Tag 3: 22. August 2009
Along the River – von Portland nach Grangeville
Auch heute hängen mal wieder ein paar Wolken am Himmel, doch es ist trocken und auch die Sonne lässt sich immer wieder blicken. Nach dem üblichen Snack von der Breakfast Bar im Fairfield Inn mache ich mich deshalb auch recht bald auf in Richtung Historic Columbia River Highway. Wer im Norden Oregons schnell voran kommen will, für den ist diese Straße nichts. Der ist besser dran, wenn er den neu gebauten I‑84 nutzt. Wer aber eine traumhafte Landschaft, historische Ecken und schöne Wasserfälle sehen möchte, für den ist der Highway die bessere Alternative. So also auch für mich.
Ganze 120 Kilometer windet sich der Highway von Troutdale bis The Dalles immer am Columbia River entlang. Er war der Erste als Scenic Highway gebaute Highway in den USA und ist deshalb im National Register of Historic Places und als National Historic Landmark eingetragen. Heute ist er allerdings nicht mehr in seiner gesamten Länge befahrbar, denn Teile fielen dem Neubau des I‑84 zum Opfer. Das Stück des alten US 30, welches noch erhalten ist, ist jedoch eine traumhafte Strecke, die ich schon mehrmals gefahren bin.
Nach einer relativ kurzen Fahrt erreiche ich bereits meinen ersten Stopp für heute, den Crown Point State Park, von wo ich einen wunderschönen Blick auf den Fluß habe. Hier steht auch das Vista House.
Als der Columbia River Highway gebaut wurde, erkannte Bauleiter Samuel Lancaster, dass die ursprünglich Thor’s Heights genannte 225 Meter hohe Klippe ein idealer Ort für einen Aussichtspunkt und Rastplatz wäre. Im Jahr 1916 begann der ausschließlich aus Spenden finanzierte Bau des Vista House auf der Spitze des Berges nach einem Entwurf des Architekten Edgar M. Lazarus im Jugendstil.
Das von außen mit dunklem Sandstein verkleidete oktogonale Gebäude hat 13 Meter Durchmesser. Seine mit grünen Fliesen bedeckte Kuppel ist fast 17 Meter hoch. Innen ist es mit Tokeen-Marmor aus Alaska und verschiedenen Holztäfelungen ausgestattet, auf denen Schnitzereien zur Geschichte Oregons zu sehen sind.
Jahrelang wurde das Vista House nur als Toilette genutzt. Im Jahr 2005 erfolgte jedoch eine umfassende Sanierung. Seitdem beherbergt es ein Museum mit einer Ausstellung über Sehenswürdigkeiten in der Columbia River Gorge, einen Souvenirladen und ein Café.
Hauptinitiatoren für den Bau des Highway waren die Unternehmer Samuel Hill und der Ingenieur Samuel C. Lancaster. Sie planten einen Highway, der nicht nur als Ost-West-Verbindung durch die Columbia River Gorge führen sollte, sondern eine landschaftlich schöne Strecke mit Ausblicken auf die zahlreichen Wasserfälle und auf die Schlucht des Columbia River werden sollte. Lancaster plante auch die Brücken und Tunnel der Strecke als künstlerische Bereicherungen der Landschaft.
Während ich weiter fahre, wird die Straße dann immer mehr von grünem Blattwerk verschlungen. Unterbrochen wird der Straßenverlauf dabei immer wieder von den historischen Brücken, die Lancaster hier anlegen ließ.
Wenig später erreiche ich auch den Parkplatz zum Trailhead für den ersten der vielen Wasserfälle am Columbia River, den Latourell Falls. Benannt wurde er nach Joseph Latourell, einem Pionier aus dem 19. Jahrhundert, und ist mit 75 Meter Fallhöhe der zweithöchste Wasserfall im Gebiet der Columbia River Gorge.
Der Rundweg windet sich vom Parkplatz durch die Wälder. Er ist nicht sonderlich schwer zu laufen, da er recht eben und breit ist.
Nur ein kurzes Stück weiter halte ich gleich noch einmal an einem Trailhead für einen Wasserfall. Der Wakeehna Falls ist 73 Meter hoch und über einen Rundweg zu erreichen.
Die schönsten Wasserfälle am Highway sind für mich aber die Multnomah Falls. An einer historischen Lodge gelegen, fallen sie in zwei Stufen über 189 Meter in die Tiefe.
Ein schöner, nicht zu anstrengender Weg ist der Trail zur Benson-Hängebrücke. Sie überspannt den unteren Fall und bietet schöne Ausblicke auf die 21 Meter hohen Lower Falls und die 165 Meter hohen Upper Falls.
Nach diesen drei Hikes fahre ich weiter Richtung Osten. Immer noch wird der Highway durch grünes Blattwerk überspannt und schlängelt sich über kleine Brücken.
Nach einer Weile sehe ich ein Schild, das auf die Horsetail Falls hinweist und biege auf den Parkplatz ab. Heute bin ich in Wanderlaune und will auch diesen Wasserfall noch besuchen. Rund 54 Meter fällt er in die Tiefe.
Nach diesem letzten Hike fahre ich weiter bis The Dalles, wo ich eine Mittagspause einlege. Danach verlasse ich Oregon und fahre über die The Dalles Bridge zurück nach Washington.
Hier möchte ich noch einmal das Maryhill Museum besuchen, das mich bei meinem Besuch 2002 beeindruckt hatte.
Maryhill war eigentlich als eine Quäker Siedlung von Sam Hill geplant worden. Das Haus, das heute noch unter diesem Namen bekannt ist, sollte sein Wohnhaus werden. Wasserknappheit und verschiedene Feuer beendeten die Besiedlung jedoch recht bald und auch Hill stellte den Bau seines Hauses ein. Das heutige Museum beherbergt eine Sammlung verschiedenster Kunstwerke. Unter ihnen auch Werke von Auguste Rodin. Am interessantesten finde ich aber die Sammlung, die auf die rumänische König Marie zurückgeht.
Königin Marie besuchte das Museum 1926 zu seiner Einweihung und schenkte ihm über 100 Ausstellungsgegenstände. Darunter befanden sich persönliche Objekte, Ikonen und rumänische Kunst.
Vervollständigt wurde die Sammlung allerdings erst von Alma de Bretteville Spreckels, die unzählige Objekte aus dem Nachlass der 1938 verstorbenen Königin erwarb. Diese waren eigentlich für einen rumänischen Raum im Palace of the Legion of Honor in San Francisco gedacht. Sie spendete die Ausstellungsstücke allerdings dem Maryhill Museum. Unter ihnen war auch der goldene Thron der Königin.
Auf dem Gelände des Museum, das auch wunderschöne Blicke auf den Columbia River bietet, sind auch viele Pfaue zu Hause.
Nur unweit vom Museum liegt Stonehenge, das heute vom Museum verwaltet wird. Erbaut wurde es von Sam Hill als Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten gebaut. Es ist eine aus Beton bestehende Nachbildung des britischen Stonehenge. Hill, der ein Quäker war, glaubte, in Stonehenge seien Menschenopfer dargebracht worden. Er wollte mit seinem Monument der Soldaten gedenken, die dem Kriegsgott zum Opfer gefallen waren.
Nach diesem Besuch fahre ich über die Sam Hill Memorial Bridge. Die 783 Meter lange Brücke bringt mich zurück nach Oregon.
Jetzt nehme ich den schnellen I‑84 um meinen Weg in Richtung Idaho fortzusetzen. Sobald ich die Gegend um den Columbia River verlasse, verziehen sich auch die letzten Wolken und es wird schlagartig warm.
In Pendleton verlasse ich den Interstate und biege nach Norden ab. Mein nächstes Ziel ist Walla Walla, wo ich noch einen kurzen Stopp an der Whitman Mission NHS einlege. Hier ist außer einem recht informativen Visitor Center jedoch nicht viel zu sehen und da es schon spät am Nachmittag ist, habe ich auch nicht die Muße noch einen weiteren Trail zu laufen. So fahre ich recht schnell weiter und erreiche am Abend das kleine Städtchen Grangeville in Idaho.
Meilen: 443
Wetter: erst wolkig, später heiter/ 18–33 Grad
Hotel: Super 8 Grangeville