Cross Country – Frühling in Schottland

Tag 1 – Frei­tag, 25. Mai 2018
Busi­ness as usu­al – Ber­lin nach Cambridge

„Be Eng­land what she will, With all her faults she is my coun­try still.” – Charles Churchill

Mei­ne Rei­se beginnt, wie fast immer, am Flug­ha­fen Tegel. Ein­ge­checkt habe ich schon über die Bri­tish Air­ways App und so muss ich nur noch mei­nen Kof­fer am Schal­ter abgeben.

Dies­mal bleibt auch kei­ne Zeit, um die Bri­tish Air­ways Ter­races Lounge zu besu­chen, denn ich gehe gleich durch die Sicher­heits­kon­trol­le, um pünkt­lich am Gate zu sein.

Am Gate war­tet schon die Embraer 190 der Bri­tish Air­ways Toch­ter City Fly­er, die mich heu­te nach Lon­don City brin­gen soll.

Pünkt­lich beginnt der Ein­stieg. Als Pas­sa­gier der Club Euro­pe, wie die Air­line ihre Busi­ness Class nennt, darf ich zuerst ein­stei­gen. Auch bei Bri­tish Air­ways unter­schei­den sich die Sit­ze im inner­eu­ro­päi­schen Betrieb nicht von denen der Eco­no­my Class. Bei der 2–2 Bestuh­lung kann es sogar pas­sie­ren, dass man einen Sitz­nach­barn bekommt. Ich aber habe Glück und die Rei­he für mich allein.

Durch das Fen­ster kann ich beob­ach­ten, wie das Gepäck ver­la­den wird. Auch mein Kof­fer ist dabei. So kann ich sicher sein, ihn in Lon­don wie­der in Emp­fang zu nehmen.

Fast pünkt­lich rol­len wir zur Startbahn.

Es geht etwas spä­ter los, da in Lon­don schlech­tes Wet­ter herr­schen soll. Hier in Ber­lin aber strahlt die Son­ne vom wol­ken­lo­sen Him­mel und so gibt es schon beim Start schö­ne Aus­blicke. Heu­te wird in Rich­tung Osten gestartet.

Als Näch­stes ist die Ber­li­ner Innen­stadt zu sehen. Sogar den Fern­seh­turm kann ich entdecken.

Wir flie­gen nun eine Links­kur­ve, um Kurs auf Lon­don zu neh­men und ich kann tat­säch­lich mei­nen Hei­mat­ort unter uns erkennen.

Die Crew ver­teilt der­weil war­me Tücher, bevor der Ser­vice beginnt.

Zuerst gibt es Geträn­ke. Ich wäh­le einen Tee sowie Apfelsaft.

Danach wird das Früh­stück ser­viert. Ich ent­schei­de mich für das Full Eng­lish Break­fast, das sehr gut schmeckt. Nur der Toast ist etwas trocken und hart. Das Bröt­chen ist da defi­ni­tiv die bes­se­re Wahl.

Wäh­rend des Flu­ges zie­hen lei­der immer mehr Wol­ken auf, sodass aus dem Fen­ster bald nichts mehr zu sehen ist.

Auch vom Lan­de­an­flug bekom­me ich kaum etwas mit, denn Lon­don ver­steckt sich hin­ter dicken Regen­wol­ken. Erst kurz vor der Lan­dung sind Tei­le der Dock­lands zu sehen.

Schließ­lich lan­den wir pünkt­lich auf dem Lon­do­ner City Airport.

Wie gewohnt, dreht sich die Maschi­ne vor dem Ter­mi­nal, bevor über bei­de Türen aus­ge­stie­gen wird. Zum Glück reg­net es nicht, denn der Weg in den Ter­mi­nal fin­det unter frei­em Him­mel statt.

Nur ein kur­zer Weg ist es dann bis zu den E‑Gates, an denen ich auto­ma­tisch ein­rei­sen kann, dann ste­he ich auch schon in der Gepäck­hal­le. Hier gibt es nur zwei Gepäck­bän­der, sodass ich nicht lan­ge suchen muss, wo mein Gepäck ankom­men wird.

Wäh­rend ich schon öfter auf dem Lon­don City Air­port gewe­sen bin, habe ich hier bis­her noch nie ein Auto gemie­tet. So schaue ich mich erst ein­mal nach dem Büro von Hertz um. Das liegt außer­halb der Haupt­hal­le im Ter­mi­nal­ge­bäu­de. Hier erle­di­ge ich den Papier­kram (der hier auf einem Tablet erle­digt wird) und wer­de dann zum Park­platz geschickt. In einer Rei­he von rund zehn Fahr­zeu­gen, fin­de ich dann auch den mir zu gewie­se­nen Miet­wa­gen, einen Toyo­ta CR‑H.

Mit dem Auto mache ich mich sofort auf den Weg aus der Stadt her­aus, denn auf der Wetter-​App habe ich gese­hen, dass es süd­lich von Lon­don zumin­dest trocken sein soll. Mein erstes Ziel – Mount Ephra­im Gar­dens in Kent.

Mount Ephra­im ist schon ein altes Anwe­sen. Bereits seit 1695 lebt hier die Fami­lie Dawes. Gro­ße Umbau­ten wur­den 1878 und 1913 durch­ge­führt und der mehr als 300 Hekt­ar gro­ße Gar­ten ursprüng­lich im 19. Jahr­hun­dert angelegt.

Beson­ders wäh­rend der zwei Welt­krie­ge wur­de das Grund­stück jedoch ver­nach­läs­sigt, denn damals gab es kaum Gärt­ner, da alle Men­schen ander­wei­tig gebraucht wur­den. So began­nen Mary und Bill Dawes in den 1950er Jah­ren den Gar­ten zu restau­rie­ren und Mary küm­mer­te sich bis zu ihrem Tod im Jahr 2009 per­sön­lich um das Anwe­sen. Damals war sie 93 Jah­re alt. Heu­te pfle­gen ihre Nach­kom­men Mount Ephra­im Gar­den und öff­nen den Park für Besucher.

So mache ich mich auf den Weg, den wun­der­schö­nen Gar­ten zu erkun­den. Mount Ephra­im gehört zum HHA, sodass ich mit mei­ner Mit­glied­schaft Ein­tritt erlan­ge. Am Ein­gang erhal­te ich eine Kar­te, die einen Rund­weg zu den schön­sten Stel­len der Anla­ge ausweist.

So gelan­ge ich auch in den Stein­gar­ten, der rund um ein klei­nes Gewäs­ser ange­legt und mit japa­ni­schen Ele­men­ten ver­ziert wurde.

Der Weg hält immer wie­der Über­ra­schun­gen bereit, sei­en es Rho­do­den­dron­bü­sche oder ver­wun­sche­ne Wege unter tief hän­gen­den Bäu­men. Das recht trü­be Wet­ter kann die Pracht des Gar­tens nicht schmälern.

Irgend­wann errei­che ich das Wohn­haus, das aller­dings nicht zur Besich­ti­gung offen steht. Noch heu­te ist hier die Fami­lie Dawes zu Hause.

Zum Anwe­sen gehört auch ein schö­ner Gar­ten mit Topi­a­ry. Die Büsche hier sind in der Form von Tie­ren und Fan­ta­sie­ge­bil­den geschnitten.

Wäre es nicht so feucht gewe­sen, wäre ich sicher noch etwas län­ger geblie­ben und hät­te mich viel­leicht an einen der Tisch im Tea Room gesetzt. Doch so ist es mir dann doch zu unge­müt­lich und ich fah­re irgend­wann wei­ter. Mein näch­stes Ziel ist nicht weit ent­fernt. Schon nach kur­zer Fahrt errei­che ich God­in­ton Hou­se and Gar­dens, das eben­falls zum HHA gehört.

God­in­ton war für lan­ge Zeit ein Pri­vat­haus. Von 1440 bis 1895 gehör­te das Anwe­sen der Fami­lie Toke, die hier um eine mit­tel­al­ter­li­che Hal­le ein Her­ren­haus im Jako­bi­ni­schen Stil errich­ten ließ, das die damals typi­schen hol­län­di­schen Gie­bel aufweist.

Im 20. Jahr­hun­dert gelang­te das Haus in die Hän­de der Fami­lie Wyndham-​Green und im Jahr 1991 grün­de­te der letz­te Besit­zer, Major Alan Wyndham-​Green, den God­in­ton Hou­se Pre­ser­va­ti­on Trust, der das Haus seit sei­nem Tod 1996 ver­wal­tet und für Besu­cher öffnet.

Da das Wet­ter immer noch recht trü­be ist, ent­schei­de ich mich dazu, zuerst das Haus anzu­schau­en. Lei­der herrscht hier mal wie­der Foto­ver­bot, sodass ich kei­ne Bil­der zei­gen kann. Aller­dings sind eini­ge Auf­nah­men auf der Home­page zu fin­den.

Tat­säch­lich zahlt sich mei­ne Pla­nung aus und nach­dem ich wie­der in den Gar­ten kom­me, zeigt sich ein wenig die Son­ne. So macht es schon mehr Spaß, das Anwe­sen zu erkunden.

Knapp fünf Hekt­ar groß ist der Gar­ten, der in sei­ner heu­ti­gen Form im Jahr 1898 ange­legt wur­de. Dazu gehört auch ein schö­ner ita­lie­ni­scher Garten.

Was zu jedem alten Her­ren­haus gehört, ist der Wal­led Gar­den, in dem die Nutz­pflan­zen zu fin­den waren, um sie vor dem manch­mal rau­en Kli­ma zu schüt­zen. Vie­le die­ser Gär­ten erfül­len heu­te nicht mehr die­se Bestim­mung, doch in God­in­ton fin­de ich noch immer Bee­te mit Gemü­se sowie ver­schie­de­ne Obstbäume.

Nach die­sem schö­nen Besuch habe ich noch ein gan­zes Stück Fahrt vor mir, denn eigent­lich war ja geplant, sofort vom Flug­ha­fen nach Nor­den zu fah­ren. Da es dort aber den gan­zen Tag reg­ne­te, bin ich lie­ber in Kent gewe­sen. Jetzt aber will ich zurück auf mei­ne ursprüng­li­che Rou­te und so geht es vor­bei an Lon­don bis fast nach Cam­bridge. Mein Hotel für heu­te Nacht ist das Hun­ting­don Mar­riott in der Nähe der Uni­ver­si­täts­stadt, wo ich eini­ge Besich­ti­gun­gen geplant habe.

Als ich heu­te Abend das Wet­ter checke, stel­le ich fest, dass es im Süden Eng­lands jeden Tag schlech­ter wer­den soll, wäh­rend im Nor­den der Insel strah­len­der Son­nen­schein herrscht. So tref­fe ich spon­tan einen fol­gen­schwe­ren Ent­schluss – ich wer­de die gesam­te Rei­se umwer­fen. Ich stor­nie­re fast alle reser­vier­ten Hotels und buche neue, denn statt im Süden zu blei­ben, wer­de ich nach Schott­land fahren.

Mei­len: 188
Wet­ter: stark bewölkt, 15–20 Grad
Hotel: Hun­ting­don Mar­riott Hotel

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