Tag 2: Majulah Singapura – Singapur gestern und heute
Am Morgen sieht das Wetter gar nicht so schlecht aus. Die Sonne scheint und so zieht es mich schon kurz nach dem Frühstück nach draußen. Hier ist warm, wie ich das genieße. Hach, das könnte ich immer so haben. So richtig schöne Wohlfühltemperatur. Da stört mich auch das bisschen Luftfeuchtigkeit nicht, zumal es wirklich nicht so schlimm ist, wie befürchtet. Ich laufe wieder zum Clarke Quay und dann entlang des Singapore River.
Schon nach wenigen Minuten tauchen die Wolkenkratzer von Downtown vor mir auf. Und dahinter leider eine ziemlich dunkle Wolke. Noch versucht die Sonne allerdings die Oberhand zu behalten.
Vor den Wolkenkratzern stehen ganz dekorativ die alten Shophouses, die schon bald nach der Gründung Singapurs hier am Fluss von Händlern erbaut wurden. Nach einer Zeit des Verfalls sind sie jetzt schön restauriert worden und eine wertvolle Anlage für ihre Eigentümer.
Fast gegenüber steht die lebensgroße Statue von Sir Stamford Raffles, dem Gründer des modernen Singapur. Genau an dieser Stelle ist der Brite erstmalig 1819 in der neuen Kolonie an Land gegangen. Von den Ehrungen, die ihm nachträglich zuteilwurden, bekam Raffles leider nicht mehr viel mit. Mit nur vierundvierzig Jahren starb er verarmt und von den Briten geächtet in London. Seine Landsmänner waren von der Einnahme Singapurs für England nämlich zuerst gar nicht begeistert und erst später zeigte sich, welch brillanter Schachzug das war.
Ein paar Meter weiter entdecke ich diese Skulpturen am Ufer.
Leider werden die dunklen Wolken immer mehr, doch bis jetzt gehe ich erst einmal weiter.
Vor dem Fullerton Hotel komme ich an der ältesten Brücke der Stadt vorbei. Die Cavenagh Bridge wurde an dieser Stelle 1870 errichtet, nachdem sie mit dem Schiff aus Schottland angeliefert wurde.
Von der Brücke laufe ich in Richtung Parlament und komme dabei an verschiedenen historischen Gebäuden vorbei. Bereits 1852 wurde in Singapur der erste Cricket Club gegründet. Das heutige Vereinshaus errichtete man 1884 und es wird auch heute noch als solches genutzt.
Das alte Parlamentsgebäude steht gleich gegenüber. Es wurde 1827 erbaut und ist das älteste noch erhaltene Regierungsgebäude der Stadt. Von 1965 bis 1999 wurde der Stadtstaat von hier aus regiert.
Nebenan steht dann die Victoria Concert Hall & Theater. Und als es gerade immer mehr zu tröpfeln anfängt, gehe ich spontan hinein.
Nur einen Moment später öffnet der Himmel seine Schleusen und ein heftiger tropischer Regenguss ergießt sich über der Stadt. Da bleibe ich lieber noch ein bisschen hier.
Im Foyer werden gerade Tickets für die Generalprobe der Symphoniker von Singapur verteilt, die in etwa dreißig Minuten beginnen soll. Da greife ich spontan zu. Und ich muss sagen, die Veranstaltung ist wirklich fantastisch und es ist ein Genuss hier zuhören zu können. Leider ist das Fotografieren absolut verboten und das wird auch vom Personal überwacht.
Nach etwa zwei Stunden ist das Konzert dann vorbei und draußen ist es längst wieder trocken, fast so, als ob nichts gewesen wäre. Nur die Sonne ziert sich leider noch etwas. Ich laufe trotzdem weiter und lande schließlich an diesem bunten Gebäude.
Das Ministerium für Kommunikation und Information war einst als Old Hill Street Police Station bekannt. Bevor die Regierung Büros einrichtete, waren hier für über dreißig Jahre eine Polizeistation sowie Unterkünfte für ledige Polizisten untergebracht. Ursprünglich stand an dieser Stelle sogar das erste Gefängnis der Stadt.
Auf dem Rückweg zum Holiday Inn Express entdecke ich dann noch diese Lokalität.
Zurück im Holiday Inn Express schnappe ich mir mein Gepäck, denn jetzt kann ich endlich in das Hotel umziehen, das ich mir für diese Reise ausgesucht habe. Aufgrund eines besonderen Angebots, das erst heute startet, war die Buchung nicht anders möglich. Jetzt aber steige ich in die U‑Bahn und fahre bis zum Pan Pacific. Die Station liegt praktischerweise gleich neben dem Hotel.
Schon als ich die Lobby des Pan Pacific betrete, fühle ich mich hier wohl. So ein 5‑Sterne Haus gefällt mir und in Asien ist das sogar ein bezahlbarer Luxus. Das hatte ich schon in Hongkong erlebt, selbst wenn es dort noch etwas günstiger war.
Trotz der frühen Stunde kann ich schon einchecken und sogar mein Zimmer steht schon bereit. Das ist richtig Klasse, denn so werde ich nicht nur das Gepäck los, sondern kann mich auch kurz frisch machen.
Zum Pan Pacific gehört natürlich ein schöner Pool und hier nehme ich mir vor, diesen auch zu nutzen.
Lange hält mich aber nichts im Hotel und ich mache mich wieder auf den Weg. Noch einmal gehe ich zur Marina Bay und kann es immer noch kaum fassen, wie sehr sich Singapur seit meinem letzten Besuch verändert hat. Nicht einmal der Merlion, das berühmte Wahrzeichen der Stadt, steht noch an seinem angestammten Platz. Allerdings muss ich sagen, dass der neue viel schöner ist und die Statue hier super zur Geltung kommt.
Der Merlion ist das Wahrzeichen von Singapur. Das Kunstwort setzt sich aus Mermaid und Lion zusammen. Die Sagengestalt ist der Schutzpatron der Stadt und wurde 1964 vom Tourismusverband als Logo für Singapur entwickelt. Der Löwenkopf symbolisiert dabei die Stärke und Furchtlosigkeit, der Fisch den Ursprung aus und die Verbundenheit mit dem Meer.
Gleich nebenan entdecke ich diesen bunten Panda, doch was mit ihm auf sich hat, entdecke ich erst an einem anderen Tag.
Eines dieser kleinen, historischen Bumboats besteige ich hingegen sofort, denn mit ihnen geht es hinaus aufs Wasser, rund um die Marina Bay sowie auf den Singapore River. Bumboats wurden die kleinen Boote der Händler genannt, die damit Waren auf dem Singapore River beförderten. Dutzende waren davon zu früheren Zeiten auf dem Fluss unterwegs. Lange Zeit hatten sie ihre Bedeutung verloren, bevor sie als Wassertaxis und Touristenboote eine Renaissance erlebten.
So eine Rundfahrt mit dem Wassertaxi hat 12 Stationen. Man kann dabei einfach von A nach B fahren oder aber die ganze Rundfahrt machen. Sitzplätze gibt es innen unter dem Dach oder auch draußen, für ein paar glückliche, die hier einen Platz ergattern. Für mich natürlich die einzige Option, denn nur von hier kann man uneingeschränkt fotografieren.
So auch das recht eigenwillige ArtScience Museum. Verantwortlich für das Design ist Architekt Moshe Safdie, der sich hier von der Lotusblume inspirieren ließ. Das Museum beherbergt 21 Galerien, in denen immer wieder Wanderausstellungen aus aller Welt gezeigt werden.
Auch mein Hotel ist vom Wasser aus gut zu erkennen. Gleich daneben das Mandarin Oriental sowie das Ritz-Carlton Hotel.
Ganz dicht komme ich auch am Theaters of the Bay vorbei. Das wird im Volksmund auch Dorians genannt, denn es ähnelt der Frucht, die hier so gern verspeist wird. Doch dazu etwas später mehr. Untergebracht sind in den zwei Kuppelgebäuden eine Konzerthalle mit 1600 Plätzen sowie ein Theater mit 2000 Plätzen.
Dann drehen wir von der Bay auf den Fluss ab. Schon die Einfahrt in den Singapore River ist beeindruckend, denn auch hier ist alt und neu untrennbar miteinander verbunden.
So geht es wieder am Fullerton Hotel vorbei und unter der Cavenagh Bridge entlang.
Dann erreichen wir die Wolkenkratzer des Financial District. Vom Wasser aus erscheinen sie fast noch höher als von der Uferpromenade.
Und davor wieder die winzigen Shophouses, die schon fast 200 Jahre den Bauboom hier am Fluss überlebt haben.
Schließlich erreichen wir Clarke Quay, das Amüsierviertel in der Innenstadt. Hier ist besonders abends viel los, in den Bars und Restaurants am Ufer.
Kurz hinter Clarke Quay drehen wir um, denn der Singapore River wird im weiteren Verlauf immer schmaler und nicht mehr befahrbar. Auf der Rückfahrt in Richtung Bay sehe ich das Asians Civilisations Museum, an dem ich schon heute Morgen vorbeigelaufen bin. Dahinter erheben sich das Stamford Hotel sowie der Turm der Victoria Concert Hall.
Dann bin ich auch schon wieder zurück am Anleger, doch ich entscheide mich noch sitzenzubleiben und erst auf der gegenüber liegenden Seite der Bucht auszusteigen, damit ich direkt ins Marina Bay Sands Hotel gehen kann.
Futuristisch mutet das Hotel an, umso näher man ihm kommt. So eine Architektur ist schon einzigartig und zieht die Blicke der Besucher immer wieder nach oben.
Das Innere erinnert mich dann aber eher an Las Vegas. Und das nicht ganz zu Unrecht, ist doch die amerikanische Sands Corporation hier Hausherr, der unter anderem das Venetian gehört.
Im Inneren gibt es eine dreistöckige Shopping Mall, die von einem Kanal durchzogen wird. Darauf sind, ganz wie im Venetian, italienische Gondeln unterwegs.
Das Riesenrad, das man durch die Fenster erspähen kann, erinnert dann eher an London. Auch das ist kein Wunder, ist es doch dem London Eye, zumindest aus der Ferne, schon recht ähnlich.
Ganz und gar exotisch wird dann jedoch der weitere Weg durch das Hotel. Nach unzähligen Rolltreppen immer dem Himmel entgegen, lande ich schließlich auf dieser Allee, die mich zu einer Art Brücke bringt.
Diese Brücke führt quer durch das Hotel, mehrere Stockwerke über der beeindruckenden Lobby des Marina Bay Sands.
Als ich auf der anderen Seite des Hotels aus der Tür trete, sehe ich dann endlich mein Ziel vor mit – die Gardens by the Bay. Etwa 100 Hektar ist das Gelände groß, das hier auf aufgeschüttetem Land entstanden ist. Das noch immer nicht fertiggestellte Gebiet soll einmal eine Gartenstadt werden, in der sich die Einwohner erholen oder aber eine Wohnung im Grünen erwerben können. Das Erholungsgebiet ist allerdings auch ein Touristenmagnet.
Hier stehen die Supertrees, mit Pflanzen bewachsene Stahlgebilde, die zwischen 25 und fünfzig Meter hoch sind. Einige Türme sind durch einen Skyway miteinander verbunden, der interessante Ausblicke ermöglicht.
Das will auch ich mir näher ansehen. So löse ich für fünf Dollar ein Ticket. Dann geht es mit dem Fahrstuhl nach oben. Der Blick von hier ist interessant, aber nicht wirklich spektakulär.
Die zweite große Attraktion sind die riesigen Gewächshäuser. Das linke ist der 1,28 Hektar große Flower Dome, der inzwischen einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde als größtes Gewächshaus der Welt bekommen hat. Und dort gehe ich auch als Erstes hinein.
Unter dem riesigen Glasdach wurde ein trockenes Klima geschaffen und besonders Pflanzen aus mediterranen und halbtrockenen Klimazonen sind hier angesiedelt.
Momentan findet ein indisches Fest statt, weswegen es quietschbunte Vögel zwischen den Pflanzen zu sehen gibt.
Vom Hocker hauen tut mich das Ganze allerdings nicht. Achtundzwanzig Dollar habe ich für das Combi-Ticket hingelegt und nun will ich sehen, ob mich der Cloud Forest, der in der zweiten Glaskuppel untergebracht ist, mehr begeistert. Am Eingang steht gleich dieses interessante Auto.
Dann bekomme ich den Cloud Forest zum ersten Mal zu Gesicht.
Hinter den Wasserfall führt mich der Weg, denn hier sind die Fahrstühle, die die Besucher ganz nach oben bringen.
Oben angekommen ist man dann in einer tropischen Welt mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Die wird noch dadurch erhöht, dass überall Wasser in kleinen Nebelschwaden über das Gebiet verteilt wird. Ein Horror, wenn man fotografieren will.
Der Weg nach unten führt dann über Stege, die rund um das riesige, bewachsene Gebilde in der Halle angelegt wurden.
Wieder unten angekommen, muss ich sagen, dass mich auch der Cloud Forest nicht restlos begeistert hat. Ich weiß nicht warum, kann es auch nicht beschreiben. Viele andere Besucher waren restlos begeistert, aber ich fand 28 Dollar einfach nur teuer für das, was ich zu sehen bekam.
Zurück zur U‑Bahn führt mich der Weg dann um die beiden Gewächshäuser herum. Von dort gibt es einen schönen Blick auf den Singapore Flyer.
Irgendwann entscheide ich mich dazu, nicht mit der U‑Bahn zu fahren, sondern einfach weiterzulaufen. So langsam wird es auch dunkel draußen und die Gebäude um die Marina Bay schön beleuchtet.
Schließlich erreiche ich die Helix Bridge, von der ich einen schönen Ausblick habe.
Das Design der Brücke ist der menschlichen DNA nachempfunden.
Als ich zurück am Hotel bin, ist es bereits komplett dunkel und ich völlig erledigt. Keine Ahnung, wie viele Kilometer ich heute marschiert bin, aber einige sind bestimmt zusammengekommen. So beschließe ich für heute Schluss zu machen und noch eine halbe Stunde den Pool zu genießen. Das ist ein Traum, unter Sternen und Palmen bei molligen 28 Grad.