Tag 4: Sonntag, 30. Dezember 2018
Famous Friends – Punta Gorda nach Ft. Myers
„I never did a day’s work in my life. It was all fun.” – Thomas A. Edison
Der vorletzte Tag des Jahres ist nun auch im sonnigen Florida angebrochen und da es gestern Abend etwas später geworden ist, lasse ich es heute wieder gemütlich angehen. So starte ich nach dem Frühstück, das hier leider auch nicht der Rede wert ist, mit einem kleinen Spaziergang durch Punta Gorda oder zumindest die unmittelbare Umgebung des Hotels. Das hat nämlich eine sehr schöne Lage direkt am Wasser und den zwei Brücken des Tamiami Trails über die Mündung des Peace Rivers.
Direkt am Wasser führt ein gepflasterter Weg entlang und es wurde eine Beach Bar angelegt, die zu so früher Stunde allerdings noch verwaist ist.
Unter der nach Süden verlaufenden Fahrbahn halte ich kurz an, weil mir das Motiv der Brücke im Wasser gefällt. Über mir brettern derweil die Fahrzeuge entlang und ein paar einzelne Jogger laufen an mir vorbei.
Ein Stück folge ich noch dem Weg des Harborwalks, bevor ich landeinwärts laufe. An der Retta Esplanade stehe schöne, alte Banyan Trees, deren Äste und Wurzeln mich immer wieder faszinieren.
An der Ecke, an der die Retta Esplanade den Tamiami Trail kreuzt, steht das A.C. Freeman House. Das Haus wurde um 1900 für Augustus Freeman gebaut, der einst Bürgermeister von Punta Gorda war. Es steht aber heute nicht mehr auf seinem ursprünglichen Land, denn es wurde zum ersten Mal 1985 versetzt und zum zweiten Mal nach Hurrikan Charley im Jahr 2005. Nach der letzten Renovierung ist im Erdgeschoss nun ein Tourismusbüro für die Region untergebracht.
Mein Weg führt mich nun schräg über einen Parkplatz, denn ich habe an einer Gebäudeseite zwei große Wandgemälde entdeckt. Das erste zeigt das Hotel Punta Gorda, das bis zu seiner Zerstörung durch ein Feuer im Jahr 1959 geöffnet war. Seine erste Glanzzeit hatte das 1888 erbaute Hotel noch vor der Jahrhundertwende, als es von Gästen wie Theodore Roosevelt frequentiert wurde. Die sieben berühmtesten wiederkehrenden Gäste auf dem Bild sind der Anwalt Clarence Darrow, Henry Ford, Golfpro Patty Berg, Daniel Beard als Gründer der Boy Scouts, Thomas Edison, Harvey Firestone und Andrew Mellon.
Nach Umbau und Renovierung feierte das Hotel 1927 Wiedereröffnung als Hotel Port Charlotte und erlebte es eine weitere Glanzzeit in den 1930er Jahren, als die reichsten Männer des Landes hier ein und aus gingen.
Die beiden Wandbilder wurden 1995 geschaffen und 2004 durch Hurrikan Charley schwer beschädigt. Sieben Jahre später, am 15. September 2011, konnten sie jedoch erneut eingeweiht werden. Leider sind sie seit Ende 2019 wieder verschwunden, denn es gab Wasserschäden an den Gebäuden, an denen sie sich befanden. Ob sie ein drittes Mal zurückkehren ist derzeit nicht bekannt.
Ich laufe nun zurück zum Hotel und hole mein Auto. Der Weg führt mich über den Tamiami Trail nach Süden. An einer Ampel mache ich noch ein Foto vom schön geschmückten Rathaus von Punta Gorda bevor ich die Stadt endgültig verlasse.
Jetzt führt mich der Weg noch weiter nach Süden. Bis Ft. Myers ist es aber nicht sonderlich weit, sodass ich bereits am frühen Nachmittag die Stadtgrenze überquere. Mein erstes Ziel ist der Manatee Park, den ich schon mehrmals besucht habe. Hier treffe ich nochmals auf Herrn A. und Frau H., die mehrere Tage in Ft. Myers verbringen. Zusammen schauen wir uns im Park um und versuchen auch ein Manatee zu entdecken, was heute leider nicht gelingt.
So verabschieden wir uns irgendwann wieder und ich fahre erst einmal zu meinem Hotel, dem Hilton Garden Inn. Hier bekomme ich ein nettes Upgrade auf eine kleine Suite.
Nachdem ich mein Gepäck ausgeladen habe, fahre ich noch einmal los. Ich möchte noch den Six Mile Cypress Slough besuchen. Das Naturschutzgebiet mitten in Ft. Myers erhält ein Stück von Florida, das man, zumindest an der Küste, so nur noch selten sieht. Einst war die ganze Region ein einziger Sumpf, doch vielerorts wurde alles trockengelegt und die Bäume gerodet. Eine Schülergruppe schaffte es schließlich 1976, dass das Gebiet unter Schutz gestellt wurde und so für die Nachwelt und die Tiere vor Ort erhalten blieb.
Bereits am Parkplatz zeigt eine Karte den 1,2 Meilen langen Rundweg durch das Schutzgebiet, den auch ich jetzt unter die Füße nehmen will. Mal schauen, ob ich dabei auch Tiere entdecke.
Zuerst führt der Weg einfach nur durch den Sumpf. Viel zu erblicken ist hier noch nicht. Nur die für Florida typischen Sumpfgewächse sind zu sehen.
Am Gator Lake ist von den Namensgebern leider auch keiner zu entdecken. Nur ein einzelner Kormoran sitzt weit entfernt auf einer Plattform im See.
Nachdem ich an der zweiten Aussichtsplattform auch kein Glück habe, setze ich meinen Weg fort. Ein bisschen enttäuschend ist das ja schon, dass sich so gar nichts blicken lässt. Aber das ist hier eben kein Zoo und ich bin einfach verwöhnt von meinem letzten Besuch in den Everglades.
Doch kaum gedacht, höre ich es neben mir plätschern und entdecke tatsächlich eine Schmuckschildkröte im seichten Wasser.
Nach einer ganzen Weile vergeblicher Suche, entdecke ich schließlich diesen Vogel gut getarnt im Gebüsch, der wahrscheinlich ein junger Nachtreiher ist, und kurze Zeit später gleich noch einen weiteren, diesmal einen erwachsenen Nachtreiher.
Schließlich kann ich einen Graureiher erspähen, der mir nun wieder sehr bekannt ist, da man ihn in Florida öfter sieht, ebenso wie den Rallenkranich, der gerade mit einer Schnecke beschäftigt ist.
Das wars dann aber auch mit Tieren. Ob keine mehr da sind oder sie sich nur verzogen haben, werde ich wohl nie erfahren, aber die recht laute Familie, die mich gerade einholt, trägt sicher nicht dazu bei, dass sich irgendwelche Lebewesen zeigen.
So bin ich dann nach einer guten Stunde wieder zurück am Parkplatz, denn für heute Abend habe ich noch einen anderen Plan.
Die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit ist sowieso nicht mehr lang, sodass ich mir noch kurz etwas zu essen besorge, bevor ich zu den Edison und Ford Winter Estates fahre. Am Tage war ich hier schon öfters, doch zur Weihnachtszeit gibt es hier eine besondere Abendöffnung. Man konnte zwar vorab bestellen, doch das habe ich nicht gemacht, da ich meinen Besuch vom Wetter abhängig machen wollte. Das rächt sich nun etwas, denn ich muss mich in eine Schlange einreihen, um ein Ticket zu bekommen. Zum Glück dauert es nicht zu lange, sodass ich mit dem letzten Tageslicht meinen Rundgang starten kann.
Die Grundstücke von Edison und Ford liegen direkt am Caloosahatchee River in einer der feinsten Gegenden von Ft. Myers. Da die beiden Familien befreundet waren, bauten sie ihre Häuser nebeneinander. Gewohnt hat man hier aber nur über den Winter, wenn es im Norden zu kalt und verschneit war, ganz so wie es auch heute noch Hunderttausende Menschen tun.
Zur Weihnachtszeit wird das Gelände ganz besonders dekoriert und ist deshalb auch am Abend geöffnet. Ich gehe zuerst zum Haus von Thomas Edison, das eigentlich aus zwei Gebäuden besteht – dem Wohnhaus sowie einem Gästehaus, das durch eine Pergola mit dem Haupthaus verbunden ist.
Zu sehen ist nur das Erdgeschoss, denn man kann hier nicht ins Haus hinein, sondern schaut von außen durch Türen und Fenster. So können alle Räume aus verschiedenen Blickwinkeln angeschaut werden.
Edison kaufte dieses Stück Land bereits 1885 und ließ das Haus nur ein Jahr später errichten. Bis zu seinem Tod im Jahr 1931 verbrachte er fortan jeden Winter hier. Bereits 1947 überschrieb seine Witwe Mina das Grundstück an die Stadt, damit es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte.
Umgeben sind die Häuser von einem tropischen Garten, der am heutigen Abend durch Tausende Lichter illuminiert wird.
Das Winterhaus von Henry Ford steht nur einen kurzen Fußmarsch entfernt. Der Autobauer kaufte das Grundstück inklusive dem Haus im Jahr 1916 und verbrachte fortan ebenfalls die Wintermonate in Ft. Myers. Zum Museum kam das Gelände aber erst 1990, nachdem es die Stadt zwei Jahre zuvor aufgekauft hatte.
Festlich geschmückt wurde sogar das kleine Bürogebäude von Thomas Edison, das ich auch noch besuche. Natürlich hat der berühmte Erfinder auch hier in Florida gearbeitet. Wäre ich am Tage gekommen, hätte ich auch sein Labor besichtigen können, in dem er besonders Versuche mit Gummi gemacht hat, was in der Zusammenarbeit von Edison, Henry Ford und Harvey Firestone gipfelte.
In der Garage ist hingegen noch ein alter Ford Model T zu finden, der zu Weihnachten von Santa persönlich in Beschlag genommen wird.
In einem Nebengebäude gibt es schließlich noch eine kleine Nussknacker Ausstellung zu sehen. Doch so ganz bin ich nicht mehr bei der Sache, denn in diesem Jahr gibt es noch ein weiteres Highlight.
Im Garten sind zum ersten Mal nach vielen Jahren der Abwesenheit die Walzing Waters zu sehen. In den 1920er Jahren wurden die tanzenden Wasserfontänen vom Deutschen Otto Przystawik erfunden und zuerst in Deutschland gezeigt. Sein Sohn Gunter wanderte 1965 nach Florida aus und gründete in Cape Coral eine Firma für die tanzenden Wasserspiele. Es gab verschiedene Parks in Ft. Myers, die Wasserspiele zeigten, doch heutzuge existiert kein einziger mehr in Südwestflorida, obwohl die Firma selbst immer noch Wasserspiele in alle Welt verkauft. Anlässlich der Weihnachtsöffnung wurde nun ein Wasserspiel auf dem Gelände des Edison und Ford Homes aufgebaut.
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Wer mehr Shows anschauen will, der wird auf der Homepage des Unternehmes aus Cape Coral fündig. Für mich aber heißt es nach der Show Abschied nehmen und ich mache mich auf den Weg zurück zu meinem Auto.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum meinem Hotel, wo ich noch die Bilder und Videos des heutigen Tages sichere, bevor recht bald das Licht ausgeht, denn morgen will ich ausgeschlafen sein.
Meilen: 115
Wetter: sonnig, 75–87 F
Hotel: Hilton Garden Inn Fort Myers