TAG 20: Sonntag, 28. Februar 2010
Texas Flood – von Lafayette nach Galveston
Auf meinem Weg von Lafayette nach Galveston fahre ich überwiegend durch flaches Gebiet in der Nähe des Golf von Mexiko. Über den historischen Sabine Pass erreiche ich schließlich wieder den Lone Star State. Mein erster Stopp auf texanischem Boden führt mich nach Port Arthur, einer ganz und gar häßlichen und auch heruntergekommenen Stadt, die aber Heimatstadt von Janis Joplin ist. Nur führt mich die hier nicht her, sondern, wie soll es anders sein, eine kleine, aber feine Ansammlung historischer Häuser.
Zu den schönsten Gebäuden von Port Arthur zählt die Pompeeian Villa. Erbaut wurde sie von Isaac Ellwod, dem König des Stacheldrahts, als eine exakte Kopie eines Hauses im italienischen Pompeii.
Im Jahr 1906 erbaute der Bänker und Bürgermeister Rome H. Woddworth das Rose Hill Manor in unmittelbarer Nachbarschaft zur Pompeiian Villa. 1948 schenkte die Familie das Haus der Stadt, die es heute als Museum betreibt.
Das Vuylsteke Dutch Home wurde 1906 vom ersten holländischen Konsul in Port Arthur erbaut. Das Haus ist heute noch original eingerichtet und bietet so einen interessanten Blick zurück in die Zeit vor 100 Jahren.
Rechts und links der 3 bekanntesten Häuser in Port Arthur gibt es noch einige wenige weitere schöne Gebäude zu entdecken, das war es aber dann auch schon mit der Schönheit. Aus dem Rest der Stadt kann ich nicht schnell genug verschwinden.
Hübscher anzusehen ist da schon das nördlich von Port Arthur liegende Beaumont. Im kleinen aber feinen historischen Stadtkern gibt es viele schöne Häuser zu entdecken.
Kronjuwel ist aber das McFaddin-Ward Haus. 1905-06 im Beaux-Arts Colonial Revival Stil erbaut, zeigt das Haus noch heute, wie die Famillie McFaddin hier über 75 Jahre lebte. Als Letzte wohnten Mamie McFaddin-Ward und ihr Ehemann Caroll Ward in dem Haus. Sie lebten hier, seit sie nach ihrer Hochzeit 1919 hier einzogen. Als Mamie McFaddin-Ward 1982 starb, ging das Haus in eine von ihr gegründete Foundation über und ist seit 1986 als Museum geöffnet.
Öl!!! – das ist der Rohstoff, der Texas reich machte. Die Geburtsstunde des Ölbooms war der 10. Januar 1901. Genau hier in Beaumont war es, wo das schwarze Gold zum ersten Mal aus dem Boden sprudelte. Innerhalb weniger Tage zogen Tausende von Menschen in die Stadt, um ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen. Einigen gelang das auch, doch viele machen ihr Vermögen, genau wie beim Goldrausch, eher durch den Handel mit den Ölsuchenden. Diese Zeit wird im Spindletop Museum wieder lebendig.
Nach Galveston will ich über die Bolivar Halbinsel fahren, ein kleiner Landstreifen, der in den Golf von Mexiko hinein ragt. Ganz flach ist hier das Land und kaum ein Baum oder Strauch zu sehen. Linkerhand kann ich immer wieder der Golf von Mexiko erblicken.
Ich bin die Strecke schon vor einigen Jahren gefahren und hatte in der zwischenzeit gehört, dass Hurrikan Ike hier besonders schlimm gewütet haben soll. Viele Gebiete in der Region liegen dem Golf von Mexiko schutzlos ausgeliefert. Zwar stehen die meisten Häuser auf Stelzen, doch auch hier entscheidet die richtige Konstruktion oft über das Schicksal der Anwesens.
Umso weiter ich fahre, desto schlimmer werden die Bilder. Auch mehr als 1 Jahr nach dem Hurrikan sind hier noch lange nicht alle Spuren beseitigt.
Erst als ich Port Bolivar erreiche, bessert sich das Bild wieder. Hier wurde schon aufgeräumt und zum Tagesgeschäft zurückgefunden. Und zu dem gehört auch die Fähre, die den kleinen Ort mit Galveston verbindet. Seit 1929 verbinden die Fähren die beiden Orte nach einem festgelegten Fahrplan und seit 1934 wird der Service vom Staat Texas betrieben. Bis 1949 kostete eine Überfahrt 25 Cent. Diese Gebühr wurde eingestellt. Seitdem ist die Überfahrt kostenlos.
Mehr als 8 Millionen Menschen benutzen die Fähren im Jahr. Zu ihnen zählen nicht nur Touristen sondern auch die Bewohner der Bolivar Peninsula, die so das texanische Festland schneller erreichen. Um die 2,7 Meilen Wasser zu überwinden, braucht die Fähre 18 Minuten. Überfahrten finden 24 Stunden am Tag statt.
Während der Überfahrt begegnet man auch immer wieder Ozeanriesen. Ich habe das Glück genau zur richtigen Zeit auf der Fähre zu sein und so die Voyager of the Seas, auf der ich ja eine Woche zuvor unterwegs war, noch einmal zu sehen. Sie ist gerade wieder auf dem Weg in südlichere Gefilde.
Ich jedoch bleibe diesmal in Galveston, wo ich im schönen Abendlicht an den Strand fahre. Von hier kann ich der Voyager of the Seas noch lange nachsehen.
Die Nacht verbringe ich heute im Hotel Galvez, einem der schönsten Hotels auf Galveston Island. 1911 erbaut, ist das Hotel auch heute noch eine Institution in der Stadt. Seit 1995 ist es in der Hand der Familie Mitchell, die das Hotel liebevoll restauriert hat, sodass es wieder in altem Glanz erstrahlt.
Meilen: 350
Wetter: sonnig/ 12–19 Grad
HOTEL: Hotel Galvez