The Road less traveled

TAG 7: Mon­tag, 17. Juni 2013
Schon wie­der ein Jahr älter – von Sout­hamp­ton nach Portsmouth

Heu­te ist mein Geburts­tag und was liegt da näher, als Sachen zu machen, die ich ger­ne mache. Aber halt, ich grei­fe vor. Nach dem Auf­ste­hen galt der erster Blick dem Him­mel, der lei­der nicht so ein­la­dend aus­sah. Zu Glück war es aber trocken. Eigent­lich hat­te ich ja vor, heu­te auf die Isle of Wight zu fah­ren. Die­sen Plan hat­te ich aber ver­wor­fen, denn heu­te war Abrei­se­tag des Isle of Wight Festi­val und die Prei­se der Fäh­ren des­halb astro­no­misch hoch. Nun hat­te ich sozu­sa­gen einen Leer­tag. Vor­her geplant hat­te ich nun zwei Her­ren­häu­ser zu besu­chen und ein­fach noch spon­tan ein wenig die Küste ent­lang zu fah­ren. Doch es kommt Erstens mal wie­der anders und Zwei­tens als man denkt. Erst ein­mal neh­me ich aber zahl­rei­che Glück­wün­sche per Tele­fon und SMS ent­ge­gen und eini­ge Gra­tu­lan­ten waren schon sehr früh dran, hat­ten sie doch ver­ges­sen, dass ich ihnen eine Stun­de hin­ter­her hin­ke. Gefreut habe ich mich trotzdem.

Und wäh­rend ich mich nun so lang­sam abfahr­be­reit mache, kommt mir doch spon­tan die Idee doch noch zum Port­land Bill Light­house zu fah­ren. Eigent­lich hat­te ich das aus der dies­jäh­ri­gen Tour gestri­chen, da es etwas abseits der Rou­te lag, doch ich hat­te ja für heu­te kei­nen festen Plan, war­um also nicht? Und so mache ich mich auf den Weg.

Portland Bill Lighthouse (1)

Der erste Leucht­turm auf der Isle of Port­land wur­de 1716 errich­tet, um die Schif­fe im Ärmel­ka­nal von den gefähr­li­chen Sand­bän­ken zu war­nen. Im Jahr 1798, wur­den zwei Geschüt­ze am Leucht­turm instal­liert, um die mög­li­che Inva­si­on von Napo­le­on abzu­weh­ren. 1869 wur­den die bei­den alten Tür­me durch Neu­bau­ten ersetzt. Weni­ge Jah­re spä­ter, im Jahr 1906, wur­de der heu­ti­ge Turm erbaut, um die­se Bei­den zu erset­zen. Seit 1996 ist der Leucht­turm automatisiert.

Portland Bill (4)

Portland Bill (3)

Das Port­land Bill Light­house hat eine Höhe von 41 Metern, das Licht befin­det sich in einer Höhe von 43 Meter über dem Meeresspiegel.

Portland Bill Lighthouse (2)

Portland Bill (2)

Portland Bill (1)

Einer der alten Leucht­tür­me ist auch heu­te noch erhal­ten und wur­de zu einer Vogel­war­te umgebaut.

Portland Bill (5)

Von den Fel­sen der Insel Port­land habe ich auch einen schö­nen Blick auf die Strän­de am Ärmelkanal …

Portland Bay

… sowie Wey­mouth, Port­land und den Hafen.

Portland Bay (2)

Nach einem schö­nen, aber lei­der wol­ki­gen Vor­mit­tag, fah­re ich zurück in Rich­tung Sout­hamp­ton. Unter­wegs beginnt es lei­der wie­der ein­mal zu reg­nen, sodass mei­ne geplan­ten Stopps in Bour­ne­mouth und Poo­le lei­der sprich­wört­lich ins Was­ser fallen.

Spon­tan ent­schei­de ich mich des­halb dazu, einem mei­ner Lieb­lings­häu­ser einen zwei­ten Besuch abzu­stat­ten, dem Uppark Man­or. Schon bei mei­nem ersten Besuch hier im Jahr 2009 hat mich das Haus und sei­ne Geschich­te in den Bann gezo­gen und auch heu­te geht es mir nicht anders. Lei­der darf ich im Uppark Man­or auch nicht foto­gra­fie­ren, dies­mal aller­dings mit gutem Grund, denn hier wohnt noch immer eine Fami­lie und vie­le der aus­ge­stell­ten Möbel und Kunst­wer­ke sind deren Pri­vat­ei­gen­tum, selbst wenn das Haus vom Natio­nal Trust ver­wal­tet wird.

Uppark Manor (2)

Uppark Man­or wur­de 1690 für Ford Grey, den Earl of Tan­ker­ville erbaut und 1747 an Sir Matthew Fether­s­tonhaugh ver­kauft. Auch heu­te noch bewohnt die Fami­lie die obe­ren zwei Stock­wer­ke des Hau­ses und nutzt das Erd­ge­schoss, wenn das Haus geschlos­sen ist.

Es war ein hei­ßer Nach­mit­tag als am 30. August 1989 bei Arbei­ten am Dach ein Feu­er im Haus aus­bracht. Die­ses brei­te­te sich schnell aus, wur­de aber noch recht­zei­tig ent­deckt, sodass zumin­dest fast 90% aller Möbel und Kunst­ge­gen­stän­de geret­tet wer­den konn­ten. Das Haus brann­te jedoch völ­lig aus. Das Haus wur­de jedoch nach die­ser Kata­stro­phe voll­stän­dig wie­der auf­ge­baut und die Ein­rich­tung zurück an ihre Plät­ze gebracht, sodass heu­te nichts mehr von dem Feu­er zeugt, außer die Fotos und ein Video, die den Brand dokumentieren.

Übri­gens ver­brach­te der bri­ti­sche Autor H.G. Wells einen Teil sei­ner Kind­heit im Uppark Man­or, denn sei­ne Mut­ter Sarah arbei­te­te hier als Haus­wirt­schaf­te­rin und sein Vater John als Gärtner.

Uppark Manor (1)

Eine kur­ze Fahrt in Rich­tung Süden bringt mich schließ­lich mei­nem letz­ten Ziel des heu­ti­gen Tages näher, den Hafen­städ­ten Ports­mouth und South­sea. Auf der Fahrt zu mei­nem Hotel mache ich noch einen klei­nen Abste­cher in die Innen­stadt von Portsmouth.

In die­sem schö­nen Stadt­haus im Her­zen von Ports­mouth wur­de am 7. Febru­ar 1812 der Schrift­stel­ler Charles Dickens gebo­ren. Im Jahr 1904 wur­de das Haus in ein Muse­um umge­wan­delt und zeigt heu­te auch das Zim­mer, in dem Dickens das Licht der Welt erblick­te. Auch im Haus zu sehen ist die Couch, auf der Dickens in Kent verstarb.

Charles Dickens Birthplace

Mei­ne Über­nach­tung habe ich heu­te im Best Western Roy­al Beach Hotel gebucht. Das liegt in South­sea direkt am Ärmel­ka­nal und bie­tet dem­entspre­chend einen schö­nen Ausblick.

Best Western Royal Beach Hotel (4)

Mein Zim­mer ist dies­mal wie­der ein in Groß­bri­tan­ni­en noch immer übli­ches Ein­zel­zim­mer. Ich habe aller­dings nur seit­li­chen Meer­blick, da ich die­ses Zim­mer für eine Nacht gün­sti­ger bekom­men konnte.

Best Western Royal Beach Hotel (1)

Best Western Royal Beach Hotel (2)

Best Western Royal Beach Hotel (3)

Nach dem Ein­checken bege­be ich mich erst ein­mal auf eine klei­ne Ent­deckungs­tour durch South­sea. Direkt am Was­ser in einem schö­nen Park liegt das South­sea Cast­le, das ich aber nur von außen erkun­den kann, da es schon geschlos­sen hat.

South­sea Cast­le wur­de 1544 von Hein­rich VIII. erbaut und war eine der Bur­gen, die er zum Schutz der Insel vor Ein­dring­lin­gen errich­ten ließ. Tra­gisch ist, dass kurz nach der Fer­tig­stel­lung, das Flag­schiff Hein­rich VIII., die Mary Rose, in den Gewäs­sern vor der Burg sank.

Southsea Castle (1)

Von hier habe ich auch einen guten Blick auf den Pier von South­sea. Die­ser macht aller­dings bei genaue­rem Hin­se­hen einen sehr trost­lo­sen und ver­las­se­nen Eindruck.

Southsea Pier

Der klei­ne Leucht­turm aber, der auf dem South­sea Cast­le 1820 errich­tet wur­de, ist noch heu­te zur Schiffs­na­vi­ga­ti­on im Dienst.

Southsea Castle (2)

Auch das geschäf­ti­ge Trei­ben auf dem Was­ser kann ich von hier beob­ach­ten. Mit einer die­ser Fäh­ren will ich mor­gen auf die Isle of Wight fahren.

Isle of Wight Ferry

Wenn ich nach Nor­den schaue kann ich den Spinna­ker Tower in Ports­mouth sehen. Dort will ich heu­te Abend noch hin.

Spinnaker Tower (1)

Eben­so vor­bei kom­men hier die Schif­fe, die aus dem Kreuz­fahrt­ha­fen in Sout­hamp­ton able­gen, wie z.B. die Carib­be­an Princess,…

Caribbean Princess

…und auch die Fäh­ren, die von Ports­mouth und Sout­hamp­ton zum euro­päi­schen Fest­land oder den Kanal­in­seln unter­wegs sind.

Ferrys

Zum Abend­essen fah­re ich heu­te zu den Gun­warf Quays in Ports­mouth. Gun­warf Quays war einst ein bedeu­ten­der Teil der Schiffs­werf der bri­ti­schen Mari­ne in Ports­mouth. Die Segel­schif­fe der Roy­al Navy muss­ten regel­mä­ßi­ger War­tung unter­zo­gen wer­den. Da sie mit all ihren Waf­fen jedoch zu schwer für die höl­zer­nen Trocke­docks waren, muss­ten all ihre Waf­fen­sy­stem zuerst demon­tiert wer­den. Als die Schif­fe und die War­tungs­docks moder­ner wur­den, war das Abbau­en der waf­fen jedoch nicht mehr von Nöten und Gun­warf Quays wur­de verlassen.

Im Jahr 1995 wur­de das gesam­te Gebiet schließ­lich ver­kauft und ent­wickelt. Es soll­te zur Wie­der­be­le­bung der Hafen­ge­gend die­nen. Dazu wur­de hier Geschäf­te, Restau­rants und ein Kino ange­sie­delt, und das äußerst erfolg­reich. Auch ein gro­ßer Segel­boot­ha­fen sowie Woh­nun­gen sind in dem Gebiet gebaut wor­den. Die Gegend ist inzwi­schen so beliebt, dass ein Pent­house 2012 für die Rekord­sum­me von £2.5 Mio. ver­kauft wurde.

Gunwharf Quays (1)

Zum Ensem­ble gehört auch der 170 Meter hohe Spinna­ker Tower. Der Turm wur­de in Form eines rie­si­gen Segels errich­tet und 2005 eröff­net. Das Design wur­de übri­gens von den Bür­gern der Stadt gewählt. Ihnen wur­den mehe­re Ent­wür­fe vor­ge­legt und sie durf­ten ent­schei­den, wel­cher in Ports­mouth errich­tet wird. Der Turm hat eine Aus­sichts­platt­form in 105 Metern Höhe, die die höch­ste Groß­bri­tan­ni­ens außer­halb von Lon­don ist.

Gunwharf Quays (6)

Gunwharf Quays (7)

Die­se Tele­fon­zel­le am Gun­warf Quays ist ürbi­gens kei­ne gewöhn­li­che. Sie stand vie­le Jah­re auf einem U‑Boot Hafen und vie­le See­leu­te nut­zen sie, um in Kon­takt mit ihren Lie­ben zu tre­ten. Im Jahr 2000 wur­de sie von der Bri­ti­schen Tele­kom gespen­det. Die Zel­le gehört übri­gens zur Bau­rei­he K6, der ersten Tele­fon­zel­le, die flä­chen­deckend außer­halb von Lon­don errich­tet wur­de. Pro­du­ziert wur­de sie erst­ma­lig 1935 anläss­lich des sil­ber­nen Thron­ju­bi­lä­ums von König Geor­ge V.

Gunwharf Quays (8)

Mein Abend­essen neh­me ich heu­te bei Fran­kie & Benny’s ein, einer italienisch-​amerikanischen Restau­rant­ket­te in Groß­bri­tan­ni­en. Das Essen ist sehr gut und auch die Atmo­sphä­re gefällt mir, nur Free Refill gibt es lei­der nicht, was ich bei dem ame­ri­ka­ni­schen The­ma eigent­lich erwar­tet hätte.

Danach zieht es mich noch­mals nach drau­ßen, wo heu­te ein schö­ner Son­nen­un­ter­gang auf mich war­tet. Was für ein schö­ner Aus­klang an mei­nem Geburtstag.

Gunwharf Quays (2)

Gunwharf Quays (3)

Gunwharf Quays (4)

Sunset (1)

Gunwharf Quays (5)

Mei­len: 218
Wet­ter: bewölkt mit Schau­ern und son­ni­gen Abschnitten/​ 15–23 Grad
HOTEL: Best Western Roy­al Beach, £58.50

weiter