Tag 6: Singapura, Sunny Island – Von Himmel und Erde
Mein letzter Tag in Singapur bricht an. Doch daran will ich jetzt noch nicht denken. Ich packe schnell meinen Koffer, checke aus und deponiere das Gepäck an der Rezeption. Dann geht es wieder hinaus in die Stadt. Zuerst zum Marina Bay Sands. Heute will ich aber nicht in die Mall, sondern auf das Dach. Dort gibt es auch eine Aussichtsterrasse und vielleicht kann ich ja sogar einen Blick auf den berühmten Hotelpool erhaschen.
Billig ist das Vergnügen allerdings nicht. S$23 werden fällig für die Fahrt nach oben. Aber andere Aussichtsterrassen dieser Welt sind heutzutage auch nicht günstiger und nach einer kostenlosen und einer sehr günstigen ist dies nun also mein teuerster Blick auf die Löwenstadt.
Schlange gibt es allerdings keine, besser gesagt, um 9 Uhr morgens ist hier so gut wie kein Mensch. Das ist toll, denn so habe ich das Skydeck fast für mich allein.
Und der Ausblick ist schon fantastisch und auch nicht mit den anderen zu vergleichen. Auf diesem Bild sieht man die neue Barriere im Hintergrund, die das Meer von der Marina Bay trennt.
Interessant ist auch der etwas andere Blick auf die Super Trees …
… und den Flower Dome.
Auch der Singapore Flyer ist schön zu sehen. Und rundherum die Rennstrecke der Formel 1.
Ein Blick nach Norden zeigt die historischen Gebäude der Innenstadt und dahinter unzählige Wohnsiedlungen.
Und tatsächlich, wenn man sich ganz weit über das Geländer beugt, kann man ihn sehen, einen der wohl unglaublichsten Swimmingpools der Welt. Zutritt ist leider den Gästen des Marina Bay Sands vorbehalten und der Zimmerpreis dieses Hotels liegt dann doch außerhalb meines Budgets. Vielleicht wird es ja auch irgendwann mal billiger, wenn der Hype vorbei ist, jetzt jedenfalls liegen die Preise bei mehr als S$400 pro Nacht.
Durch die Lobby des Hotels gehe ich zurück zu Straße. In einem Geschäft von MCM sehe ich diese nette Deko…
… und draußen diesen LKW.
Statt mit der MRT fahre ich dieses Mal mit dem Bus weiter. Ich mag das auch ganz gern, denn so sieht man einfach mehr. Und hier ist das Busnetz wunderbar ausgebaut, sodass das kein Problem darstellt. In der Nähe der Orchard Road Presbyterian Church steige ich aus. In dieser Kirche finden übrigens sonntags auch deutschsprachige evangelische Gottesdienste statt.
Während ich noch fotografiere, verfinstert sich der Himmel plötzlich bedrohlich und es grummelt. Das sieht nicht gut aus. Gerade noch schaffe ich bis in ein nahes Einkaufszentrum und schon geht ein tropischer Regenschauer vom Feinsten los. Da es aber nicht kalt ist, setze ich mich hier bei Starbucks auf die Terrasse und beobachte die Menschen, die hier wohl komplett an sowas gewöhnt sind. Nur die Touristen suchen hektisch nach ihren Regencapes und Schirmen.
Eine gute halbe Stunde später ist der Spuk schon wieder vorbei und die tropische Sonne tut ihr übriges, um den Boden ganz schnell wieder zu trocknen. So beende ich meine Zwangspause und laufe weiter – vorbei am National Museum of Singapur, dessen Besuch ich allerdings auch aus dem Programm gestrichen habe.
Gleich hinter dem Museum befinden sich nicht nur diese interessanten Kunstwerke, sondern auch einer der Eingänge zum Fort Canning Park. Und ja, das ist eine Rolltreppe, die hier in den Park führt. Also mal was für meine müden Beine.
Schon bald erreiche ich die gotischen Tore. Sie wurden 1846 errichtet und bilden den Eingang zum Fort Canning Green im Herzen des Parks.
Hier liegt das Fort Canning Centre, das aber gerade umgebaut und renoviert wird.
Und dann entdecke ich mal wieder ein ganz besonderes kleines Highlight. Zum Fort Canning Green gehört auch ein Friedhof.
Ich entdecke erstaunliches. Unter anderem das Grab von Jean Lambert, die in Berlin geboren wurde, sowie den Grabstein von Hans Hermann Eschke. Auch Eschke wurde in Berlin geboren und war der Sohn des deutschen Landschafts- und Marinemalers Hermann Eschke. Der hatte gute Verbindungen zum Kaiser, sodass sein Sohn eine steile Karriere im auswärtigen Dienst begann, die ihn schließlich als Konsul und ersten hauptamtlichen deutschen Diplomaten nach Singapur führte. Eschke war in Singapur hoch angesehen und an seinem Todestag schlossen viele Geschäfte früher und alle Flaggen wurden auf halbmast gesetzt.
Auch an den Wänden sind hier viele alte Grabplatten eingelassen. Die lagen einst auf einem Friedhof, der heute so nicht mehr existiert. Es ist sehr interessant zu sehen, woher die Menschen kamen, die hier in Singapur lebten.
Die zwei kleinen Pavillons gehören ebenfalls zum Park. Sie wurden von George Drumgoole Coleman entworfen, der zusammen mit Stamford Raffles den ersten Stadtentwicklungsplan für Singapur anlegte.
Die Wege im Park sind sehr schön angelegt und so laufe ich unter einem Dach tropischer Vegetation weiter.
Hier oben waren einst Verteidigungsanlagen untergebracht und hier liegt auch das berühmte Battle Box Museum, in dem man Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg besichtigen kann.
Überhaupt ist der Zweite Weltkrieg hier in Singapur etwas, was man bis heute nicht so ganz überwunden hat. Allerdings, und das ist das richtig interessante für einen Europäer, hat das Ganze hier nicht im Geringsten mit Deutschland zu. Hier war der Feind Japan, dessen Truppen die Stadt besetzten und unvorstellbare Gräueltaten vollbrachten. Genau deshalb gibt es noch heute extrem viele Verteidigungsanlagen und ein gut ausgestattetes Militär. Die Besetzung der Stadt durch Japan hat man hier auch nach einem dreiviertel Jahrhundert noch nicht überwunden.
Auch im Fort Canning Park zu sehen ist das Haus von Stadtgründer Stamford Raffles. Leider ist es nur eine leere Hülle. Einrichtungsgegenstände gibt es nicht mehr.
Dafür aber diesen traumhaften Baum …
… sowie einen Leuchtturm, der nach seiner Außerdienststellung hierher versetzt wurde.
Als ich die Treppen an der Raffles Terrace herunterlaufe, braut sich am Himmel schon wieder was zusammen. Das sieht nicht so gut aus und ich beeile mich, einen Unterschlupf zu finden. Schade, ich wäre gern noch ein wenig weiter durch den Park gelaufen.
So langsam mache ich mich auf den Weg zurück zum Hotel. Doch da ich noch etwas Zeit habe, laufe ich zum Singapore Flyer hinüber. Der hat allerdings wegen des schlechten Wetters geschlossen. Bei Gewitter darf sich das Rad nicht drehen. Gleich davor geht jedoch der Formel 1 Track vorbei. Und so laufe ich hier ein bisschen herum, wo einmal im Jahr Vettel und Co. herumdüsen.
Auf der anderen Seite der Bucht liegen die Gardens by the Bay. Im trüben Wetter gelingen die Fotos jedoch nicht so gut und da es immer wieder zu regnen anfängt, hole ich auch nur noch die kleine Handkamera aus der Tasche.
Unter der Helix Bridge entlang gehe ich wieder in Richtung Hotel.
Noch einmal muss ich mich unterstellen, denn der Himmel öffnet seine Schleusen. Dann erreiche ich jedoch das Pan Pacific doch noch relativ trockenen Fußes. An der Rezeption bekomme ich die Zimmerkarte für eines der Zimmer, die Gästen mit spätem Abflug zum Frisch machen bereitstehen. Ich kann so noch einmal duschen und die Kleidung wechseln. Insgesamt eine Stunde habe ich das Zimmer für mich.
Das war wirklich angenehm. So einen Service gibt es auch nicht überall. In Singapur gehört es aber wohl dazu, denn ich bin bei weitem nicht der einzige Gast, der sich hier frisch macht.
Dann sage ich endgültig Good Bye zum Pan Pacific. Eigentlich wollte ich mit der U‑Bahn zum Flughafen fahren. Das Sammeltaxi bestelle ich bestimmt nicht mehr. Schließlich habe ich ja meine EZ-Link-Karte, auf der noch genug Guthaben gespeichert ist. Dann jedoch kommt ein Linienbus vorbei, der direkt bis zum Flughafen fährt. Das dauert zwar etwas länger, aber dafür kann ich mehr sehen. Und Zeit habe ich noch genügend. Abflug ist erst um Mitternacht und bis dahin sind es noch vier Stunden.
Schön ist die Fahrt durch die östlichen Stadtbezirke von Singapur und nach einer guten Stunde erreiche ich den Changi Flughafen. Nun nähert sich die Reise wirklich dem Ende. Ich checke ein und gebe mein Gepäck auf. Dann esse ich noch zu Abend.
Auf dem Weg zum Gate entdecke ich diese lustigen Recyclingbehälter. Ach ja, Umweltschutz und Recycling werden in Singapur ganz großgeschrieben. Überall wird getrennt und wiederverwertet.
Bisher bin ich übrigens nur durch die Passkontrolle gegangen, eine Sicherheitskontrolle gab es nicht. Komisch. Auch auf dem Weg zum Gate, nichts. Erst vor dem Eingang zum Gatebereich wird hier kontrolliert. Interessant das Ganze.
Dann geht alles ganz schnell. Das Boarding ist genauso chaotisch wie auf dem Hinflug, doch leider ist die Maschine dieses Mal etwas voller. Einige Leute haben zwar immer noch drei Sitze für sich, ich aber leider nicht. Nur der Mittelsitz bleibt frei. Das hilft bei den engen Sitzreihen leider nur bedingt.
Dieses Mal muss ich auch mit dem Economy Essen vorlieb nehmen. Das ist allerdings genießbar, schmeckt sogar einigermaßen.
Dann versuche ich mehr recht als schlecht zu schlafen. Die Bestuhlung ist wirklich total unbequem und so wenig Platz zwischen den Reihen hatte ich selten. Das soll die neue Bestuhlung sein? Na vielen Dank auch.
Mehr als ungenießbar ist dann das Frühstück, welches kurz vor Frankfurt serviert wird.
Pünktlich landen wir in Frankfurt, wo ich gefühlte unzählige Kilometer bis zum Gate für den Berlin Flug laufen muss. Dabei startet der im selben Terminal. Dann geht alles ganz schnell. Der Flug nach Berlin ist problemlos, der Koffer ist auch da und so bin ich Ruckzuck wieder zu Hause und ein wunderschöner Kurztrip in eine andere Welt ist vorbei.