor­nier DO 228–200 sowie eine Bom­ba­dier DHC‑8–100. Die Maschi­nen ver­bin­den die ein­zel­nen Atol­le und Inseln des Landes.

Wäh­rend wir auf den Stand­platz vor dem Ter­mi­nal ein­bie­gen, sehe ich die zwei Feu­er­weh­ren, die uns wäh­rend der Lan­dung flan­kiert haben, noch ein­mal auf der Rollbahn.

Dann erblicke ich zum ersten Mal das Ter­mi­nal. Davor ste­hen die Flug­ha­fen­mit­ar­bei­ter und wei­sen die Boe­ing 737 ein.

Allen Pas­sa­gie­ren ist es wäh­rend jedem Stopp erlaubt aus­zu­stei­gen, auch denen, die wei­ter flie­gen. So ver­las­se ich das Flug­zeug über die Gang­way. Im sel­ben Moment schla­gen mir Hit­ze und Feuch­tig­keit ins Gesicht. Drau­ßen sind zwar nur 28 Grad warm, aber durch die Gewit­ter, die vor kur­zem hier durch­ge­zo­gen sind, ist es fast uner­träg­lich schwül.

Ich betre­te zum ersten Mal den Boden der Mar­shall­in­seln. Weit kom­me ich natür­lich heu­te nicht, denn schon im Ter­mi­nal wird mei­ne Erkun­dungs­tour zu Ende sein. Doch immer­hin war ich ein­mal hier, was nicht so vie­le Men­schen von sich behaup­ten können.

Die Ankunfts­hal­le und der Gepäck­be­reich sehen schon etwas aben­teu­er­lich aus, eigent­lich ist es ein­fach nur eine offe­ne Hal­le. Wei­ter kom­me ich jedoch doch nicht, wenn ich nicht ein­rei­sen will. So bie­ge ich vor dem Aus­gang ab und gehe von dort in die Abflughalle.

Die Abflug­hal­le ist dann ein wei­te­rer klei­ner und recht ein­fa­cher Raum. Es gibt ein Pult und einen Tisch für das Gate Per­so­nal sowie ein bunt zusam­men­ge­wür­fel­tes Sam­mel­su­ri­um an Sitz­bän­ken, man­che sind aus Metall, ande­re aus Pla­stik und mit grü­nem, rotem, gel­ben, lila sowie schwar­zem Kunst­le­der über­zo­gen. Auf die­sen war­ten schon die Pas­sa­gie­re, die mit uns wei­ter flie­gen wer­den. Anson­sten gibt es einen klei­nen Tisch, an dem eine Frau selbst­ge­mach­ten Muschel­schmuck ver­kauft. Aller­dings sieht sie eher gelang­weilt aus, als dass sie ihre Ware an den Mann brin­gen will. Dane­ben befin­det sich noch ein klei­ner Kiosk, in dem mehr Alko­hol­fla­schen im Regal ste­hen als irgend­et­was ande­res. The Han­gar nennt sich das Geschäft, das anson­sten noch ein paar Snacks wie Sand­wi­ches, Coo­kies und Scho­ko­la­de anbie­tet. Die Ein­rich­tung ist so kun­ter­bunt, dass auf eini­gen Möbeln sogar noch Con­ti­nen­tal Air­lines zu lesen ist.

Kur­ze Zeit spä­ter wird unser Flug bereits wie­der auf­ge­ru­fen. Ich zei­ge mei­nen Boar­ding­pass vor und kann den Ter­mi­nal dann wie­der ver­las­sen. Durch eine Sicher­heits­kon­trol­le muss ich nicht. Aller­dings wird wäh­rend jedes Stopps eine Kon­trol­le an Bord durch­ge­führt. Das heißt für mich, ich muss jedes Mal mein gesam­te Hand­ge­päck mit von Bord neh­men. Aber das ist es mir wert, denn ich bin neu­gie­rig und will alles sehen, was ich kann.

Nach rund 30 Minu­ten sage ich so also wie­der Good­bye. Lei­der habe mich kei­nen Stem­pel in mei­nen Pass bekom­men, das hat mir der Offi­cer ver­wei­gert. Ich hat­te zuvor gele­sen, dass es eini­gen Rei­sen­den gelun­gen sei, ich aber habe damit kein Glück.

Die Boe­ing 737 wirkt auf dem klei­nen Flug­ha­fen gera­de­zu rie­sig, fast so wie ein Air­bus 380 auf einem ande­ren Flug­ha­fen. Und sie ist mit Abstand das größ­te Flug­zeug, das hier unter­wegs ist. Über die Gang­way und durch die vor­de­re Tür gelan­ge ich schließ­lich wie­der an Bord.

Die Dame, die von Hono­lu­lu bis Maju­ro neben mir geses­sen hat, ist nicht mehr an Bord, doch frei bleibt der Platz neben mir nicht. Auf 7 C nimmt nun eine ganz beson­de­re Per­son Platz, ein Mecha­ni­ker. Der ist auf jedem Flug zwi­schen Maju­ro und Guam dabei, denn das Gebiet ist so abge­le­gen, dass jede klei­ne Pan­ne zum Pro­blem wer­den könn­te. So ist der Mecha­ni­ker an Bord, um klei­ne Pro­ble­me behe­ben zu kön­nen. Ersatz­flug­zeu­ge oder Aus­weich­rou­ten gibt es hier näm­lich nicht.

Auf der Start­bahn rol­len wir wie­der zum Ende der­sel­bi­gen. Einen Taxi­way gibt es nicht, aber für die weni­gen Flü­ge hier ist die­ser auch nicht nötig.

Mit Voll­gas star­ten wir und heben wie­der ab. Unter uns sehe ich noch einen kur­zen Moment das Atoll, dann sind wir schon wie­der über dem Ozean.

In den näch­sten Minu­ten sehe ich immer wie­der klei­ne Atol­le zwi­schen den Wol­ken. Die mei­sten sind unbe­sie­delt und ragen nur ein bis zwei Meter aus dem Meer heraus.

Es ist fas­zi­nie­rend die­se klei­nen Inseln aus der Luft zu sehen und ich kle­be mit der Nase regel­recht am Flug­zeug­fen­ster bis wir das Gebiet der Mar­shall­in­seln end­gül­tig ver­las­sen. Vor uns lie­gen rund 90 Minu­ten Flug­zeit bis zu unse­rem näch­sten Ziel.

Nach knapp 80 Minu­ten Flug­zeit nähern wir uns dem zwei­ten Stopp unse­rer Rei­se. Der Flug über den Oze­an war ereig­nis­los. Wäh­rend die Cockpit-​Crew in Maju­ro gewech­selt hat, ist die Kabi­nen­crew gleich geblie­ben. Jeder Flug ist für sie eine beson­de­re Her­aus­for­de­rung, denn er heißt rund 15 Stun­den Dienst. Den, so erfah­re ich von Sta­cy, einer der Flug­be­glei­te­rin­nen, ver­rich­ten sie mit einer Son­der­ge­neh­mi­gung der Arbeits­be­hör­de und der Gewerk­schaft, denn nor­ma­ler­wei­se wäre eine sol­che Schicht ver­bo­ten. Doch all das neh­men sie gern in Kauf, für den wohl unge­wöhn­lich­sten Flug, den ein Flug­be­glei­ter flie­gen kann. Sie lie­ben ihren Job und wol­len kei­ne ande­re Strecke fliegen.

Dann muss ich mei­ne Unter­hal­tung been­den, denn wir star­ten den Lan­de­an­flug und die­ses Mal sit­ze ich auf der rich­ti­gen Sei­te. Der Sitz 7A ist gera­de noch so vor dem Trieb­werk und dem Flü­gel, sodass ich eine tol­le Sicht habe. Wir nähern uns Kosrae.

Die Insel, die zu den Föde­rier­ten Staa­ten von Mikro­ne­si­en gehört, sieht schon beim Lan­de­an­flug völ­lig anders aus als Maju­ro. Das hier ist kein Atoll, das sich nur weni­ge Meter aus den Wei­ten des Pazi­fiks erhebt, auf Kos­rae gibt es Ber­ge, Täler und üppi­ge Vegetation.

Wir umrun­den einen Groß­teil der Insel und dann kann ich auch den Flug­ha­fen sehen, der auf einer vor­ge­la­ger­ten, klei­nen Insel liegt.

Kos­rae ist die zweit­größ­te Insel und liegt im öst­lich­sten Bun­des­staat der Föde­rier­ten Staa­ten von Mikro­ne­si­en. Seit dem 16. Jahr­hun­dert war die Insel im Besitz von Spa­ni­en, 1898 wur­de sie eine Kolo­nie des Deut­schen Rei­ches und im Ersten Welt­krieg von Japan besetzt. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg wur­de die Insel Teil des Treu­hand­ge­bie­tes Pazi­fi­sche Inseln der USA und wur­de 1986 Teil der Föde­rier­ten Staa­ten von Mikronesien.

Dann set­zen wir auch schon zur Lan­dung an. Die Brem­sen wer­den wie­der mas­siv bean­sprucht und die Feu­er­wehr steht eben­falls bereit, nur für den Fall, dass es zu einer Über­hit­zung kommt.

Am Ende der Roll­bahn gibt es wie­der eine klei­ne Dre­hung und dann geht es auf sel­bi­ger zurück zum Ter­mi­nal. Kos­rae ist die wahr­schein­lich abge­le­gen­ste Insel der Rou­te und wird nicht ein­mal auf jedem Flug ange­flo­gen. Im Schnitt kommt der Island Hop­per nur zwei Mal die Woche vor­bei und ist damit eine unver­zicht­ba­re Ver­bin­dung zur Außenwelt.

Der Ter­mi­nal sieht von außen win­zig und auch nicht sehr viel­ver­spre­chend aus. Ich bin gespannt, was mich die­ses Mal erwartet.

Drau­ßen wird gera­de wie­der die Gang­way her­an­ge­fah­ren. Sie sieht genau­so aus wie auf Maju­ro. Über­haupt habe ich solch eine Gang­way noch nir­gend­wo sonst gese­hen. Anschei­nend hat man sich für die­se Art Ram­pe ent­schie­den, da es sonst kei­ne Mög­lich­keit gäbe, für geh­be­hin­der­te Per­so­nen das Flug­zeug zu ver­las­sen, denn ein Fahr­stuhl­fahr­zeug oder eine Flug­gast­brücke gibt es nicht.

Der Moment, an dem ich aus der Flug­zeug­tür tre­te, ist dann immer der span­nend­ste. Wahn­sinn, wenn man über­legt, wo ich hier gera­de bin. Wahr­lich, am Ende der Welt. Natür­lich blei­be ich nicht an Bord. Dort müss­te ich auch auf­ste­hen und das Gepäck für den Sicher­heits­check aus den Fächern neh­men. Aus dem Grund kann ich es auch nicht an Bord las­sen und muss jedes Mal mit dem gan­zen Hand­ge­päck aussteigen.

In Kos­rae ist es noch wär­mer als in Maju­ro, aller­dings nicht so schwül, denn Gewit­ter gab es hier kei­ne, der Him­mel ist über­wie­gend blau. 32 Grad zeigt das Ther­mo­me­ter an, als ich um die Flug­zeug­na­se her­um zum Ter­mi­nal lau­fe. Auf man­chen Flü­gen stoppt der Hop­per übri­gens noch auf einer US-​Militärbasis. Da man dort aber weder aus­stei­gen noch foto­gra­fie­ren darf, hat es mich nicht gestört, dass die­ser Stopp auf mei­nem Flug nicht dabei war.

Am Flug­ha­fen­zaun sehe ich dann über­all Autos und Men­schen ste­hen. Die Ankunft des Island Hop­pers ist jedes Mal ein Ereig­nis. Nicht nur Pas­sa­gie­re wer­den beför­dert, so kommt auch die Post auf die Insel und es wer­den wich­ti­ge Waren des täg­li­chen Bedarfs geliefert.

Unser Mecha­ni­ker ist eben­falls schon in Akti­on und über­prüft, ob mit unse­rer Maschi­ne alles in Ord­nung ist. Hier hän­gen­zu­blei­ben wäre fatal, denn es wür­de Tage dau­ern eine Ersatz­ma­schi­ne zu besor­gen und der Hotel­markt auf Kos­rae ist mehr als über­sicht­lich. Es wäre eine abso­lu­te Her­aus­for­de­rung, alle Pas­sa­gie­re unterzubringen.

Ich bege­be mich zum Ter­mi­nal, darf aber auch hier nicht in den Ankunfts­be­reich, denn dann müss­te ich ein­rei­sen. Für mich geht es am Gebäu­de ent­lang direkt in den Abflugbereich.

Der sieht hier etwas geord­ne­ter aus als in Maju­ro. Es gibt grü­ne Pla­stik­sit­ze, die zwar nicht son­der­lich bequem sind, dafür aber zumin­dest nicht wie zusam­men­ge­sucht aus­se­hen. Auch eine sau­be­re Toi­let­te ist vor­zu­fin­den, wäh­rend die in Maju­ro eher gewöh­nungs­be­dürf­tig war.

Anson­sten gibt es einen Stand mit Snacks, Geträn­ken und ein paar klei­nen Sou­ve­nirs. Es gibt sogar eine Tou­ri­sten­in­for­ma­ti­on und ich neh­me mir zwei Pro­spek­te mit. Irgend­wie hät­te ich schon Lust, die Insel mal ein paar Tage zu erkun­den. Tou­ris­mus ist auch der Haupt­ar­beit­ge­ber, trotz­dem kann man hier von einer Tou­ri­sten­schwäm­me über­haupt nicht reden. Allein durch die Abge­schie­den­heit ist Kos­rae schon eher ein spe­zi­el­les Ziel.

Das Abflug­gate ist noch ein­fa­cher gehal­ten. Es ist ein­fach eine Tür, durch die ich den Ter­mi­nal vor­her auch betre­ten habe. Hier wer­den kurz die Bord­kar­ten ange­schaut und schon geht es wie­der auf das Flugfeld.

In Kos­rae läuft man aber nicht ein­fach irgend­wie über den Asphalt, hier wur­de fein säu­ber­lich ein Pfad ver­legt, auf dem man sich fort­be­wegt. Und dar­an hält sich erstaun­li­cher­wei­se auch jeder.

Weni­ge Minu­ten spä­ter sit­ze ich wie­der auf mei­nem Platz, der Mecha­ni­ker neben mir. Ich fra­ge ihn, ob alles ok ist und er gibt mir das Daumen-​hoch-​Zeichen. Wäh­rend wir zur Start­bahn rol­len, plau­de­re ich noch kurz mit ihm über sei­nen doch recht außer­ge­wöhn­li­chen Beruf. Heu­te sind sie sogar zu zweit an Bord, denn er lernt gera­de einen neu­en Kol­le­gen an. Die Mecha­ni­ker flie­gen aus­schließ­lich zwi­schen Maju­ro und Guam und das auf jedem Flug. Er sagt zu mir, dass es ein biss­chen wie in der alten Zeit sei, nur dass die Mecha­ni­ker nicht mehr mit im Cock­pit sit­zen. Da ist für sie ein­fach kein Platz. Statt­des­sen ist immer der Sitz 7C reserviert.

Dann sind wir auch schon start­klar und heben wie­der ab. War­ten auf einen Slot ist hier unnö­tig, wir sind sowie­so das ein­zi­ge Flug­zeug, wahr­schein­lich den gan­zen Tag lang. So wie ich das ver­stan­den habe, hat der Flug­ha­fen heu­te extra für die­sen Flug geöffnet.

Fünf­zig Minu­ten dau­ert der Flug nun zu unse­rem näch­sten Ziel Pohn­pei. An Bord gibt es jetzt wie­der einen Geträn­ke­ser­vice und ich packe mei­ne Bana­nen­chips aus, die ich am Flug­ha­fen gekauft habe. Sie wer­den auf Kos­rae pro­du­ziert und ver­packt, ich woll­te ein loka­les Pro­dukt testen. Und ich muss sagen, sie schmecken viel bes­ser als die getrock­ne­ten Bana­nen, die man bei uns so bekommt.

Eine Wei­le flie­gen wir wie­der über den tief­blau­en Pazi­fik, doch nach einer guten hal­ben Stun­de gehen die Anschnall­zei­chen bereits wie­der an und der Lan­de­an­flug auf Pohn­pei star­tet, das ich in der Fer­ne auch schon sehen kann.

Pohn­pei ist die größ­te Insel der Föde­rier­ten Staa­ten von Mikro­ne­si­en und an den Küsten mit Man­gro­ven über­zo­gen, im Hoch­land dage­gen bewal­det. Die­se Regio­nen gehö­ren zu den regen­reich­sten der Erde. Auch die Haupt­stadt des Staa­tes, Pali­kir, liegt auf der Insel. Mit dem Deutsch-​Spanischen Ver­trag wur­de Pohn­pei 1899 Deut­sche Kolo­nie, bevor es von Japan besetzt wur­de, nach dem Zwei­ten Welt­krieg ein Außen­ter­ri­to­ri­um der USA und 1986 schließ­lich unab­hän­gig wurde.

Pohn­pei und die umlie­gen­den Inseln sind von einem rie­si­gen Riff umge­ben, das ich beim Über­flug ganz deut­lich erken­nen kann. Die Bil­der kön­nen gar nicht wie­der­ge­ben, in wel­chen Far­ben das Meer hier schimmert.

Ins­ge­samt gehö­ren zum Bun­des­staat Pohn­pei rund 178 gro­ße und klei­ne Inseln, von denen nur eini­ge bewohnt sind. Man­che die­ser Inseln sind so klein, dass nur ein paar Bäu­me dar­auf Platz haben.

Schließ­lich set­zen wir auf dem Flug­ha­fen von Pohn­pei auf und auch hier wer­den wir schon von der Feu­er­wehr erwar­tet. Doch etwas ist anders, wir sind nicht allein.

Vor dem Ter­mi­nal steht eine wei­te­re Boe­ing 737 von United. Das ist aber nicht wei­ter ver­wun­der­lich, denn zum einen ist an man­chen Tagen auch ein Flug­zeug in Gegen­rich­tung unter­wegs, zum ande­ren wer­den Pohn­pei und die näch­ste Insel Chu­uk auch sepa­rat von Guam ange­flo­gen, da sie mit ihren Tauch­re­vie­ren mehr Tou­ri­sten anlocken und sich auf Pohn­pei die Haupt­stadt befindet.


Als wir zum Ter­mi­nal kom­men, macht sich die ande­re Maschi­ne aller­dings schon start­klar und die Gang­way war­tet bereits auf uns.

Inzwi­schen bin ich rou­ti­niert beim Aus­stei­gen, es ist ja schon der drit­te Flug­ha­fen. Also schnell das Hand­ge­päck geschnappt und schon geht es wie­der nach drau­ßen, wo kusche­li­ge 32 Grad herr­schen und die Son­ne vom Him­mel knallt. Ich habe wirk­lich Glück heu­te mit dem Wet­ter, denn bis auf die Schau­er in Maju­ro ist es son­nig und warm. Ein Tai­fun ist zum Glück auch nicht in Sicht.

Dies­mal ist der Weg zum Ter­mi­nal mit roten Hüt­chen mar­kiert, den es zu fol­gen gilt. Über­haupt ist das hier der größ­te Ter­mi­nal, den ich bis­her auf den Inseln gese­hen habe. Man merkt gleich, dass hier etwas mehr Betrieb herrscht oder was man hier so Betrieb nennt.

Wäh­rend ich zum Flug­ha­fen­schild lau­fe, kann ich noch beob­ach­ten, wie die ande­re Boe­ing 737 zur Start­bahn rollt.

Dann bin ich auch schon im Ter­mi­nal, der dies­mal grö­ßer und moder­ner ist. Es gibt über­all Sitz­mög­lich­kei­ten, die so auch in vie­len ande­ren War­te­hal­len zu fin­den sind und sogar ein klei­nes Café. Einen Sou­ve­nir­stand kann ich eben­falls noch entdecken.

Und die­ses Schild, auf dem zu lesen ist, dass in Mikro­ne­si­en Solar­ener­gie mit För­der­gel­dern der EU auf­ge­baut wird. Was es nicht alles gibt.

Lan­ge hal­ten wir nicht in Pohn­pei. Da hier mehr Maschi­nen her­kom­men, muss auch nicht so viel Fracht ein- und aus­ge­la­den wer­den. So star­tet das Boar­ding bald wie­der. Und dies­mal muss ich rich­tig auf­pas­sen, denn es gibt sogar zwei Gates. Da wir aber das ein­zi­ge Flug­zeug sind, kann ich trotz­dem nicht ver­kehrt gehen.

Und wie­der das­sel­be Pro­ze­de­re, wir rol­len zum Ende der Start­bahn, dann geht es wei­ter. Die lin­ke Sei­te des Flug­zeu­ges ist wirk­lich per­fekt, denn durch die beson­de­re Lage der Inseln, wird wohl immer so gestar­tet und gelan­det. Auf der rech­ten Sei­te wür­de man nur Was­ser sehen.

Bei Start habe ich noch einen schö­nen Blick auf Kolo­nia, das mit sei­nen knapp 6.500 Ein­woh­ner die größ­te Stadt der Insel und das Wirt­schafts­zen­trum ist.

Nur weni­ge Minu­ten spä­ter über­flie­gen wir wie­der das Riff. Dann sind noch eine Wei­le klei­ne Atol­le zu sehen, bevor wir nur noch über dem Oze­an unter­wegs sind. Rund eine Stun­de dau­ert der Flug bis nach Chu­uk, unse­rem näch­sten Ziel.

Wäh­rend des Flu­ges gibt es in der Eco­no­my Class wie­der eine Geträn­ke­run­de. Ich hat­te mir ja eini­ge Snacks ein­ge­steckt, da ich in den weni­gen Berich­ten, die ich über den Flug gefun­den habe, gele­sen hat­te, dass es wenig Essen gibt. Die­se hole ich aus der Tasche. Wirk­lich nötig gewe­sen wäre das aber nicht, denn auch wenn es an Bord nichts gibt, so konn­te man doch an jedem Flug­ha­fen für weni­ge Dol­lar etwas kau­fen. Und das habe ich oft auch getan, um die Men­schen vor Ort zu unterstützen.

Nach einer Stun­de Flug kann ich am Hori­zont Chu­uk erken­nen, unser letz­tes Ziel in den Föde­rier­ten Staa­ten von Mikro­ne­si­en. Auch die­se Insel­grup­pe ist von einem Riff umge­ben, das beim Anflug über­quert wird.

In der Lagu­ne von Chu­uk befin­den sich ins­ge­samt 57 Inseln, von denen die elf größ­ten bewohnt sind. Wie schon die ande­ren Insel­grup­pen war auch die­se von 1899 bis 1918 eine deut­sche Kolo­nie. Da Chu­uk unge­fähr auf hal­bem Weg zwi­schen Hawaii und den Phil­ip­pi­nen liegt, wur­de die Insel im Zwei­ten Welt­krieg aller­dings nicht nur von den Japa­nern besetzt, son­dern sie bau­ten hier einen gro­ßen Mili­tär­stütz­punkt. Die­ser wur­de 1944 mas­siv von den Ame­ri­ka­nern bom­bar­diert, sodass die Insel­grup­pe schwe­re Schä­den davon­trug. Auf­grund die­ser Bom­bar­die­rung gibt es rund um die Inseln vie­le Schiffs­wracks, die heu­te ein belieb­tes Tauch­re­vier sind.

Wie­der umflie­gen wir beim Anflug eini­ge der Inseln, bis ich in der Fer­ne der Flug­ha­fen ent­decken kann.

Wäh­rend wir immer tie­fer sin­ken, kann ich im fla­chen Was­ser der Lagu­ne win­zi­ge Insel­chen ausmachen.

Schließ­lich flie­gen wir so nah an der Haupt­in­sel vor­bei, dass ich wie­der Orte und Häu­ser aus­ma­chen kann.

Wäh­rend der Island Hop­per auf der Lan­de­bahn auf­setzt, steht ein­mal mehr die Feu­er­wehr bereit.

Dann gibt es eine schar­fe Brem­sung und ich wer­de wie­der rich­tig in den Sitz gedrückt. Anson­sten ist alles gleich. Wir dre­hen am Ende der Lan­de­bahn und fah­ren zum Ter­mi­nal zurück. Inzwi­schen ist das Pro­ze­de­re für mich schon Routine.

Sofort ins Auge sticht mir das mehr­stöcki­ge Gebäu­de in der Nähe des Flug­ha­fens. Wie ich von der Crew erfah­re, ist es ein Hotel und wahr­schein­lich das größ­te Gebäu­de, das ich auf allen Inseln gese­hen habe.

Der Ter­mi­nal ist dann wie­der etwas klei­ner als auf Pohn­pei, die Gang­way aber exakt die glei­che wie auf allen Flug­hä­fen zuvor.

Ein letz­tes Mal schnap­pe ich mir mein Hand­ge­päck und stei­ge aus. Inzwi­schen kennt mich die Crew schon und weiß, dass ich eine von denen bin, die die­sen Flug aus rei­nem Inter­es­se machen. Noch ein­mal ist der Him­mel blau und das Ther­mo­me­ter zeigt 30 Grad an.

Das Flug­ha­fen­schild von Chu­uk ist lei­der total ver­bli­chen und fast gar nicht mehr zu lesen. Scha­de, dass man das nicht renoviert.

Dann geht es wie­der in den Ter­mi­nal. Und hier ist die­ses Mal rich­tig was los. So vie­le Men­schen habe ich auf kei­nem der ande­ren Flug­hä­fen gese­hen. Vie­le von ihnen sind aber kei­ne Ein­hei­mi­schen, son­dern Tou­ri­sten, die zum Tau­chen nach Chu­uk kommen.

Anson­sten bleibt gera­de noch Zeit für einen kur­zen Besuch der Wasch­räu­me, die hier nicht so gut in Schuss sind wie auf Kos­rae oder Pohn­pei. Auch das Ange­bot an Snacks und Sou­ve­nirs ist viel klei­ner. Das ist aber nicht wei­ter schlimm, denn kur­ze Zeit spä­ter wird unser Flug schon wie­der aufgerufen.

Zwölf Stun­den bin ich bereits unter­wegs, als ich ein letz­tes Mal an Bord gehe. Das Flug­zeug ist jetzt gut gefüllt mit Urlau­bern, die von Chu­uk wie­der nach Hau­se fliegen.

Dann geht es auch schon los und wir bre­chen zur letz­ten Etap­pe auf – unser Ziel: Guam.

Wie schon der Anflug bie­tet auch der Abflug wie­der tol­le Aus­blicke auf die Insel­welt. Es ist ein­fach toll, wie per­fekt die Sicht heu­te ist. Ich habe wahn­sin­ni­ges Glück mit dem Wet­ter und dass ich die­sen Sitz­platz ergat­tern konnte.

Rund zehn Minu­ten nach dem Start wer­den die Anschnall­zei­chen aus­ge­schal­tet und Kapi­tän Russ Kel­ler infor­miert uns ein letz­tes Mal über eine Flug­zeit von neun­zig Minu­ten. Dann kom­men die Flug­be­glei­ter durch die Kabi­ne und ver­tei­len die Ein­rei­se­for­mu­la­re für Guam. Der Zet­tel, den ich hier aus­fül­len muss, ähnelt dem, den man auch bei der Ein­rei­se nach Hawaii bekommt.

Unter­wegs wer­fe ich natür­lich auch immer mal wie­der einen Blick aus dem Fen­ster. Ab und zu sind klei­ne Atol­le zu sehen, mei­stens aber nur der blaue Pazi­fik und die Wolken.

Auf die­ser Etap­pe gibt es dann tat­säch­lich noch ein­mal etwas zu essen. Damit hat­te ich gar nicht gerech­net, doch neben den Geträn­ken wird noch ein Sand­wich serviert.

Lang­sam nähern wir uns Guam und mei­ne Auf­re­gung steigt noch­mals, denn die Insel ist einer der weni­gen Orte der USA, die ich noch nicht ken­ne. Nach­dem ich alle 50 Bun­des­staa­ten besucht hat­te, habe ich mir vor­ge­nom­men, die Ter­ri­to­ri­en eben­falls anzu­schau­en. Guam aber ist ja nicht so ein­fach zu errei­chen. Doch heu­te soll die­ser lang geheg­te Traum nun end­lich in Erfül­lung gehen.

Nach etwa sieb­zig Minu­ten Flug­zeit kann ich dann tat­säch­lich wie­der eine grö­ße­re Land­mas­se ent­decken, wir über­flie­gen die Küste von Guam. Fast ist es geschafft, jetzt sind es nur noch weni­ge Minu­ten bis zur Landung.

Nach einer Wei­le kann ich die ersten Sied­lun­gen ent­decken. Von oben sieht es fast ein wenig wie Hawaii aus.

Kurz vor der Lan­dung kann ich einen Groß­teil der west­li­chen Küste sehen, dar­un­ter die Haupt­stadt Hagat­na und den Hotel­be­zirk. Etwas wei­ter hin­ten ist sogar der Lovers Point zu sehen, einer der Orte, die ich in den näch­sten Tagen besu­chen werde.

Nach einer Stun­de und sechs­und­zwan­zig Minu­ten lan­det der Island Hop­per schließ­lich auf dem Flug­ha­fen von Guam. Fast vier­zehn Stun­den Flug lie­gen hin­ter uns, vier Zwi­schen­lan­dun­gen, die Über­que­rung der Datums­gren­ze und unse­rem Start­punkt Hono­lu­lu sind wir jetzt 20 Stun­den voraus.

Nach dem Andocken am Gate muss ich hier die US-​Immigration pas­sie­ren, ganz so wie bei jeder Ein­rei­se in die USA. Bei einem Nonstop-​Flug zwi­schen Hawaii und Guam wäre das nicht nötig gewe­sen, doch durch die Zwi­schen­lan­dun­gen bin ich ja aus den USA aus­ge­reist. Da es hier die neu­en Auto­ma­ten gibt, geht das aber ganz schnell, sodass ich schon weni­ge Minu­ten spä­ter mei­nen Miet­wa­gen in Emp­fang neh­men kann. Aber das ist eine ande­re Geschich­te. Der Flug mit dem Island Hop­per ist vor­bei, doch für mich wird er unver­gess­lich bleiben.

Nach­dem ich mein Gepäck abge­holt habe, gehe ich zu Enter­pri­se Rent-​a-​Car, deren Schal­ter sich gleich im sel­ben Gebäu­de befin­det. Und dort hat man tat­säch­lich mei­ne Reser­vie­rung aus dem fer­nen Deutsch­land vor­lie­gen. Die Mit­ar­bei­ter freu­en sich über einen sel­te­nen Gast, denn so vie­le Deut­sche ver­ir­ren sich nicht hier­her. Dann pas­siert etwas, dass mir so noch nie pas­siert ist. Nor­ma­ler­wei­se wol­len Ver­mie­ter einem ja immer Zusatz­lei­stun­gen auf­schwat­zen, die­ser Mit­ar­bei­ter erklärt mir aber, dass sie vor Ort ein viel gün­sti­ge­res Gesamt­pa­ket für die Ver­si­che­run­gen haben, als alle ein­zeln anzu­wäh­len, wie es auf der Reser­vie­rungs­sei­te nur mög­lich war. So spa­re ich dann sogar noch fast vier­zig Dollar.

Als Fahr­zeug bekom­me ich dann die­sen Toyo­ta Corol­la zuge­wie­sen. Er ist schon etwas älter und hat auch ein paar Schön­heits­feh­ler, aber auf abge­le­ge­nen Inseln ist es halt nicht so ein­fach Miet­wa­gen mal eben alle paar Mona­te aus­zu­tau­schen. So blei­ben sie dann län­ger in Betrieb.

Heu­te Abend fah­re ich nur noch zum Hotel, denn es wird schon dun­kel, als ich den Flug­ha­fen ver­las­se und vom lan­gen Flug bin ich auch etwas geschafft. Das Hil­ton Guam ist aber nur drei Mei­len ent­fernt, sodass mein Weg über­schau­bar ist.

Im Hotel wer­de ich freund­lich begrüßt und habe die Wahl zwi­schen einem King Size Zim­mer im neu­en Trakt ohne Blick oder zwei Bet­ten im Alt­bau aber mit Meer­blick. Da über­le­ge ich nicht lan­ge und wäh­le letzteres.

Den Rest des Hotels schaue ich mir dann mor­gen an. Heu­te hole ich nur noch etwas zu Essen und dann gibt es erst ein­mal Matrat­zen­horch­dienst. Schließ­lich will ich mor­gen aus­ge­ruht die Insel erkunden.

Mei­len: 3
Wet­ter: hei­ter, 28–32 Grad
Hotel: Hil­ton Guam Resort & Spa

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