Boldt Castle, Heart Island, Alexandria Bay, New York

Spu­ken soll es hier auf Heart Island und seit dem Tod der Ehe­frau des Besit­zers hat auch kein Mensch je wie­der die Nacht auf der Insel ver­bracht. Lan­ge Jah­re ver­fie­len das schö­ne Her­ren­haus und die zahl­rei­chen Neben­ge­bäu­de sogar und wur­den von Van­da­len heim­ge­sucht. Heu­te aber kom­men, zumin­dest am Tag, wie­der Besu­cher auf die klei­ne Insel mit­ten im Sankt Lorenz Strom.

Erreicht wer­den kann Heart Island nur per Boot, doch sowohl von ame­ri­ka­ni­scher als auch kana­di­scher Sei­te bie­ten ver­schie­de­ne Anbie­ter wäh­rend der Sai­son Tou­ren an. Nur zehn Minu­ten dau­ert die Fahrt von Alex­an­dria Bay oder man ver­bin­det den Besuch mit einer Rund­fahrt durch die Thou­sand Islands.

Am Anle­ger erst ein­mal ein selt­sa­mes Bild. Hier steht eine Sta­ti­on der US Ein­rei­se. Wer die Tour von Kana­da aus bucht, der muss hier näm­lich wie­der in die USA ein­rei­sen. Das soll­te man als Aus­län­der schon beden­ken, wenn man Heart Island besu­chen will.

Die Insel gegen­über gehört übri­gens auch noch zu den USA. Das ist Wel­les­ley Island. Die Gren­ze ver­läuft erst dahin­ter im St. Lorenz Strom. Zu sehen ist von hier auch das Boots­haus von Boldt Cast­le, das eben­falls besich­tigt wer­den kann.

Beim Betre­ten von Heart Island muss Ein­tritt für Boldt Cast­le bezahlt wer­den, denn der ist in kei­ner Tour enthalten.

Boldt Cast­le ist heu­te nicht mehr in pri­va­ter Hand. Bereits seit 1978 gehört es der Thou­sand Islands Bridge Aut­ho­ri­ty, die nicht nur die Brücke betreibt, son­dern eben auch die­se Touristenattraktion.

Erbaut wur­de das Haus von 1900 bis 1904 für Geor­ge C. Boldt, der es sei­ner gelieb­ten Frau schen­ken woll­te. Als die­se 1904 über­ra­schend ver­starb, stopp­te er sämt­li­che Arbei­ten und kehr­te der Insel mit gebro­che­nem Her­zen den Rücken. Seit jenem Tag bis ins Jahr 1978 stand das unfer­ti­ge Haus auf der Insel und ver­fiel. Auch Van­da­len bra­chen immer wie­der ein und beschmier­ten die Wän­de. Heu­te ist davon nur noch wenig zu sehen. Viel­mehr kann man sich nach der Restau­rie­rung nun wie­der leb­haft vor­stel­len, wie Heart Island ein­mal aus­se­hen sollte.

Auf dem höch­sten Punkt der Insel steht das Haupt­haus, heu­te Boldt Cast­le nach sei­nem Erbau­er benannt. Es ist das größ­te Gebäu­de auf der Insel und soll­te als Wohn­haus dienen.

Das Haupt­haus ist den roman­ti­schen Bur­gen am Rhein zwi­schen Bonn und Koblenz nach­emp­fun­den und das ist kein Zufall, denn Geor­ge C. Boldt war deut­scher Aus­wan­de­rer. Betritt man das Erd­ge­schoss, glaubt man sich in einem fer­ti­gen Gebäu­de und tat­säch­lich konn­ten die unte­ren Eta­gen 1904 bereits bewohnt werden.

So histo­risch das Haus aus­sieht, so modern ist es doch, denn Mr. Boldt ließ alle tech­ni­schen Errun­gen­schaf­ten der dama­li­gen Zeit ein­bau­en. So gab es Elek­tri­zi­tät, einen Fahr­stuhl, flie­ßend Was­ser, ja sogar ein beheiz­tes Schwimm­bad befand sich im Kel­ler. Auch die­ses Ober­licht hat sei­ne ganz eige­ne Konstruktion.

Boldt Cast­le kann auf eige­ne Faust erkun­det werden.

Im ersten Ober­ge­schoss lagen die Pri­vat­räu­me der Fami­lie. Auch hier sind eini­ge schon kom­plett fer­tig­ge­stellt gewesen.

Geht man hin­ge­gen wei­ter und steigt in das zwei­te Ober­ge­schoss sieht man, dass der Bau nie voll­endet wur­de. Am Tag als Loui­se Boldt starb, ließ ihr Mann alle Arbei­ten ein­stel­len und genau­so ist das Haus auch erhal­ten. Es wur­de ledig­lich so viel reno­viert, dass eine Besich­ti­gung mög­lich ist.

Das sind übri­gens Geor­ge C. Boldt und sei­ne Frau Loui­se. Boldt wur­de 1854 auf der Insel Rügen gebo­ren und wan­der­te spä­ter in die USA aus. Er arbei­te­te sich im Hotel­busi­ness nach oben und war schließ­lich der Besit­zer des berühm­ten Waldorf-​Astoria Hotels in New York sowie der Bellevue-​Stratford Hotels.

Im ober­sten Stock­werk hat man dann einen beson­de­ren Blick auf die Kon­struk­ti­on des Ober­lich­tes im Trep­pen­haus und es gibt einen klei­nen Bal­kon, der schö­ne Blicke über die Gegend erlaubt.

Zu Boldt Cast­le gehört aber nicht nur das Haupt­haus. Auf der Insel wur­den auch zahl­rei­che Neben­ge­bäu­de errich­tet. Eines der wich­tig­sten ist das Gene­ra­to­ren­haus, das wie ein klei­nes Schloss im Was­ser thront. Zuvor kommt man durch den ita­lie­ni­schen Gar­ten. Hier wur­de extra Land auf­ge­schüt­tet, um die­se klei­ne Oase anzulegen.

Im Gar­ten steht auch der soge­nann­te Tau­ben­turm, das erste Neben­ge­bäu­de, das auf der Insel errich­tet wur­de. Der Tau­ben­turm hat sei­nen Namen von dem Tau­ben­schlag, der im obe­ren Teil des Turms unter­ge­bracht ist. Mr. Boldt lieb­te sel­te­ne Vögel und hat­te eine gan­ze Schar eige­ner Arten mit auf die Insel gebracht.

Vom Gar­ten hat man nicht nur schö­ne Aus­blicke auf den Fluss, auch das Sun­ken Rock Light ist von hier zu sehen.

Das Gene­ra­to­ren­haus ver­dankt sei­ne Exi­stenz der Tat­sa­che, dass Mr. Boldt unbe­dingt Strom auf der Insel haben woll­te. Also wur­den hier mit Koh­le beheiz­ba­re Kes­sel instal­liert, sodass man Elek­tri­zi­tät erzeu­gen konn­te. Die ent­ste­hen­de Wär­me wur­de gleich­zei­tig zum Behei­zen des Haupt­hau­ses genutzt. Auch der Bau­platz wur­de nicht zufäl­lig gewählt. Es steht am wei­te­sten weg vom Haus, damit Lärm und Abga­se nicht stören.

Zum Gene­ra­to­ren­haus gehört der höch­ste aller Tür­me auf der Insel. Er hat eine beleuch­te­te Turm­uhr mit Glocken­spiel und ist schon von wei­tem zu sehen, wäh­rend ande­re Tei­le der Insel hin­ter Bäu­men ver­bor­gen sind.

Durch den Gar­ten setzt sich die Insel­um­run­dung fort, denn es gibt noch wei­te­re Gebäu­de zu bestaunen.

Ein wei­te­res Neben­ge­bäu­de der Insel ist der soge­nann­te Alster­turm, der einer alten Befe­sti­gung an der Ham­bur­ger Alster nach­emp­fun­den sein soll. Das gan­ze Gebäu­de ist eine Art Spiel­haus für die Kin­der der Boldts. Lei­der wur­de es auch nie voll­endet, doch die Bow­ling­bahn ist auch heu­te noch gut zu erkennen.

Ganz am ande­ren Ende der Insel steht ein Tri­umph­bo­gen, der nach römi­schem Vor­bild gestal­tet wur­de und von drei Hir­schen gekrönt wird. Er war als Tor vom Was­ser aus gedacht und soll­te als Ein­gang für die Gäste die­nen, die mit dem Boot anreisten.

Schließ­lich lan­det man wie­der am Anle­ger, wo die Boo­te zum Fest­land able­gen. Und hier muss man sich spä­te­stens um 17 Uhr ein­fin­den, denn seit der Abrei­se von Mr. Boldt im Jahr 1904 hat nie wie­der jemand auf der Insel über­nach­tet. Auch alle Ange­stell­ten ver­las­sen Heart Island jeden Abend.

So bleibt auch mir dann nur ein letz­ter Blick zurück nach Heart Island und auch zum Boots­haus, das ich heu­te nicht mehr besu­chen konn­te. Es ist ein tol­les Gefühl hier gewe­sen zu sein und ein Geschenk, die Gegend bei solch groß­ar­ti­gem Wet­ter erle­ben zu können.

Boldt Cast­le
1 Heart Island, Alex­an­dria Bay, NY 13607
Mai – Mit­te Okto­ber: tgl. 10–17 Uhr
Ein­tritt $10 (2019) 

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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