England on the Rocks – Gibraltar und England

Tag 3: Mon­tag, 10. Juni 2019
On the top of the Rock – Gibraltar

„Well, Gibral­tar is a place which you eit­her love or hate. I quite like it. It’s a rock, that is essen­ti­al­ly what it is. It’s a Bri­tish colo­ny.” – Nigel Short

Heu­te ist er da, der Tag, an dem ich „The Rock” erklim­men will, den Fel­sen von Gibral­tar. Okay, das mit dem Erklim­men star­tet ein biss­chen spä­ter, denn noch habe ich kei­ne Ahnung, auf was ich mich da ein­ge­las­sen habe. Erst ein­mal star­tet der Tag gemüt­lich mit einer Bus­fahrt zur Tal­sta­ti­on der Seil­bahn, die auf den berühm­ten Fel­sen führt. Dort hat sich noch nicht mal die Son­ne über den Rand des gewal­ti­gen Fel­sen gescho­ben, sodass die Sta­ti­on noch völ­lig im Schat­ten liegt.

Von hier soll es nun also nach oben gehen. Was ich noch nicht ahne, ganz oben ist man dann noch lan­ge nicht. Aber egal, zuerst kau­fe ich ein Ticket und dann heißt es war­ten, denn in die klei­nen Gon­deln pas­sen immer nur rund ein Dut­zend Leu­te. Und heu­te sind zwei Kreuz­fahrt­schif­fe im Hafen. Ich bin zwar noch recht zei­tig dran, aber rund fünf­zig Per­so­nen haben es auf jeden Fall vor mir in die Schlan­ge geschafft, die hin­ter mir rapi­de anwächst. Das aber soll mir egal sein.

Durch die Tal­sta­ti­on win­det sich die Schlan­ge nun über eine Trep­pe in den ersten Stock und dann zum eigent­li­chen Ein­stieg. Hier wird von den Mit­ar­bei­tern in Grup­pen ein­ge­teilt, ein­mal rechts und ein­mal links. Der Aus­stieg ist dann in der Mit­te, aber so früh am Mor­gen hält sich das in Gren­zen. Da wol­len die mei­sten Men­schen rauf, nicht run­ter. Und da kommt sie auch schon, mei­ne Gondel.

Das Ein­stei­gen geht dann ganz schnell und ich kann sogar einen Platz am Fen­ster ergat­tern, denn wirk­lich viel Platz ist hier lei­der nicht. Dazu sind die Schei­ben ordent­lich zer­kratz, was das Foto­gra­fie­ren nicht gera­de erleichtert.

Ein paar Schnapp­schüs­se gelin­gen mir aber doch, denn der Blick durch die Sei­ten­schei­be ist etwas bes­ser. So habe ich einen schö­nen Blick über Gibral­tar bis hin­über zur spa­ni­schen Küste.

Dann ist die Fahrt auch schon wie­der vor­bei. Ich habe die Berg­sta­ti­on erreicht. Hier steppt ziem­lich der Bär, es gibt einen Shop, ein Café und meh­re­re Aus­sichts­ter­ras­sen, von denen ich zuerst aber nur einen Blick auf die Seil­bahn selbst habe.

Ein Stück wei­ter erah­ne ich dann, dass das hier wohl ein biss­chen län­ger dau­ern wird, denn der Fel­sen ist viel grö­ßer, als es auf den ersten Blick erscheint und dort zur Spit­ze will ich schließ­lich noch hin.

Ganz schön tief run­ter geht es auch. Immer­hin 426 Meter hoch ist der Fel­sen, der aus Kalk­stein besteht und einen gro­ßen Teil des bri­ti­schen Über­see­ge­bie­tes einnimmt.

Bevor ich aber los­lau­fe, kom­me ich schon mit den Ein­hei­mi­schen hier oben in Berüh­rung, den Ber­ber­af­fen. Rund 250 Tie­re bevöl­kern den Fel­sen und sind die ein­zi­gen frei leben­den Affen in Europa.

Bevor ich mich aber wei­ter den Affen wid­me, sto­ße ich auf die Trep­pe, die auf den Fel­sen führt. Die Medi­ter­ra­ne­an Steps wur­den eigent­lich vom bri­ti­schen Mili­tär erbaut, damit die ein­zel­nen Ver­tei­di­gungs­stel­lun­gen am Fel­sen erreicht wer­den konn­ten. Der stei­le Weg führt in der Nähe der Seil­bahn nach oben, aber das war mir dann doch etwas zu beschwer­lich. Eine wei­te­re Trep­pe befin­det sich etwas mehr süd­lich. Sie führt auf einer Mau­er ent­lang, die Kai­ser Karl V. um 1552 in der Mit­te der Halb­in­sel errich­ten ließ.

Ich begin­ne mei­nen Rund­gang auf dem Fel­sen und ent­schlie­ße mich ziem­lich schnell dazu, dass ich nach unten lau­fen wer­de. Jetzt wen­de ich mich aber erst ein­mal wie­der den Affen zu. Am Anfang sehe ich nur ver­ein­zelt ein Tier. Ist auch kein Wun­der, wenn da stän­dig ein Dut­zend Foto­gra­fen um sie her­um stehen.

Voll ist es hier oben auch und ich ver­ste­he bald war­um. Die Kreuz­fahrt­tou­ri­sten kom­men größ­ten­teils gar nicht mit der Seil­bahn, son­dern wer­den mit dem Mini­bus her­ge­fah­ren. Wäh­rend nor­ma­le Autos nicht auf den Fel­sen dür­fen, kön­nen die­se klei­nen Bus­se sowie Taxis die enge Stra­ße nut­zen. Und das tun sie ziem­lich rabi­at. Sie neh­men weder auf Fuß­gän­ger wie mich noch auf die Affen irgend­wie Rücksicht.

Momen­tan habe ich aber kei­ne Wahl und muss der Stra­ße fol­gen, denn nur so kom­me ich hier vor­an. Unter­wegs gibt es eine klei­ne Platt­form mit Glas­bo­den, die aber so unspek­ta­ku­lär ist, dass ich nicht mal ein brauch­ba­res Foto mache. Noch habe ich ja kei­ne Ahnung, dass die Mini­bus­se die schön­sten Orte der Tour nie errei­chen wer­den. Dort­hin geht es nur per Pedes und ist eine schweiß­trei­ben­de Herausforderung.

An einer Bie­gung der Stra­ße befin­det sich der Ein­gang zur St. Micha­els Cave, einer der Höh­len des Fel­sens. Hier steppt der­ma­ßen der Bär, dass ich nicht mal ein Foto vom Ein­gang mache. Ich muss viel­mehr auf­pas­sen, nicht über­fah­ren oder zur Sei­te geschubst zu wer­den. Die Höh­le selbst ist dann schon inter­es­sant, durch die etwas gewöh­nungs­be­dürf­ti­ge Aus­leuch­tung und die gan­zen Besu­cher aber schlecht im Foto festzuhalten.

Dass hier so viel los ist, ist auch kein Wun­der, denn rund eine Mil­li­on Men­schen besu­chen die Höh­le pro Jahr. Von den 150 Höh­len im Fel­sen ist sie am leich­te­sten zu erreichen.

Nach­dem ich die Höh­le ver­las­sen habe, bin ich dann aber ziem­lich schnell wie­der allein unter­wegs. Der Groß­teil der Besu­cher scheint sich ent­we­der nur rund um die Berg­sta­ti­on auf­zu­hal­ten oder die geführ­te Mini­bus­tour zu machen. Die Bus­se ver­schwin­den dann ziem­lich schnell aus mei­nem Blick­feld, denn hin­ter einer Kur­ve führt eine Stra­ße ins Tal. Ich aber fol­ge dem Weg wei­ter, der an der Fels­wand ent­lang ver­läuft und errei­che hier einen Punkt, an dem das bri­ti­sche Königs­paar einst stand.

Eine Wei­le geht der Weg nun ziem­lich steil berg­ab, was ganz schön auf die Knie geht.

An einem Abzweig sehe ich einen Hin­weis auf die Wind­sor Sus­pen­si­on Bridge. Das ist die Hän­ge­brücke, die ich gestern von der Bus­sta­ti­on aus gese­hen habe. Das will ich mir auf jeden Fall aus der Nähe anschau­en. Nur weni­ge Schrit­te spä­ter ste­he ich an der Hay­nes Cave Bat­tery, einer alten Mili­tär­stel­lung, an einem Ende der Brücke.

Die 71 Meter lan­ge Brücke, die über eine 50 Meter tie­fe Schlucht führt, ist noch ziem­lich neu. Erst am 21. Juni 2016 wur­de sie eröff­net. Wer sich nicht hin­über traut, kann übri­gens den Weg an der Fels­wand ent­lang neh­men, ich aber neh­me zuerst die Brücke.

Auf der Brücke ist dann schon ein leich­tes Schwan­ken zu spü­ren. Die Brücke ist in stän­di­ger Bewe­gung. Angst braucht aber trotz­dem nie­mand zu haben, denn die Ver­an­ke­run­gen rei­chen über zwölf Meter tief in den Felsen.

Mir macht es rie­si­gen Spaß über die Brücke zu lau­fen, aber mit Höhen­angst soll­te man das lie­ber las­sen und statt­des­sen den alten Wan­der­weg nutzen.

Weni­ge Meter wei­ter ist es dann geschafft. Ich habe die Brücke überquert.

Da ich die Brücke aber auch noch über der Schlucht foto­gra­fie­ren will, lau­fe ich über den alten Wan­der­weg, der sich dicht an der Fels­wand ent­lang schmiegt, noch ein­mal zurück.

Zum Abschluss lau­fe ich dann noch ein zwei­tes Mal über die Brücke, denn ich muss ja in die ande­re Rich­tung weiter.

Nur ein kur­zes Stück wei­ter kann ich jene Stra­ße ent­decken, von der ich gestern die Brücke gese­hen habe und auch der Bota­ni­sche Gar­ten ist schön zu erkennen.

Weni­ge Minu­ten spä­ter ste­he ich an der Mit­tel­sta­ti­on der Seil­bahn. Eigent­lich könn­te man hier ein- oder aus­stei­gen, wenn man nur ein Stück­chen des Weges gehen will. Jedoch wird hier nur zwi­schen Mai und Okto­ber gehal­ten. Da bin ich wohl zu früh dran.

Einen schö­nen Blick auf die Tal­sta­ti­on habe ich aber trotz­dem noch. Dies­mal ohne zer­kratz­te Schei­be dazwischen.

In der Luft sehe ich eine Easy­jet Maschi­ne, die gera­de gestar­tet ist und hof­fe, dass das bei mei­nem Abflug auch so klappt. Einen Sitz­platz auf der lin­ken Sei­te habe ich schon reser­viert. Nun muss nur noch die Start­rich­tung stimmen.

In die Luft geht es heu­te aber nicht, dafür aber die alte Stra­ße ent­lang. Nach einer Wei­le auch mal wie­der ziem­lich berg­ab zu einem Ort, der sich Apes Den nennt.

Apro­pos Affen, momen­tan bin ich ziem­lich ent­täuscht, dass ich nur ein paar ver­ein­zel­te Tie­re gese­hen habe, die schnell wie­der ver­schwun­den sind. Ver­den­ken konn­te ich es ihnen aber bis­her nicht. Trotz­dem wür­de ich natür­lich ger­ne noch wel­che sehen. Doch irgend­wie scheint das nicht rich­tig zu klap­pen. Es huschen zwar immer mal wie­der wel­che durchs Gebüsch, aber zum Foto­gra­fie­ren geht das viel zu schnell.

Als ich das nörd­li­che Ende des Fel­sens errei­che, wer­de ich dafür erst ein­mal mit einem tol­len Blick auf den Flug­ha­fen ent­lohnt. Schön zu sehen sind die Start- und Lan­de­bahn und natür­lich die Stra­ße, die mit­ten über sel­bi­ge führt.

Auch das Ter­mi­nal und sogar mein Hotel mit dem dahin­ter lie­gen­den Fried­hof sind gut von hier oben zu erkennen.

Für mich heißt es nun noch ein­mal einen Anstieg zu über­win­den, denn ich will zu den Siege-​Tunnels, den Bela­ge­rungs­tun­neln. Gibral­tar wur­de immer wie­der bela­gert, doch seit dem Mit­tel­al­ter ist die Halb­in­sel nie wie­der ein­ge­nom­men wor­den. Sie galt als unbesiegbar.

Das gewal­ti­ge Tun­nel­sy­stem am Nor­den­de des Fel­sen wur­de wäh­rend der gro­ßen Bela­ge­rung von Gibral­tar 1779 bis 1783 erbaut. Es war der letz­te gro­ße Ver­such, Gibral­tar ein­zu­neh­men, das 1713 im Frie­den von Utrecht an Groß­bri­tan­ni­en fiel und das König­reich seit­dem auch zur Welt­macht im Mit­tel­meer erhob.

In den Tun­neln waren aber nicht nur rund 5400 Sol­da­ten und Infan­te­ri­sten unter­ge­bracht, auf dem Fel­sen leb­ten dazu 1500 Frau­en und Kin­der sowie 3200 wei­te­re Bür­ger, die wäh­rend der Bela­ge­rung ihre Häu­ser ver­las­sen muss­ten. Die gan­ze Anla­ge stand unter dem Kom­man­do von Geor­ge Augu­stus Eli­ot, 1. Baron Heathfield.

Ohne Ver­lu­ste ging die Bela­ge­rung aber den­noch nicht zu Ende. Wäh­rend nur 333 Sol­da­ten die Kampf­hand­lun­gen mit ihrem Leben bezahl­ten, star­ben mehr als ein­tau­send an der Skor­but. Dazu kamen zahl­rei­che Opfer unter den Zivi­li­sten, die durch Seu­chen her­vor­ge­ru­fen wurden.

Sehr beein­druckend sind die gro­ßen Kano­nen, die in den Tun­neln zu sehen sind. Man kann sich kaum vor­stel­len, wel­cher Kraft­akt damals nötig war, um sie hier zu positionieren.

Ich fol­ge dem Tun­nel­sy­stem tief in den Fel­sen hin­ein. Immer wie­der zwei­gen Kam­mern ab, die manch­mal auch einen Blick nach drau­ßen erlau­ben. In eini­gen gibt es klei­ne Aus­stel­lun­gen zum Bau der Tun­nel und der Belagerung.

Die größ­te Über­ra­schung aber erle­be ich, als ich aus dem Tun­nel wie­der ins Tages­licht tre­te. Hier auf der Aus­sichts­ter­ras­se tum­meln sich plötz­lich meh­re­re Ber­ber­af­fen, von denen eini­ge wirk­lich für Fotos zu posie­ren scheinen.

Und das Beste, ich habe sie eine gan­ze Wei­le für mich allein. So kann ich die Affen in Ruhe beob­ach­ten und von mir füh­len sie sich auch nicht gestört, da ich ihnen weder auf den Pelz rücke, noch dau­ernd ver­su­che Sel­fies mit ihnen zu machen.

Ein eng­li­sches Sprich­wort sagt: „Wenn die Affen den Fel­sen ver­las­sen, dann fällt Gibral­tar.”. Und so wer­den die Affen hier gehegt und gepflegt. Fast das gesam­te Gebiet steht heu­te unter Natur­schutz und die Affen sind eben­falls geschützt.

Plötz­lich erscheint ein abso­lu­tes High­light. Eine Affen­ma­ma mit ihrem Jun­gen. Das ist sowas von nied­lich zu beobachten.

Woher die Affen kom­men und war­um sie hier leben, ist übri­gens bis heu­te nicht abschlie­ßend geklärt. Eine Theo­rie besagt, dass sie ein Über­bleib­sel aus der Urzeit der Erde sind, als die Kon­ti­nen­te noch zusam­men­hin­gen, eine ande­re behaup­tet, dass sie wäh­rend der ara­bi­schen Herr­schaft in Spa­ni­en zwi­schen 711 und 1492 ein­ge­führt wur­den. Wie auch immer, fest steht, dass sie außer dem Men­schen, die ein­zi­ge frei leben­den Pri­ma­ten­art in Euro­pa sind.

Irgend­wann muss ich mich dann aber doch los­rei­ßen und wei­ter­lau­fen. Den Weg, den ich zuvor hin­auf gekom­men bin, muss ich nun wie­der hin­un­ter. Das ist zwar weni­ger anstren­gend, geht aber noch­mal ganz schön auf die Knie.

Zurück an der Ver­tei­di­gungs­stel­lung den­ke ich noch, dass ich den Abstieg ja nun bald geschafft haben muss und genie­ße ein wenig die Aussicht.

Doch wie sehr soll ich mich täu­schen, denn das steil­ste Stück liegt erst noch vor mir. Nun geht es rich­tig steil nach unten.

Unter­wegs gibt es aber immer mal wie­der Grund zum Ver­schnau­fen. Mein erster Stopp ist an einer klei­nen Frei­luft­aus­stel­lung, in der das Leben der Men­schen wäh­rend der Bela­ge­rung näher beleuch­tet wird. Hier geht es nicht um die Sol­da­ten, son­dern die Bür­ger, die sich am Fel­sen durch­schla­gen mussten.

In ein­zel­nen Bil­dern wer­den die Geschich­ten derer wie­der leben­dig, die hier leb­ten, lit­ten und auch star­ben. Es war kein Zucker­schlecken die Bela­ge­rung des Fel­sens hier durchzustehen.

Ein wei­te­res Stück Geschich­te ent­decke ich eine Weg­bie­gung wei­ter, den gro­ßen Zaun oder bes­ser gesagt einen kläg­li­chen Rest davon. Der Zaun wur­de ab 1907 errich­tet, um die Spit­ze des Fel­sens zu schüt­zen. Und Schutz bot er, aber nicht nur gegen Ein­dring­lin­ge, die auf das Mili­tär­ge­län­de woll­ten, son­dern auch gegen die über­all gra­sen­den Zie­gen, die einen gro­ßen Teil der natür­li­chen Vege­ta­ti­on an den unte­ren Hän­gen zerstörten.

Sehr viel älter ist hin­ge­gen der näch­ste Ort, den ich besu­che, das Moo­rish Cast­le. Schon gestern, als ich in die Stadt gelau­fen bin, ist mir der mäch­ti­ge Turm auf­ge­fal­len, der zu einer mit­tel­al­ter­li­chen Burg­an­la­ge gehört. Bis 2010 war hier sogar das Gefäng­nis von Gibral­tar unter­ge­bracht, heu­te kann ich die Anla­ge besichtigen.

Der Zugang zum Moo­rish Cast­le, der mau­ri­schen Burg, erfolgt durch ein klei­nes Tor­haus, das in einen Gar­ten mün­det, der auf den Mau­ern ange­legt wurde.

Über eine schma­le, stei­ner­ne Brücke geht es dann wei­ter zum Burg­turm. Mehr als 700 Jah­re herrsch­ten die Mau­ren über gro­ße Tei­le der ibe­ri­schen Halb­in­sel und began­nen hier auch Ver­tei­di­gungs­an­la­gen und Bur­gen zu bau­en. Die­se Anla­ge wur­de ver­mut­lich bereits im 8. Jahr­hun­dert begon­nen und immer wei­ter aus­ge­baut. Was heu­te von der Burg zu sehen ist, wur­de jedoch in der zwei­ten Pha­se der mau­ri­schen Besied­lung wie­der auf­ge­baut und datiert wahr­schein­lich aus dem 14. Jahrhundert.

Im Inne­ren des Burg­turms ist es dun­kel und kühl. Er bie­tet eine will­kom­me­ne Erho­lung von der glei­ßen­den Son­ne und dem anstren­gen­den Marsch den Fel­sen hinunter.

Ganz ohne Anstren­gung geht es aber auch hier nicht, denn wenn ich die Aus­sicht vom Dach genie­ßen will, muss ich erst ein­mal Trep­pen steigen.

Oben ange­kom­men, ste­he ich auf einer gro­ßen Außen­ter­ras­se, von der sich ein wun­der­ba­rer Rund­um­blick erstreckt.

So kann ich über die Dächer der dicht besie­del­ten Stadt schau­en und eines der Kreuz­fahrt­schif­fe dabei beob­ach­ten, wie es den Hafen verlässt.

Von oben ent­decke ich außer­dem wei­te­re Tei­le der Burg­an­la­ge, die teil­wei­se bis zwi­schen die Wohn­häu­ser reichen.

Dann geht es die gan­zen Stu­fen, die ich zuvor hin­auf­ge­stie­gen bin, wie­der hinunter.

Zum Abschied wer­fe ich noch einen letz­ten Blick zurück auf den stol­zen Burgturm, …

… bevor ich mei­nen Weg ins Tal fort­set­ze. Zum Glück muss ich nicht ganz nach unten lau­fen, denn irgend­wann lan­de ich in einem Wohn­ge­biet an einem der unte­ren Hän­ge und von hier fährt auch ein Bus. Der lässt zwar zunächst etwas auf sich war­ten, doch dann bringt er mich zuver­läs­sig wie­der ins Zen­trum. Dort blei­be ich aber nicht, son­dern neh­me gleich den näch­sten Bus, der mich nun zur Napier of Mag­da­le­na Bat­tery an der Küste bringt.

Im Jahr 1884 wur­de die­se Küsten­ver­tei­di­gung errich­tet, deren größ­te Attrak­ti­on eine Armstrong-​100-​Tonnen-​Kanone ist, von denen nur noch zwei welt­weit exi­stie­ren. Die zwei­te steht noch heu­te auf Malta.

Der ein­zi­ge Grund, war­um die Kano­ne heu­te noch an Ort und Stel­le ist, ist übri­gens ihr Gewicht. Es war so schwie­rig und teu­er die Anla­ge wie­der abzu­bau­en, dass man es ein­fach sein ließ. Lan­ge Zeit rot­te­te die Kano­ne so vor sich hin, bevor sie restau­riert und Tou­ri­sten zugäng­lich gemacht wurde.

Von der Kano­ne kann ich, dank des guten Wet­ters, auch heu­te wie­der bis nach Afri­ka sehen.

Die Leu­te, die hier neben­an woh­nen, haben die­sen tol­len Aus­blick übri­gens auch.

In der Fer­ne kann ich dazu noch die Par­sons Bat­tery erken­nen, die heu­te eben­falls nicht mehr in Betrieb ist, aber als For­schungs­zen­trum des Gibral­tar Muse­ums genutzt wird.

Zurück an der Bus­hal­te­stel­le muss ich wie­der eine Wei­le war­ten. Als dann ein Bus in süd­li­che Rich­tung kommt, stei­ge ich kur­zer­hand ein und fah­re noch ein­mal zum Euro­pa Point.

Lan­ge blei­be ich aber nicht und neh­me den näch­sten Bus zurück in die Stadt, um anschlie­ßend in Rich­tung Hotel auf­zu­bre­chen. Vor­her möch­te ich aber noch kurz in den gro­ßen Super­markt an der Gren­ze, um mir ein paar Klei­nig­kei­ten zu kau­fen. Da es auch dort eine Hal­te­stel­le gibt, über­que­re ich den Flug­ha­fen dies­mal mit dem Bus. Zurück geht es dann aber wie­der zu Fuß und das ist genau­so span­nend wie beim ersten Mal oder sogar noch span­nen­der, denn dies­mal wer­de ich Zeu­ge einer Lan­dung. Als ich aus dem Laden kom­me, ist die Schran­ke erst ein­mal zu.

Dann kommt ein Putz­fahr­zeug, das die Lan­de­bahn rei­nigt, damit kei­ne Tei­le, die Fuß­gän­ger oder Autos ver­lo­ren haben, die Flug­zeu­ge beschä­di­gen können.

Nur Minu­ten spä­ter lan­det schließ­lich eine Easy­Jet Maschi­ne und rollt mit­ten über die Straße.

Und das sogar gleich zwei­mal, denn nach der Lan­dung wen­det die Maschi­ne und rollt dann zurück zum Terminal.

Einen Moment spä­ter sind Stra­ße und Geh­weg bereits wie­der freigegeben.

So mache auch ich mich auf den Weg zurück ins Hotel und kom­me dabei noch am offi­zi­el­len Begrü­ßungs­schild von Gibral­tar vor­bei. Für mich ist es aber eher ein Abschied.

Zurück im Hotel kann ich die vor­hin gelan­de­te Easy­Jet Maschi­ne dabei beob­ach­ten, wie sie sich wie­der auf den Start vor­be­rei­tet und Gibral­tar in Rich­tung Groß­bri­tan­ni­en verlässt.

Ich aber beschäf­ti­ge mich noch ein biss­chen mit mei­nem Gepäck, denn mor­gen muss ich Gibral­tar bereits wie­der ver­las­sen und dafür muss wie­der alles ordent­lich ver­staut sein.

Mei­len: —
Wet­ter: son­nig, 18–25 Grad
Hotel: Holi­day Inn Express, Gibraltar

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